Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee
reichern die gefährlichen Gifte in hohen Konzentrationen an. Immerhin filtrieren sie in einer Stunde etwa 20 l Wasser. Und darin können sich während einer Algenblüte viele Millionen Einzeller befinden, deren Gifte in den Muscheln hängen bleiben.
Solche Toxine rufen je nach Algenart verschiedene Symptome hervor. Das Spektrum reicht von Verdauungsbeschwerden bis zum Gedächtnisverlust. Berüchtigt ist die „Paralytische Muschel- und Krabbenvergiftung“ („Paralytic Shellfish Poisoning“, PSP). Sie wird durch Saxitoxin ausgelöst, das tausend Mal giftiger ist als Zyankali. Es blockiert die Weiterleitung von Nervensignalen, Lähmungen von Muskeln und Atemwegen sind die Folge. Schon weniger als 1 mg Saxitoxin kann einen erwachsenen Menschen töten.
Bei Phosphormangel steigern z. B. die Panzergeißler
Alexandrium tamarense
ihre Giftproduktion um ein Vielfaches – und können dann solche „red tides“ auslösen
.
(c) NIWA
Schwebende Tiere
Das Zooplankton
Sie sind den Strömungen hilflos ausgesetzt. In den Ozeanen der Welt treibt ein Heer von Tieren umher, das sich nicht durch aktives Schwimmen zu jedem gewünschten Ziel bewegen kann. „Zooplankton“ nennen die Biologen diese Organismen, die steuerlos im Wasser schweben.
Tierische Fischer
Solche Tiere können durchaus beachtliche Größen erreichen. Quallen z. B., die es leicht auf einige Meter Durchmesser bringen können, gehören zum Zooplankton. Die meisten der schwebenden Meeresbewohner sind allerdings eher Winzlinge.
Auf Stippvisite
Nicht alle im Wasser schwebenden Tiere verbringen ihr ganzes Leben als Zooplankton. Für viele ist diese Lebensweise nur eine Übergangsphase. So lassen sich die Eier und Larven vieler Tiere eine Zeit lang in der Strömung treiben, bevor sie als Erwachsene den Meeresgrund besiedeln. Für wenig mobile Arten wie Schnecken, Muscheln oder Seeigel bietet sich so die Chance, neue Lebensräume in einiger Entfernung zu erobern
.
Den bei Weitem größten Teil des Zooplanktons stellen die nur wenige Millimeter großen Ruderfußkrebse, von denen Biologen etwa 14 000 verschiedene Arten kennen. Wahrscheinlich gehören sie zu den häufigsten Tieren, die es überhaupt auf der Erde gibt. Im Frühjahr explodieren ihre Bestände regelrecht. Denn dann entwickeln sich auch massenhaft winzige Algen, von denen die kleinen Vegetarier leben. Um ihre pflanzliche Beute einzufangen, haben die Krebse eine sehr effiziente Technik entwickelt: Sie strampeln einfach mit ihren Schwimmbeinen und erzeugen so einen Wasserstrom, der die Algen zu ihnen hinzieht. Mit speziellen kleinen Fangkörbchen an ihren Gliedmaßen können sie so massenweise Nahrung aus dem Wasser fischen.
Auch andere Planktonarten nutzen raffinierte Fangtechniken, um ihren Hunger zu stillen. Manteltiere und manche Wurmlarven z. B. bauen sich ballonförmige Netze aus Schleim. So sitzen die Larven des Wurmes
Pectinaria californiensis
am Eingang solcher Schleimgebäude und strudeln mit kräftigen Ruderbewegungen Wasser mitsamt den darin schwebenden Partikeln hinein. Sehr kleine Teilchen fließen einfach durch die Hauswände wieder nach draußen. Größere Partikel passen dagegen nicht mehr durch die Poren der Wände. Sie werden im Inneren zurückgehalten, zum Larvenmaul gestrudelt und verschlungen.
Netze auf der Speisekarte
Möglicherweise sichern solche Schleimhäuser nicht nur ihren Bewohnern das Überleben. Wissenschaftler vermuten, dass die ausgemusterten Fangnetze von geschwänzten Manteltieren einen großen Teil des Lebens auf dem Meeresboden ernähren. Die meisten dieser tierischen Ballonbauer sind winzig klein, es gibt aber auch Arten, die bis zu 6 cm lang werden. Ihre Schleimhüllen erreichen oft Durchmesser von mehr als 1m. Ist der Ballon beschädigt, wirft das Tier sein Haus einfach ab und baut ein neues. Die leere Hülle kollabiert und sinkt rasch auf den Meeresboden. Auf ihrem Weg in die Tiefe haben Bakterien kaum Zeit, das Material abzubauen. Mit Videokameras haben die Forscher vor der kalifornischen Küste festgestellt, dass diese Ballons in großen Mengen den Meeresboden erreichen und so sehr viele organische Kohlenstoffverbindungen in die Tiefe transportieren. Wenn die Manteltiere in anderen Meeren ähnlich häufig sind wie vor der kalifornischen Küste, könnten sie im Kohlenstoff- und Energiekreislauf der Ozeane eine wichtige Rolle spielen.
Rädertierchen gehören zum Zooplankton. Ihren Namen verdanken sie ihrem Räderorgan, zwei Wimpernkränzen, die fast ständig
Weitere Kostenlose Bücher