Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Grupen
Vom Netzwerk:
nach seinem Tod wurden seine Schriften wegen der darin enthaltenen Religionskritik unterdrückt. Die „Ethik“ erschien erst 1677 – in Spinozas Todesjahr – in seiner Heimatstadt Amsterdam, und auch das nur durch die Hilfe einflussreicher Freunde. Die Wirkung seines Hauptwerks wurde noch lange durch Widersprüche zur kirchlichen Lehrmeinung in seinem Frühwerk behindert. In seinem 1670 anonym veröffentlichten „Theologisch-politischen Traktat“ beschreibt er die Philosophie als eine der Wahrheit verpflichtete Wissenschaft und grenzt sie von der Theologie ab. Die Theologie sei keine Wissenschaft, sondern eine Sammlung praktischer Regeln für ein frommes Leben. Mit dieser provokanten These zog Spinoza sich den Zorn der Autoritäten der katholischen Kirche zu.

Holzschnitt (19. Jahrhundert) nach dem Den Haager Denkmal Spinozas. Am Sterbeort des Philosophen kann man, neben seinem Denkmal, auch heute noch das Wohnhaus – das „Spinozahuis“ – besichtigen. Hier empfing Spinoza zahlreiche Gelehrte, unter anderem auch Gottfried Wilhelm Leibniz, der zu einem großen Bewunderer wurde
.
    (c) Interfoto, München

Das unbeschriebene Blatt
John Locke (1632–1704)
    Die Wirkung des englischen Philosophen, Psychologen und Pädagogen John Locke reicht weit über das Feld der Geisteswissenschaften hinaus. Seine politische Philosophie beeinflusste insbesondere die Verfassungen der USA und des revolutionären Frankreich. Lockes Erkenntnistheorie prägt bis heute sowohl die Psychologie als auch das Erziehungswesen.
    Sensualismus
    Wegen seiner Annahme, alle menschliche Erkenntnis entstamme der Sinneswarnehmung, ist Lockes Erkenntnislehre auch als Sensualismus bekannt (nach lat. sensus, Empfindung, Wahrnehmung). Zu den Vorläufern dieser erkenntnistheoretischen Schule gehören im Altertum Epikur (um 341–270 v. Chr.) und Aristippos von Kyrene (um 435–355 v. Chr.), ein Zeitgenosse des Sokrates. Aristippos behauptete, unsere Erkenntnis beruhe allein auf unseren eigenen Empfindungen. Selbst die Empfindungen anderer Menschen blieben uns letztlich verborgen, selbst, wenn man uns davon erzähle. In der Neuzeit gehört neben Locke der Schotte David Hume (1711–1776) zu den wichtigsten Vertretern des Sensualismus
.
Wie kommt das Wissen in den Kopf?
    Wie kommt neues Wissen in unsere Köpfe? Schon Platon (427–347 v. Chr.) stellte sich diese Frage. Seine Antwort lautet: Überhaupt nicht, denn es ist schon darin, wenn wir geboren werden.
    Wenn es nicht so wäre, würden wir „neue“ Erkenntnisse gar nicht als solche erkennen, selbst, wenn wir darüber stolpern oder darauf gestoßen werden. Wenn wir das Gefühl haben, etwas Neues zu lernen oder zu entdecken, erinnern wir uns in Wahrheit nur an das, was unsere Seele schon immer gewusst hat. Die Seele habe, so Platon, vor der Geburt auf einer himmlischen Reise die Ideen geschaut, doch der Körper blockiere die Erinnerung daran, die sich aber durch philosophische Gespräche freilegen lasse.
Selbst lesen macht klug
    Der englische Philosoph, Psychologe und Pädagoge John Locke vertrat die Gegenposition zu Platons Wiedererinnerungslehre. Wir kommen, glaubt Locke, ohne angeborene Ideen (engl.
innate ideas
) zur Welt, als unbeschriebene Blätter. Das Bewusstsein des Neugeborenen sei leer wie ein leerer Tisch (lat.
tabula rasa
), wie ein weißes Blatt Papier, und werde erst im Laufe des Lebens beschrieben. Nur durch Erfahrung, sei es äußere Wahrnehmung oder Selbstbeobachtung, kommen wir zu Ideen.
    Dies gelte sowohl für theoretisches Wissen als auch für die Moral. Das Verständnis für die Prinzipien der Geometrie sei uns ebenso wenig angeboren wie ein „moralischer Instinkt“. Klug oder unwissend, gut oder böse werden wir erst durch die prägende Kraft unserer Umgebung, durch die Erziehung und alles andere, das wir sehen, hören oder lesen. Weil alle Menschen und Völker verschiedene Erfahrungen machen, unterscheidet sich auch ihr Wissen. Im Umkehrschluss ist die Verschiedenheit der Sprachen, Erkenntnisse und Meinungen ein Argument gegen die angeborenen Ideen. In seinem Hauptwerk, dem „Versuch über den menschlichen Verstand“ (engl.
„An Essay Concerning Human Understanding“
, 1690), bringt Locke seine Lehre auf die Formel: „Nichts ist im Verstand, das nicht zuvor in den Sinnen gewesen wäre.“

Frontispiz und Titelblatt zu einer Ausgabe von John Lockes Werken, gedruckt in London 1740, Bibliotheque National in Paris. Im Impressum ist zu lesen, dass diese Edition bei vier

Weitere Kostenlose Bücher