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Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Grupen
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dessen Ansprüche auf die Rolle des Oberhaupts der Kirche aus. Heinrich ließ Thomas Morus dafür hinrichten. In der katholischen Kirche wird Morus daher als Märtyrer und Heiliger verehrt.

Der Frontispiz der Basler Erstausgabe von Thomas Morus’ „Utopia” (1518) zeigt die imaginäre Insel Utopia, wie der Autor sie beschrieben hat: Als Rahmenhandlung dient ein Gespräch mit dem Segelmann Raphael Hythlodacus (unten links), der auf einer Reise mit Amerigo Vespucci die Insel Utopia entdeckt haben soll. Im Hintergrund liegt die Insel mit ihrer Hauptstadt Amaurotum, die auffällige Bezüge zu London aufweist. Der Holzstich stammt von Ambrosius Holbein (um 1494–1519, Sohn Hans Holbein d. Ä. und Bruder Hans Holbein d. J.)
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    (c) Interfoto, München

Der Zweifler in der Turmstube
Michel de Montaigne (1533–1592)
    „Alles Unglück der Menschen rührt daher, dass sie nicht ruhig in ihrem Zimmer bleiben können“, schrieb Blaise Pascal (1623–1662). Der Philosoph und Essayist Michel de Montaigne, der starb, bevor Pascal geboren wurde, hätte seinen Worten sicher zugestimmt.
    Sein Zimmer war ein Turmzimmer, das er sich als Bibliothek und Studierstube eingerichtet hatte: „Hier verbringe ich die meisten Tage meines Lebens und die meisten Stunden der Tage“, schrieb Montaigne, der einer in den Adel erhobenen Kaufmannsfamilie entstammte. Er wurde als Michel Eyquem Seigneur de Montaigne im Schloss Montaigne geboren, in dem er auch starb. Die Jahre dazwischen gehörten der Philosophie.
Humanist und Skeptiker
    Montaignes Hauptwerk sind seine „Essais“. Im Zentrum dieser Texte steht der Mensch; im Einzelnen handeln sie von Staat und Politik, Liebe und Eifersucht, Tugend und Tapferkeit, Bildung und Erziehung, Wissen und Zweifel, Leben und Tod. Der Tod erscheint in Montaignes Schriften als Bedingung und Teil unseres Lebens, das Leben wiederum als Vorbereitung auf den Tod. Die zweite feste Größe in Montaignes Betrachtungen ist der Zweifel am eigenen Wissen. Ausgehend von seiner Vorstellung vom Menschen als fehlerbehaftetem Wesen, bezweifelte Montaigne die Möglichkeit, zu sicherer Erkenntnis zu gelangen. Seine Skepsis steht in der von Pyrrhon von Elis (um 360–270 v. Chr.) begründeten Tradition des systematischen Zweifels und gipfelt in der programmatischen Frage „Was weiß ich?“, nach der in Frankreich eine moderne Lehrbuchreihe benannt ist.
Kontinuität in der Veränderlichkeit
    Die Lehren eines Kopernikus oder Galilei hätten die Erkenntnisse früherer Gelehrter wie Ptolemäus und Aristoteles widerlegt. Montaigne fragt: Wie könne man also sicher sein, dass die heutige Wissenschaft nicht auch irrt?
    Schließlich könne man auch nicht mit Sicherheit sagen, ob uns unsere Wahrnehmungen täuschen. Seine Zweifel am überkommenen Wissen führt Montaigne auf das individuelle Subjekt als Ausgangspunkt des Denkens zurück; nicht einmal die Vernunft lässt er als Kontrollinstanz gelten. Einziges Mittel gegen den Irrtum sei der Rückgriff auf die eigene Erfahrung bei gleichzeitiger Beweglichkeit des Denkens.
    Um die Bewegungen des eigenen Denkens und die zunehmende Verfeinerung seiner Erkenntnis in seinen Schriften abzubilden, hat er auch seine Essays immer wieder überarbeitet.
    Mit seiner kritischen Betrachtung der etablierten Dogmen, der wissenschaftlichen und geistigen Autoritäten und der überlieferten Bildungswerte geriet Montaigne nicht nur in Opposition zur katholischen Kirche, die seine Werke zensierte, sondern er legte auch den Grundstein für die spätere Aufklärung und beeinflusste maßgeblich das Denken anderer Philosophen wie René Descartes (1596–1650), Voltaire (1694–1778) und Friedrich Nietzsche (1844–1900).
    Essay
    Der Essay, zu deutsch „Versuch“, ist eine knappe, formal offene Abhandlung über gesellschaftliche oder kulturelle Themen, der es mehr auf geistreiche Details und subjektive Erfahrungen als auf systematische Argumentation und Allgemeingültigkeit ankommt. In diesem „Selbststudium“ wird eine breit gefächerte Thematik aus verschiedenen Perspektiven belichtet. Der neben Montaigne berühmteste philosophische Essayist war der Engländer Francis Bacon (1561–1626)
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Titelblatt zu Montaignes „Essais“, Pariser Ausgabe von 1725, Biblioteca de Catalunya, Barcelona. Die scheinbar willkürlich zusammengewürfelten Essays des französischen Philosophen beschäftigen sich mit den unterschiedlichsten Themen, eines ihrer wichtigsten Anliegen ist jedoch die Pädagogik. Erstaunlich

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