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Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Grupen
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Novize ins Dominikanerkloster ein, studierte in Erfurt und wurde zum Priester geweiht. In der Predigerkirche soll er auch seine berühmten „Reden der Unterweisung“ gehalten haben, in denen er u. a. forderte: „Richte dein Augenmerk auf dich selbst, und wo du dich findest, da lass ab von dir. Das ist das Allerbeste.“
    (c) dpa/Picture-Alliance, Frankfurt

Die Trennung von Philosophie und Theologie
Johannes Duns Scotus (um 1266–1308)
    Heute unterscheiden wir wie selbstverständlich zwischen Theologie und Philosophie, zwischen Glauben und Vernunft. Ihren sprachlichen Wurzeln nach ist die Philosophie (griech.: Weisheitsliebe) wesentlich breiter angelegt als die Theologie (griech.: Lehre von Gott). Tatsächlich aber waren abendländische Philosophie und christliche Theologie jahrhundertelang zwei Aspekte desselben Erkenntnisstrebens. Erst mit der Philosophie des Johannes Duns Scotus im Hochmittelalter beginnen Philosophie und Theologie getrennte Wege zu gehen.
    Mitten unter uns
    Seine letzte Ruhestätte hat der weitgereiste Duns Scotus in der Kölner Minoritenkirche gefunden, keine fünf Minuten vom Kölner Dom entfernt. Sein ansonsten schmuckloser Sarkophag trägt die lateinische Inschrift: „Scotia me genuit. Anglia me suscepit. Gallia me docuit. Colonia me tenet.“, zu deutsch: „Schottland hat mich hervorgebracht. England hat mich genährt. Frankreich hat mich gelehrt. Köln bewahrt mich.“ In der nahen St.-Andreas-Kirche ist mit Albertus Magnus ein weiterer bedeutender christlicher Gelehrter des Mittelalters begraben
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Unterschiede nehmen Form an
    Als ältere Schwester der beiden Wissenschaften bestimmte die Philosophie fast ein Jahrtausend lang das Nachdenken des Menschen über sich selbst. Erst als der christliche Kaiser Justinian I. 529 die von Platon gegründete Akademie auflöste, gewann die Theologie an Einfluss. Von der Antike bis ins frühe Mittelalter kannte man nur eine einzige Fachrichtung, die mal als Philosophie, mal als Theologie bezeichnet wurde.
    Doch der Franziskanermönch Duns Scotus gelangte zu der Erkenntnis, dass es im abendländischen Denken nicht nur unterschiedliche Lehrmeinungen, sondern auch zwei grundverschiedene Denkansätze gebe: Während die Philosophen die Welt aus sich selbst heraus zu erklären versuchen, sehen die Theologen überall in der Welt das göttliche Wirken. Damit führte er eine scharfe und grundsätzliche Unterscheidung der beiden Disziplinen ein: die Philosophie als Wissenschaft von der Welt und die Theologie als Wissenschaft von Gott. Zu seinem differenzierten Urteil haben nicht zuletzt Scotus’ weite Reisen und seine Begegnungen mit den führenden Gelehrten seiner Zeit beigetragen. Duns Scotus lehrte in Oxford, Cambridge, Paris und schließlich in Köln, wo er auch begraben ist.
Wendepunkt des Denkens
    Duns Scotus hatte beträchtlichen Einfluss auf die Theologie des Mittelalters. Zu seinen bedeutendsten Anhängern zählt William von Ockham, der wie Scotus dem Franziskanerorden angehörte. Mit seiner Trennung von Philosophie und Theologie leitete Scotus eine geistige Wende ein, ohne je ein einziges systematisches Buch geschrieben zu haben. Anders als etwa Thomas von Aquin (um 1225–1274) hat Duns Scotus nie ein theologisches Grundlagenwerk, eine „Summa Theologiae“, verfasst. Inhaltlich schlägt Scotus sich in seinen Schriften interessanterweise auf die Seite der Philosophen. Er behauptet nämlich, Gott sei der Vernunft ohne übernatürliche Offenbarung zugänglich, wenn auch nur auf indirektem Weg. Wir erkennen Gott, indem wir von den beobachteten Wirkungen, der Schöpfung, auf die Ursache, den Schöpfer, schließen. Dennoch bewertete Duns Scotus den Zugang zu Gott durch den Glauben höher als die vernünftige Erkenntnis Gottes.

Der aufgrund seiner Scharfsinnigkeit auch mit dem Beinamen „Doctor Subtilis“ geehrte Duns Scotus im Gespräch mit seinem Zeitgenossen Albertus Magnus, Gemälde des Bologneser Künstlers Amico Aspertini (1470–1552), Pinacoteca Civica, Como
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Ockhams Rasiermesser und der Nominalismus
William von Ockham (um 1285–1350)
    In seinem Dialog „Protagoras“ wirft Platon (427–347 v. Chr.) die Frage auf, warum man zum Arzt gehen soll, wo doch Ärzte ihren Patienten häufig so große Schmerzen bereiten, indem sie „brennen und schneiden“. Seine Antwort: Ein guter Arzt amputiere nur kranke Körperteile und brenne nur böse Geschwüre aus, und das auch nur zum Wohl des Patienten. Die

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