Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee
bis ins anschließende Kambrium-Zeitalter überlebt haben, das vor gut 540 Mio. Jahren begann. In China wurde ein Vendobiont entdeckt, der vor etwa 515 – 520 Mio. Jahren gelebt haben muss. Und vielleicht ist das blattförmige Lebewesen auch nicht einfach ausgestorben, ohne Spuren zu hinterlassen. Manche Forscher halten es für einen Ahnen der heutigen Rippenquallen.
Erstes Grün
Auch Pflanzen hat es in den Meeren des Präkambriums schon gegeben. Zumindest aus der letzten Phase dieses vor gut 540 Mio. Jahren zu Ende gegangenen Zeitalters sind die Überreste von ein- und mehrzelligen Algen nachgewiesen. Allerdings waren diese Wassergewächse damals wohl seltener als heute, möglicherweise kamen sie nur in bestimmten Regionen vor
.
In den ersten Jahrmilliarden seiner Existenz blieb das Leben im Wasser – an Land war nicht die geringste Spur davon zu entdecken
(c) mauritius images (Michael Runkel)
Bizarre Gestalten
Die Meereswelt im Kambrium
Meterlange Ungetüme mit Stielaugen halten Ausschau nach Beute. Sobald sie fündig geworden sind, packen sie mit ihren großen Zangen zu und stopfen den Happen zwischen die messerscharfen Zähne in ihrem runden Maul.
Anomalocaris
ist der Name der bizarren Kreaturen – und wie „normale“ Tiere wirken sie tatsächlich nicht. Sie sehen aus, als seien sie der Fantasie eines besonders einfallsreichen Science-Fiction-Autors entsprungen. Dabei sind sie durchaus real – oder waren es zumindest. Während des Kambrium-Zeitalters vor mehr als 525 Mio. Jahren schwammen sie durch die Ozeane der Erde.
Steinerne Geschichtsbücher
Diese Periode der Erdgeschichte ist für ihr reiches Meeresleben bekannt. Allerdings gibt es nur wenige Stellen auf dem Planeten, an denen Wissenschaftler heute einen Blick zurück in diese fremde Welt werfen können. Wie die Kontinente bestehen auch die Ozeanböden aus riesigen Platten, die auf dem äußeren Teil des Erdmantels schwimmen. Da sie schwerer sind als die Platten der Kontinente, tauchen die ozeanischen Platten oft unter diese ab und verschwinden wieder im Erdmantel. In einigen Regionen auf dem Globus aber haben die steinernen Geschichtsbücher die Erdzeitalter überdauert. Im Süden Chinas und in British Columbia in Kanada z. B. finden Wissenschaftler immer wieder neue Vertreter des bizarren Kambrium-Zoos.
Die damalige Tierwelt hatte einiges zu bieten. In den versteinerten Sedimenten der sogenannten Jangtseplattform in China haben Forscher die Fossilien von mehr als 80 Tiergattungen entdeckt. Manche davon sind so gut erhalten, dass man noch Magen, Darm und andere Weichteile erkennen kann. In einigen der versteinerten Mägen liegen sogar noch die Reste der letzten Mahlzeit. Eine längst untergegangene Welt wird so wieder lebendig.
Fantasiewelt unter Wasser
Da tauchen stachelige Würmer mit Stelzenbeinen auf, die eher Sinnestäuschungen als Tiere zu sein scheinen – daher der Name
Hallucigenia
. Es gab krabbenähnliche Wesen mit zahlreichen Beinen und Anhängseln und Gliedertiere mit schlauchförmigen Rüsseln. Die bekannten Trilobiten mit ihren gepanzerten Gliederkörpern erinnern an große Asseln, die Armfüßer dagegen sehen ähnlich aus wie heutige Muscheln.
Manche der Funde sind so fremdartig, dass Forscher Mühe haben, aus den Bruchstücken der Fossilien die Gestalt der Tiere zu rekonstruieren. Andere aber wirken sehr vertraut. Sie scheinen die Urahnen von Weichtieren, Krebsen und anderen heute bekannten Tiergruppen zu sein. Sogar einen etwa 530 Mio. Jahre alten Fisch haben Paläontologen in Südchina entdeckt. Zwar hatte man lange vermutet, dass Fische erst 60 Mio. Jahre später entstanden seien. Doch
Haikouichthys
mit seinem Gehirn, seiner Rückenflosse und dem Vorläufer einer Wirbelsäule hat die Experten eines Besseren belehrt. Offenbar sind also auch die ältesten Wirbeltiere schon in den Ozeanen des Kambriums entstanden.
Urknall der Artenvielfalt?
Lange hatten Wissenschaftler angenommen, dass im Kambrium-Zeitalter in den Meeren schlagartig eine Fülle von Tierarten entstanden sei. Man stellte sich eine Art Urknall der Artenvielfalt vor, eine „Kambrische Explosion“. Inzwischen aber gibt es immer mehr Indizien dafür, dass Ahnen dieser Tiere schon in den Ozeanen früherer Epochen schwammen. Weil sie ihre Körper damals aber noch nicht mit harten Schalen schützten, ist von diesen Urtieren wenig erhalten geblieben
.
Zu den frühen Meeresbewohnern zählten Kreaturen wie die
Hallucigenia.
Im Bild eine auf Fossilienfunden
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