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Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Grupen
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wankelmütig, verlogen, heuchlerisch, ängstlich und raffgierig sind.“ Um trotzdem die Ordnung zu wahren, werden viele Maßnahmen nötig, die für sich selbst genommen nicht wertvoll sind, sondern ihren Wert erst aus ihrer Beförderung eines stabilen Staatswesens beziehen. Um der Ordnung willen gehört auch die Gewalt ins politische Repertoire des „Fürsten“. Damit ist Machiavelli ein Ahne der Utilitaristen, wenn er auch nicht wie diese ausdrücklich das größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl, sondern die Stabilität des Gemeinwesens zum obersten Zweck (politischen) Handelns erklärt. Er ist der Auffassung, Ungerechtigkeit sei besser als Unordnung, denn von der Unordnung sei es nur ein kleiner Schritt zu Mord und Plünderung. Verständlich wird diese Einstellung aus der politischen Situation Italiens zu Lebzeiten Machiavellis. Das zerfallende System einst mächtiger Stadtstaaten wie Venedig und Neapel führte zu instabilen Verhältnissen und ständigen bewaffneten Auseinandersetzungen mit massenhaftem Blutvergießen. So kam Machiavelli zu einem ähnlichen Schluss wie die Bremer Stadtmusikanten: Etwas Besseres als den Tod finden wir unter (fast) jeder Regierung.
    Der Fürst spricht Deutsch
    Machiavellis 1532 veröffentlichter „Fürst“ lag schon 1580 in einer deutschen Übersetzung vor – Rekordzeit. Descartes’ ideengeschichtlich kaum weniger wichtige „Meditationen“ von 1641 erschienen erst 1904 auf Deutsch – mit 263 Jahren Verspätung!
Anhänger in allen politischen Lagern
    Die Belege für seine Empfehlungen bezieht Machiavelli eher aus der politischen Geschichte als aus der Philosophie. So ist der „Fürst“ von den Mächtigen auch eifriger gelesen und heißer geliebt worden als von den Philosophen. Zu Machiavellis Anhängern zählte Frankreichs Sonnenkönig Ludwig XIV. (1638–1715) ebenso wie der englische Republikaner Oliver Cromwell (1599–1658), Napoleon (1769–1821) ebenso wie Mussolini (1883–1945).

Porträtgemälde von Niccolò Machiavelli (Mitte 16. Jahrhundert) von Santi di Tito (um 1536–1603), Öl auf Leinwand, Palazzo Vecchio, Florenz. Machiavelli gehörte dem sogenannten Rat der Zehn der Republik Florenz an und war für einige Zeit sogar sein Vorsitzender. Im italienischen Originalnamen erkennt man das Motto des Regierungsgremiums: „Dieci di pace e di libertà“ (Zehn von Frieden und Freiheit)
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    (c) Interfoto, München

Der Schriftgelehrte der Reformation
Erasmus von Rotterdam (um 1469–1536)
    „Es ist gar nicht leicht zu sagen, wo ich eigentlich zu Hause bin.“ So beginnen die 1977 erschienenen Erinnerungen Joseph Ratzingers (*1927). Ähnlich dürfte auch sein spätmittelalterlicher Priesterkollege Erasmus von Rotterdam empfunden haben. Selbst für einen vielseitig interessierten Gelehrten war seine Reiselust beträchtlich. Als uneheliches Kind eines Priesters in Rotterdam geboren und im nahen Kloster Steyn selbst zum Priester geweiht, verbrachte Erasmus seine Studienjahre in Paris, dem Zentrum des damaligen Geisteslebens. In den Folgejahren führten ihn seine Reisen zu längeren Aufenthalten nach Italien, England, Deutschland und in die Schweiz. Seine Rastlosigkeit war Programm: Er war vom wiederbelebten Platonismus bis zum Christentum in allen wesentlichen Geistesströmungen seiner Zeit zu Hause und trat überall für religiöse Toleranz ein. Damit wurde er einerseits zum Wegbereiter der Reformation, stand aber andererseits bis zuletzt über den Parteien und mochte sich mit der harten Linie Roms ebenso wenig anfreunden wie mit dem radikalem Gegenkurs vieler Reformatoren.
    Reformation
    Anfang des 16. Jahrhunderts forderten kritische Geister wie Martin Luther, Philipp Melanchthon (1497–1560), Ulrich Zwingli (1484–1531) und Johann Calvin (1509–1564) eine Rückbesinnung auf die Wurzeln der Kirche, eine Reformation (zu lat. reformatio, Rückformung). Einer ihrer wichtigsten Auslöser war der von Rom betriebene Ablasshandel, d. h. die Vergebung der Sünden gegen Geld. Auf die Reformation geht die bis heute fortdauernde und jüngst von Papst Benedikt XVI. bekräftigte Spaltung der Christen in Katholiken und Protestanten zurück
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Das Neue Testament
    Erasmus’ Nähe zum Gedankengut der Reformation kommt nicht von ungefähr. Er war vor allem Sprachkundler und Bibelwissenschaftler, und die Reformation erklärte die Heilige Schrift neben dem Glauben, der Gnade und dem Erlöser zu einer der vier Säulen der Kirche. Das Christentum hatte sich im Mittelalter

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