Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Grupen
Vom Netzwerk:
Schmerzen müsse der Patient zugunsten der Gesundheit in Kauf nehmen. Ganz ähnlich beschreiben mittelalterliche Zeugen das philosophische Handwerk des Franziskanermönchs William von Ockham, den seine Zeitgenossen wegen seiner Überlegenheit im Streitgespräch ehrfürchtig den „Unbesiegbaren“ nannten.
    Ockham übte seine Kunst nicht am Körper und dessen Wucherungen aus, sondern am Geist und dessen überflüssigen Annahmen. Sein Credo: „Je einfacher, desto besser“. Das Prinzip des sogenannten Ockham’schen Rasiermessers fordert, alle Annahmen aufzugeben, die zur Beschreibung eines Sachverhalts nicht unbedingt erforderlich sind. Einfache Theorien sind leichter zu überprüfen und nötigenfalls auch leichter zu widerlegen als schwierige Konstrukte. Die einfachste Erklärung muss zwar nicht immer die richtige sein, aber sie beschleunigt den Erkenntnisfortschritt.
Ockham und der Universalienstreit
    Ideengeschichtlich wichtiger ist Ockhams Beitrag zum sogenannten Universalienstreit. Es geht dabei um die Frage, ob ein Begriff wie zum Beispiel „das Gute“ nur ein von Menschen eingeführter Sammelbegriff für viele, einander ähnliche Erfahrungen, in diesem Beispiel mit guten Menschen und Taten, oder ob es nicht vielmehr etwas von der Erfahrung Unabhängiges ist. „Das Gute“ wäre dann mehr als die Summe seiner Teile, sozusagen ein eigenes „Ding“. Letztere Position, der auf Platon zurückgehende Realismus, der den abstrakten Dingen eine unabhängige Realität zubilligt, wurde auch von führenden Vertretern der christlichen Scholastik übernommen. Viele Scholastiker verzichten auf die Verankerung allgemeiner Begriffe in der Naturbeobachtung und leiten die Begriffe stattdessen aus höheren Glaubens- und Lehrsätzen ab.
    Überdisziplinäres Modell
    Weil es in der Wissenschaft selten Endlösungen gibt, sondern vielmehr beinahe ständig gute Erklärungsmodelle von besseren abgelöst werden, hat sich das Rasiermesser als Prinzip der geistigen Sparsamkeit in vielen Disziplinen bewährt. Ockham selbst allerdings hat dieses Prinzip nie ausdrücklich formuliert. Der Begriff „Ockhams Rasiermesser“ taucht sogar erst 500 Jahre später beim englischen Physiker William Hamilton (1805–1865) auf
.
Nominalismus gegen Realismus
    Ockham war auch in dieser Sache dem Prinzip des Rasiermessers treu. Er entschied sich für die einfachere Annahme, „das Gute“ sei tatsächlich nur ein Oberbegriff, ein Name sozusagen, für viele Erfahrungen. „Das Gute“ fügt der Welt nichts hinzu, sondern erleichtert nur deren Beschreibung. Allein das Einzelne ist wirklich, das Allgemeine existiert nur in den Köpfen der Menschen und muss aus dem Einzelnen erklärt werden. Nicht die Allgemeinbegriffe existieren vor den Einzelbegriffen, noch nicht einmal im Geiste Gottes, sondern das Einzelne geht dem Allgemeinen voraus.
    Damit war Ockham im Mittelalter der wichtigste Vertreter und Erneuerer des zuvor von der Kirche verworfenen sogenannten Nominalismus (nach lat.
nomen
, Name), der die Scholastik in ihren Grundfesten erschütterte. Ockham beschleunigte damit die von Duns Scotus begonnene Trennung von Philosophie und Theologie.

Einem breiten Publikum wurden William von Ockham und seine Welt durch Umberto Ecos (*1932) Roman „Der Name der Rose“ und Jean-Jacques Annauds gleichnamigen Film von 1986 bekannt. Ockham ist die historische Vorlage für Ecos Helden William von Baskerville. Sean Connery spielt den Franziskanerpater als strengen, aber jovialen Sherlock Holmes des Mittelalters. Wie ein zweiter Vater kümmert er sich um seinen jungen Schützling Adson und klärt nebenher noch ein Verbrechen auf. Bei Baskervilles Ermittlungen geht es um das verlorene zweite Buch der „Poetik“ des Aristoteles, das sich mit der Komödie beschäftigt
.
    (c) Interfoto, München

Der lange Weg zur Freiheit
Johannes Buridanus (um 1295–1358)
    Johannes Buridanus war ein französischer Physiker, scholastischer Philosoph und Anhänger William von Ockhams (um 1285–1350). Sein besonderes Interesse galt der Auslegung der aristotelischen Schriften. Berühmt wurde er durch seine Auseinandersetzung mit dem für die Ethik grundlegenden Problem der Willensfreiheit.
Wille und Intellekt
    In Buridanus’ Kommentar zur Nikomachischen Ethik des Aristoteles (384–322 v. Chr.) geht es um das Verhältnis des Willens zum Intellekt und die Natur der menschlichen Freiheit. Darin vermittelt er zwischen den beiden dominanten handlungstheoretischen Strömungen seiner

Weitere Kostenlose Bücher