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Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Grupen
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Zwar gelten seine Gebote unbedingt, aber er hätte sie auch anders festlegen können, und es steht ihm frei, sie wieder aufzuheben. Wenn Gott Abhraham gebietet, Isaak zu opfern, setzt er das Gebot „Du sollst nicht töten“ außer Kraft. Søren Kierkegaard (1813–1855) dagegen interpretiert Abrahams Gehorsam als Ausdruck seines absoluten Glaubens, der ihn der Menschheit entzog
.
    Für Abraham wird es die Schicksalsreise seines Lebens, und dass Gott das Opfer im letzten Augenblick verhindert, nimmt seiner Forderung nichts von ihrem Schrecken. Abraham steht auf verlorenem Posten – danach womöglich mehr noch als zuvor –, denn an die Stelle der schrecklichen Pflicht tritt die Leere.
Universelle Einheit
    Der Theologe Nikolaus Cusanus fand für Abrahams Opfergang und ähnliche göttliche Prüfungen eine radikale Erklärung. Cusanus glaubte – wie Heraklit (um 544–483 v. Chr.) – an die Einheit der Gegensätze und behauptete, Gott sei alles auf einmal: heiß und kalt, weich und hart, gnädig und grausam. Gott sei zwar allmächtig, allwissend und unendlich, aber auch in allen irdischen Dingen enthalten. Diese Doppelnatur Gottes sei der menschlichen Vernunft unzugänglich. Die einzige adäquate Erkenntnis Gottes ist laut Cusanus deshalb das Eingeständnis, dass Gott sich dem Zugriff der Vernunft entzieht. Der Mensch in seiner Unzulänglichkeit kann Gott nicht begreifen; dies wiederum führt erst zur wahren Erkenntnis Gottes.
Überwindung der Vernunft
    So wie Abraham kein gemeinsames Maß mit der Menschheit hat, so hat der Mensch kein gemeinsames Maß mit Gott – bis auf den Glauben. Indem Abraham demütig glaubte, was ihm unmöglich erschien, überwand er die Grenzen der Vernunft.
    Nikolaus Cusanus steht mit seinen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen wie von der Unendlichkeit des Alls, von der Sonne als Zentrum des Universums oder von der Relativität der Maße an der Schwelle zur Neuzeit. Aber so sehr er die Vernunft liebte, so sehr fürchtete er die Anmaßung, Gottes unergründliche Wege mittels der Vernunft ergründen zu wollen.
    Dieses bedingungslose Bekenntnis fand Anklang in Rom. Geboren in Kues an der Mosel, wurde Cusanus 1450 Bischof von Brixen in Tirol und kam 1458 als Kardinal nach Rom. Er hat die Ewige Stadt nur noch einmal verlassen, um in sein Bistum zurückzukehren, starb aber auf dem Weg dorthin.

Fotografie einer Statue des Heiligen in der Bibliothek des Cusanusstifts. 1458 gründete der heilige Nikolaus von Kues in seiner Heimatstadt Bernkastel-Kues das Cusanusstift, eine klösterliche Wohnanlage für mittellose Männer. Bis heute wird das St.-Nikolaus-Hospital als Altenheim genutzt. Die Bibliothek des Stifts besitzt eine bedeutende Sammlung mittelalterlicher Handschriften – darunter auch die des Cusanus
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    (c) akg-images, Berlin

Das Handwerk der Herrschaft
Niccolò Machiavelli (1469–1527)
    Mit Heraklit und Epikur führt Niccolò Machiavelli die Hitparade der am meisten missverstandenen Philosophen an. In seinem Hauptwerk „Der Fürst“ (ital.
„Il Principe“
, um 1513) gibt er allerlei Ratschläge zum Erlangen und Erhalten politischer Macht. Seine Empfehlungen allerdings beruhen auf der von Kritikern gerne unterschlagenen Annahme, dass eine stabile Regierung wünschenswert sei. Ohne das Verständnis dieser Annahme und ihrer Hintergründe liest sich „Der Fürst“ mit Kapitelüberschriften wie „Vom Erwerb einer Herrschaft durch Verbrechen“ in der Tat sehr kaltblütig.
Kluge Imperative
    Erst rund 250 Jahre nach dem Erscheinen des „Fürsten“ wird Immanuel Kant (1724–1804) eine begriffliche Unterscheidung einführen, die bei der Auseinandersetzung mit Machiavellis Lehre ungemein hilft. Kant unterscheidet zwischen hypothetischen und kategorischen Geboten. Kategorische Gebote gelten bedingungslos, also unter allen Umständen, wie das von Kant formulierte moralische Gesetz. Hypothetische Gebote dagegen sind Verhaltensregeln der Form „Wenn Du A erreichen willst, so musst Du B tun.“ Die Empfehlung „B“ gilt dabei nur, wenn wir die Bedingung „A“ akzeptieren. Kant nennt solche Gebote auch „Imperative der Klugheit“. Machiavellis „Der Fürst“ nun untersteht insgesamt einer solchen Klugheitsregel. Sie könnte lauten: „Wenn Du ein stabiles Staatswesen errichten und erhalten willst, handle so wie hier beschrieben.“ Dabei geht dieses bedingte Gebot mit einer sehr pessimistischen Diagnose einher: „Von den Menschen kann man im Allgemeinen sagen, dass sie undankbar,

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