Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee
letzten Mal soweit. Damals war die Sonneneinstrahlung natürlich auch in Europa knapp. Da die Landmassen des alten Kontinents aber nicht so weit nach Norden reichen wie die Nordamerikas, begann die Eiszeit hierzulande eben einige Jahrtausende später.
Ein junges Karibu schläft im Schein der arktischen Sonne auf dem Schnee. Hier im Norden Kanadas begannen die Eiszeiten, als sich aufgrund eines geringen Temperaturabfalls die winterliche Schneedecke im Sommer nicht mehr völlig auflöste und die sommerliche Sonnenwärme größtenteils vom Schnee reflektiert wurde
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Ein Eisschrank holt warmes Wasser
Grönland treibt den Golfstrom an
Um dem Westen und Norden Europas die gewohnten angenehmen Temperaturen zu bescheren, braucht es paradoxerweise die Kälte des Eispanzers, der Grönland bedeckt. Denn die Kälte des Nordens zieht indirekt das warme Wasser des tropischen Atlantiks an und gibt so dem Golfstrom zusätzlichen Schub.
Gletscherkühlung
Die kalten Winde von den Gletschern Grönlands kühlen das Wasser des Eismeers kräftig ab. Kaltes Wasser aber ist schwerer als warmes und sinkt in die Tiefe. Nun ähnelt das Eismeer zwischen Skandinavien und Grönland im Prinzip einer gigantischen Schüssel, in der sich kaltes Wasser erst sammelt und dann an der tiefsten Stelle des Randes überschwappt. Zwischen dem Süden Grönlands, Island, den Färöer und dem Nordwesten Schottlands schießen jede Sekunde 6 Mrd. I Wasser über den Schüsselrand nach Süden.
Weiteres kaltes Tiefenwasser bildet sich im Süden Islands und in der Labradorsee zwischen Grönland und Kanada. Insgesamt trägt dieser Strom in der Tiefe des Nordatlantiks mit 20 Mrd. I zwanzig mal mehr Wasser als alle Flüsse der Erde zusammen. Erst an der Küste der Antarktis quillt diesesTiefenwasser wieder in die Höhe. In den oberen Schichten des Atlantiks fließt es dann wieder nach Norden und wird von der Tropensonne kräftig aufgeheizt. Als Warmwasserstrom schießen lauwarme Fluten aus dem Golf von Mexiko heraus und teilen sich im Nordatlantik auf: Etliche Wasserströme fließen in Kreisströmen in einem Bogen nach Süden und Westen in die Karibik zurück. Dort werden sie erneut aufgeheizt – und absolvieren den gleichen Kreislauf im Uhrzeigersinn noch einmal.
Wie die Heizung ausfallen könnte
Ein Teil der lauwarmen Wassermassen dieses Golfstroms aber verlässt den Kreisverkehr und schiebt relativ warmes Wasser an Europas Küsten vorbei bis hoch in den Norden Skandinaviens. „Nordatlantikstrom“ nennen die Forscher diesen Ast des Strömungssystems, der gleichzeitig als Warmwasserheizung Europas dient. Diese Heizung aber kann ausfallen: Denn je weniger Salz in der Nähe Grönlands im Wasser gelöst ist, umso leichter bleibt das abgekühlte Wasser und sinkt langsamer oder gar nicht mehr in die Tiefe.
Katastrophenfilm mit Hintergrund
Flutwellen schießen durch die Straßen von New York, ungeahnt heftige Tornados und Hagelstürme verwüsten ganze Landstriche, ein massiver Kälteeinbruch vereist Europa und Teile Nordamerikas. In seinem Film „The day after tomorrow“ beschrieb Roland Emmerich im Jahr 2004 zwar sehr überspitzt, in den Grundzügen aber richtig eine Überlegung von Klimaforschern: Die Klimaerwärmung könnte die Strömungen im Atlantik unterbrechen, die vor allem Europa mit Wärme versorgen
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Lässt der Klimawandel die Temperaturen steigen, verdampft mehr Wasser aus den Ozeanen. So wandern mehr Wolken und Niederschlag ins Eismeer. Regen- und Schneefälle aber verringern den Salzgehalt dort. Dadurch sinkt weniger Wasser in die Tiefsee und weniger Wasser schwappt über den Tellerrand und schießt als Tiefwasserstrom Richtung Antarktis. Das in der Tiefe abfließende Wasser aber fehlt an der Oberfläche. Wie ein gigantischer Sog zieht daher die Tiefenwasserbildung warmes Wasser aus dem Süden zum Polarmeer. Schalten steigende Niederschläge den Tiefwasserstrom ganz aus, fehlt also sozusagen eine Hauptpumpe, die warmes Wasser nach Europa zieht – und die Alte Welt könnte ganz schön ins Frieren kommen.
Die Gletscher Grönlands – hier der Westfjord-Gletscher – treiben den Golfstrom an
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(c) picture-alliance/dpa
Dammbruch stoppt Warmwasserheizung
Schmelzwasser aus Kanada unterbrach den Nordatlantikstrom
Die gewaltige Barriere aus Eis knistert bedrohlich, plötzlich birst der gewaltige Damm aus massivem Gletschereis an einer Stelle völlig. Aus dem Agassizsee hinter dem Damm schießt in einem gewaltigen Strom
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