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Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Grupen
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Schreibtisch sorgfältig durchsuchen, auseinandernehmen und schließlich so zersägen, dass kein Brett ganz bleibe. „Erst auf diese Weise wird sich finden, was von höchster Wichtigkeit ist“, schrieb er. Man leistete seinen Anweisungen Folge und fand – nichts
.
Leben ist Leiden
    Schopenhauers rettendes „Nichtsein“ ähnelt dem buddhistischen Nirwana. Dort erlischt die Seele nach buddhistischer Vorstellung am Ende eines langen Kreislaufs aus Leben, Tod und Wiedergeburt. Weil die Seele während dieses Kreislaufs sowohl Tier- als auch Menschengestalt annehmen kann, lehrte Buddha (563–483 v. Chr.) das Mitgefühl mit allen Lebewesen. Insgesamt lesen sich die vier „edlen Wahrheiten“ Buddhas wie eine Kurzfassung der Philosophie Schopenhauers: „Alles Leben ist Leiden. Ursache des Leids ist die Begierde. Mit dem Ende der Begierde endet auch das Leid. Wir überwinden die Begierde, indem wir den Pfad der Erleuchtung beschreiten.“ Schopenhauer sah in dieser Lehre einen Gegenentwurf zum westlichen Individualismus und wurde zum Wegbereiter des Buddhismus in Europa.

In dieser Fotografie Johann Schäfers von 1859 zeigt sich für viele Forscher das wahre Gesicht Schopenhauers: Auch wenn zahlreiche lustige Anekdoten über ihn – und seinen Pudel – im Umlauf sind, galt er doch als eher mürrischer Zeitgenosse. Seine Äußerungen über Frauen waren oftmals herablassend („Heiraten heißt, mit verbundenen Augen in einen Sack greifen und hoffen, dass man einen Aal aus einem Haufen Schlangen herausfinde“); die menschliche Existenz war für ihn ohnehin „eine Art Fehler“
.
    (c) dpa/Picture-Alliance, Frankfurt

Vater der Soziologie – Priester des „Großen Seins“
Auguste Comte (1798–1857)
    Der junge französische Lehrer und Privatgelehrte Auguste Comte forderte 1822, die Philosophie müsse sich wie die Naturwissenschaft dem „Positiven“ (zu lat.
positum
, gegeben) zuwenden, also dem Gegebenen, Tatsächlichen, Sicheren und Zweifellosen. Die Philosophie müsse „Tatsachenwissenschaft“ werden; alles andere sei Träumerei. Mit dieser radikalen Forderung begründete er den philosophischen Positivismus.
Sozialen Gesetzen auf der Spur
    Comte war im Frankreich Napoleons aufgewachsen und hatte danach ein Land erlebt, das immer wieder von Nöten und Umstürzen heimgesucht wurde. Er sah ganz Europa in einer schweren Krise, die sich seiner Meinung nach nur durch eine „soziale Physik“ überwinden ließ. Die Philosophie dürfe nicht länger über Unbeweisbares spekulieren, sondern solle soziale und politische Gesetzmäßigkeiten aufspüren – so wie die Physik immer neuen physikalischen Prozessen auf die Spur komme. So hoffte Comte, die Entwicklung der Gesellschaft schließlich voraussagen und steuern zu können. Er hielt sowohl eine „science politique“ wie auch eine „science sociologique“ für nötig. Damit gab Comte der künftigen Wissenschaft „Soziologie“ ihren Namen.
Anbetung der Humanität
    Die Soziologie als Wissenschaft hat Comte zwar gefordert, begründet wurde sie aber vor allem durch Émile Durkheim (1858–1917) und Max Weber (1864–1920). Denn Comte benutzte seinen Denkansatz nicht für wissenschaftliche Forschungen, sondern für den Entwurf einer nicht im strengen Sinn wissenschaftlich fundierten Staatsutopie.
    Comte glaubte sowohl an den technischen Fortschritt wie auch dessen segensreiche Wirkung auf die Menschheit. Er sah eine von Experten aus Wissenschaft, Industrie, Wirtschaft und Finanzwesen geführte Gesellschaft vor sich, in der dank guter Lebensbedingungen und vernünftiger Gesetzgebung Frieden und Altruismus herrschen. Er hoffte, dass „alle Denkenden zu einer einzigen Weltanschauung konvergieren, dass dadurch eine neue spirituelle Macht entstehen wird, die dazu in der Lage sein wird, den Klerus zu ersetzen und Europa durch Erziehung neu zu gestalten.“ Später baute Comte den Positivismus zu einer Religion aus, mit Riten, die denen der katholischen Kirche ähnelten. Alle Menschen sind in diesem System in ein „vernünftiges“, aber durchaus als diktatorisch zu bezeichnendes System eingebunden. „Sakramente“, die bestimmte Lebensereignisse feiern, und eine Anbetung der „Humanité“ (auch „Grandêtre“, also „Großes Sein“ genannt), sollten die emotionalen und spirituellen Bedürfnisse erfüllen. Obwohl er selbst nicht als Wissenschaftler auftrat, setzte sich seine Forderung nach einer eigenständigen soziologischen Wissenschaft in der Folgezeit durch.
    Wege

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