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Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Grupen
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zur Wissenschaft
    Dass sich aus dem Philosophieren über Gesellschaft und Staat die Soziologie und die Politologie als eigenständige Wissenschaften entwickelten, ist in der Philosophiegeschichte ein ganz normaler Vorgang. So waren es in der Antike und im Mittelalter noch die Philosophen, die versuchten, den Gesetzmäßigkeiten der Natur auf die Spur zu kommen und so den Grundstein zu den neuen Naturwissenschaften legten, woraufhin die Naturphilosophie einen Großteil ihres „Arbeitsgebietes“ an Physik, Chemie, Biologie und Medizin verlor
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Lithografie, Auguste Comte darstellend, Musée Carnavalet, Paris. Comte setzte sich für die Emanzipation der Frauen ein. Allerdings sah er die Frau dennoch vor allem in ihrer Rolle als Mutter und Hausfrau
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    (c) Interfoto, München

Das größtmögliche Maß an Glück – Der Utilitarismus
John Stuart Mill (1806–1873)
    „Nur vom Nutzen wird die Welt regiert“, lässt Friedrich Schiller (1759–1805) den Grafen Terzky in „Wallensteins Tod“ (1799) sagen. Der Utilitarismus hat diese Parole in den Rang eines moralischen Prinzips erhoben. In diesem Geist erklärte der englische Philosoph Jeremy Bentham (1748–1832) „das größte Glück der größtmöglichen Zahl“ zum Ziel menschlichen Handelns.
    Benthams Denken hat der Psychologe und Philosoph John Stuart Mill, der Benthams Patensohn war, später in die Form eines regelrechten Manifests gebracht. Es erschien unter dem Titel „Utilitarianism“ erstmals 1861 und schon 1869 auch auf deutsch als „Das Nützlichkeitsprinzip“. Mill griff die Ideen seines Paten und die seines Vorbilds Auguste Comte (1798–1857) schon früh auf und gründete bereits im Alter von 17 Jahren eine „utilitarische“ Gesellschaft.
    Mill und die Frauen
    1851 heiratete John Stuart Mill die Witwe Harriet Taylor (1807–1858). Die Schriftstellerin und Frauenrechtlerin hatte großen Einfluss auf das Werk ihres Philosophengatten. An ihrer Seite wurde Mill zu einem der ersten männlichen Vertreter der feministischen Bewegung und forderte vehement das Scheidungs- und das Wahlrecht für Frauen ein
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    Für Bentham war das Glück unabhängig von seiner Quelle; berühmt ist sein Ausspruch: „Kegeln ist genau so gut wie Dichtung.“ Mill hingegen stellt die geistige Erbauung über die körperliche Befriedigung. Bei beiden gelten moralische Werte allerdings nicht bedingungslos, sondern dienen dem Interessensausgleich in einer Gemeinschaft und sollen deren größtmögliches Glück befördern. Nach dem griechischen Wort für Glück,
eudaimonia
, ist der Utilitarismus deswegen auch als eine Form des Eudaimonismus bekannt geworden.
Die Kehrseite des Nutzens
    Gleichwohl bietet der Utilitarismus viele Angriffspunkte für Kritik. Für die einen basiert der Glücksgedanke nur auf egoistischem Streben nach Lustgewinn. Andere fürchten, das Glück der Masse könne in unzumutbarer Weise auf Kosten des Einzelnen gehen: Darf etwa ein Kranker vollständig isoliert oder gar getötet werden, um alle anderen vor Infektion zu schützen?
    Trotz solcher Zwickmühlen ist der Utilitarismus heute die populärste Antwort auf Kants Frage „Was soll ich tun?“. Das mag daran liegen, dass Bentham und Mill ganz ohne höhere, äußere oder innere Begründung ihrer Handlungsanweisungen auszukommen versuchen: ohne Gott, Gesetzbuch oder moralischen Instinkt. Moral soll so praktisch sein wie ein Handwerk, dabei aber zugleich so klar und einleuchtend wie die Mathematik. „Das größte Glück der größtmöglichen Zahl“ – daraus spricht gesunder Menschenverstand.
Wirkung gegen Wille
    Der Utilitarismus ist das konsequenteste Beispiel einer Erfolgsethik, die das menschliche Handeln ausschließlich nach seinen Wirkungen beurteilt. Der Erfolgsethik steht die Gesinnungsethik gegenüber, für die nur der Wille zählt. Moralische Urteile dürfen sich laut der Gesinnungsethik, wie sie etwa Immanuel Kant (1724–1804) vertritt, nur auf die Absichten unseres Handelns beziehen, weil deren Wirkungen nicht unserer vollständigen Kontrolle unterliegen.

Bertha Newcombe zeigt in ihrem Gemälde von 1866 (Fawcett Library, London) die Begegnung Mills mit den Frauenrechtlerinnen Elizabeth Garrett Anderson (links) und Sarah Emily Davies (Mitte)
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    (c) Interfoto, München

Wie viel Affe steckt im Menschen?
Charles Darwin (1809–1882)
    Die Evolutionstheorie Charles Darwins hat nicht nur der Biologie, sondern auch der Philosophie entscheidende Anstöße gegeben. Es geht dabei um unsere Identität,

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