Wissen auf einen Blick - Philosophen
akutell schlägt Montaigne darin eine Reform des Schulsystems vor
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Weltverbesserung durch Wissenschaft
Francis Bacon (1561–1626)
„Die Menschen fürchten den Tod wie die Kinder die Dunkelheit“, beginnt der Philosoph und Staatsmann Sir Francis Bacon seinen Essay „Über den Tod“, in dem er seine Leser von der Grundlosigkeit dieser Furcht überzeugen will. Sie beruhe nur auf der Schwarzmalerei der Kirche, die den Tod fälschlicherweise als schmerzhafte Trennung von Körper und Seele darstelle. So schrecklich der Tod mit seinen Tränen und Krämpfen oft auch aussehe, so harmlos sei die Sache selbst. Tatsächlich sei der Tod nicht weniger natürlich als die Geburt. Solche Argumente zeugen von Bacons unerschütterlichem Optimismus und seinem Glauben an die Macht nüchterner Überlegung. Er war der festen Überzeugung, dass, wenn wir nur unseren Irrglauben und unsere Vorurteile überwinden, alles gut werde.
Philosoph und Naturwissenschaftler
Bacon war nicht nur Philosoph und Naturwissenschaftler in einer Person, sondern auch einer der ersten Wissenschaftstheoretiker. Als solcher beschäftigte er sich nicht nur mit den Inhalten, sondern vor allem mit den Methoden wissenschaftlicher Erkenntnis und deren Weiterentwicklung. Bei allem Respekt für die griechische Philosophie distanzierte er sich von der philosophischen Tradition, neue Erkenntnisse deduktiv aus bestehenden Lehrsätzen abzuleiten, und forderte stattdessen ein induktiv-experimentelles Vorgehen. Wenn die Wissenschaft neue Entdeckungen machen wolle, müsse sie sich von den Dogmen und Konventionen der Kirche und der antiken Philosophie unabhängig machen. Andernfalls werde sie nur bereits Bekanntes reproduzieren, so Bacon. Der Forscher solle zudem vorurteilsfrei und unbeeinflusst von eigenen Erwartungen und Affekten urteilen. Wenn es dem Menschen gelinge, diese Einflussfaktoren auszuschalten, sei es ihm durchaus möglich, das objektive Wesen der Dinge zu erfassen.
Praktischer Geist
Bacon erweist sich mit seiner Methodenlehre als einer der Vorbereiter der Aufklärung, ohne noch etwas von der „Dialektik der Aufklärung“ zu ahnen. Mit diesem Begriff beschrieb Theodor Adorno (1903–1969) unter dem Eindruck des Dritten Reiches seine Theorie, dass unser Wissen zwar wächst, wir aber trotzdem in eine „neue Art der Barbarei“ verfallen. Auch Bacon hat sein Fortschrittsglauben nicht gut getan. Im Einklang mit seiner Hoffnung auf Lebensverbesserung durch Experimente versuchte er herauszufinden, ob gerupfte Hühner sich länger haltbar machen lassen, wenn man sie mit Schnee ausstopft. Dabei zog er sich eine Infektion zu; wenig später starb er an einer Lungenentzündung
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Wissen ist Macht
Zur Überwindung menschlicher Vorurteile setzt Bacon auf die Erfahrung als passive Beobachtung und als aktives Experiment, mit dessen Hilfe der Mensch gezielte Fragen an die Natur stelle. Die Erkenntnis müsse von der einzelnen Beobachtung zur Formulierung allgemeiner Gesetze fortschreiten. Das Verständnis der Naturgesetze werde den Menschen so zur Verbesserung seines Lebens durch Erfindungen befähigen. Bacons philosophisches Motto lautet: „Der Mensch vermag so viel zu tun, wie er versteht.“ Anders formuliert: Wissen ist Macht. Vornehmste Aufgabe der Wissenschaft sei die Naturbeherrschung und die zweckmäßige Gestaltung der Zivilisation. Wegen seiner Betonung der Erfahrung (griech.
empeiria
) als Erkenntnisinstrument gilt Francis Bacon als Stammvater des philosophischen Empirismus. Sein Vertrauen auf die Heilkraft des Wissens macht ihn außerdem zum Geistesbruder der Pragmatisten, die wie er von der Philosophie eine Vereinfachung und Verbesserung des Lebens erwarten.
Anonymes Porträt, Francis Bacon darstellend, um 1731, Öl auf Leinwand, National Portrait Gallery, London. Bacon wird in seiner Amtsrobe dargestellt, die er in seiner Position als Lordkanzler von England trug. Diese hohe Stellung wurde ihm jedoch 1621 in einem Amtsenthebungsverfahren wegen Missbrauchs des Staatssiegels wieder aberkannt. So widmete er sich während seines restlichen Lebens philosophischen Fragestellungen
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Der Staat als Ungeheuer
Thomas Hobbes (1588–1679)
Warum sollten viele Menschen sich einer Regierung unterwerfen, die nur aus wenigen Personen besteht? Der englische Philosoph Thomas Hobbes hatte darauf eine ganz einfache Antwort: Der Mensch ist schlecht, und wenn man ihn sich selbst überlässt, kommt es früher oder später zu
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