Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee
Ammoniak und Wasserstoff zusammen. Erhitztes Wasser sollte die Meere und das daraus verdunstende Wasser darstellen. Und elektrische Entladungen zuckten als urzeitliche Blitze durch die Apparatur.
Tümpel oder Tiefsee?
Das Ergebnis des Versuchs begeisterte den Forscher. Denn aus den einfachen chemischen Zutaten entstanden in wenigen Tagen komplexe, kohlenstoffhaltige Moleküle, wie sie in Lebewesen vorkommen. So fanden sich in den Glasbehältern sogenannte Aminosäuren, die für Lebewesen extrem wichtig sind. Denn aus diesen Verbindungen bestehen die Proteine, die sämtliche Lebensfunktionen von Organismen in Gang halten. Damit schien alles klar: Das Leben war aus Molekülen entstanden, die in der „Ursuppe“ der Ozeane schwammen.
Bald aber wiesen Zweifler darauf hin, dass die Konzentration von Wasserstoff, Methan und Ammoniak in der echten Uratmosphäre viel geringer gewesen sei als in Millers Labor-Erde. Außerdem hätten durch zufällige Blitzschläge nur relativ wenige Aminosäuren entstehen können, die sich im riesigen Urozean weit verteilt hätten. Wie hätten da genügend Moleküle zusammentreffen sollen, um Proteine zu bilden? Manche Forscher argumentieren, dass die Wiege des Lebens in flachen Lagunen oder Gezeitentümpeln gestanden haben könnte. Dort sei immer mehr Wasser verdunstet, sodass sich die anderen Moleküle in der Ursuppe immer stärker konzentrierten.
Andere Wissenschaftler vermuten eher, dass die ersten Organismen in der Nähe heißer Tiefseequellen geboren wurden. Dort hätten sich einfache Verbindungen zunächst an Mineralien angelagert und dann zu komplexeren Molekülen verbunden. Die für solche Reaktionen nötige Energie hätten die heißen Quellen jedenfalls zuverlässiger liefern können als ein paar vereinzelte Blitzeinschläge.
Waren Lagunen oder Gezeitentümpel wie dieser die Wiege des Lebens?
(c) mauritius images (imagebroker.net)
Einzeller und Luftmatratzen
Die ersten Meeresbewohner
Das Leben entstand im Ozean – und etwa 3Mrd. Jahre lang begnügte es sich mit diesem Lebensraum. Da blieb genügend Zeit, um eine Vielzahl von interessanten Lebewesen zu entwickeln, deren Aussehen so unterschiedlich war wie ihre Lebensweise.
Solarkraftwerke im Ozean
Die ersten Wasserbewohner waren reichlich unscheinbare Einzeller. Und doch schickten sich diese frühen Winzlinge an, die Lebensbedingungen auf dem Planeten komplett umzukrempeln. Denn sie beherrschten bereits eine Technik, mit der Pflanzen noch heute ihre Energieversorgung sicherstellen. In einer Art lebendem Solarkraftwerk wandeln sie die Energie der Sonnenstrahlung in energiereichen Zucker um, den sie dann für ihre Lebensprozesse entsprechend nutzen können. Fotosynthese nennen Biologen diese Form der Energiegewinnung. Bei diesem Vorgang aber wird als Abfallprodukt Sauerstoff frei. Diese Verbindung haben die Einzeller schon früh in der Erdgeschichte ins Wasser abgegeben, aus den Fluten gelangte sie dann in die Atmosphäre. Dort reicherte sich das Gas aus der Meeresfabrik immer mehr an – der Grundstein für die heute typische Sauerstoffatmosphäre des Planeten war gelegt.
Bis die ersten komplizierteren Lebewesen in den Meeren auftauchten, sollte es allerdings noch viele Millionen Jahre dauern. Die ersten Fossilien von mehrzelligen Organismen stammen aus der Zeit vor etwa 600 Mio. Jahren. Harte Schalen hatten diese Urzeittiere noch nicht erfunden, deshalb haben nur wenige ihrer Überreste die Jahrmillionen überdauert. Versteinerte Zeitzeugen dieser Epoche wurden jedoch in zahlreichen Weltregionen entdeckt. Offenbar waren die Vertreter dieser Fauna am Ende des Präkambrium-Zeitalters über die ganze Welt verbreitet.
Das Rätsel der Luftmatratzen
Etliche dieser Meeresbewohner sehen äußerst fremdartig aus. Manche erinnern z. B. an kleine abgesteppte Luftmatratzen. Diese Vendobionta genannten Organismen halten manche Wissenschaftler weder für Tiere noch für Pflanzen, sondern für ein ganz eigenes Reich von Lebewesen. Dieses sei aber eine Sackgasse der Evolution gewesen, seine Vertreter seien komplett ausgestorben. Andere halten die Sonderlinge dagegen für nicht besonders gut erhaltene Würmer. Neben den „Matratzen“ sind aus dieser Zeit aber auch vertrauter wirkende Arten erhalten geblieben, die an Schwämme, Quallen oder Korallen erinnern. Ob diese Lebewesen aber tatsächlich mit solchen heute bekannten Tiergruppen verwandt sind, ist umstritten. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass die rätselhaften Tiere zumindest
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