Wissen auf einen Blick - Philosophen
heute selbst die Raumfahrt nicht einmal der Größenordnung nach erreicht.
Bewegt sich der Zug?
Ein alltägliches Beispiel für das Phänomen der Relativität kennt jeder, der gelegentlich Bahn fährt: Wer aus dem stehenden Zug auf den Bahnsteig sieht und von der Abfahrt überrascht wird, ist manchmal für einen Moment lang unsicher, ob der Zug in die eine Richtung angefahren ist oder der Bahnhof in die andere weggetragen wird. Verstand und Erfahrung sagen uns, dass der Zug sich bewegt; für den Physiker macht das keinen Unterschied. Die relative Geschwindigkeit des Zuges dem Bahnhof gegenüber ist für sie die Summe aus der Geschwindigkeit des Zuges und der Geschwindigkeit des Bahnhofs. Dass der Bahnhof sich nicht bewegt, ist für die Physiker nur eine Art Sonderfall
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Erkenntnistheoretisches Problem
Wegen seiner spektakulären Entdeckung der Relativität von Zeit und Raum fand Einsteins Lehre auch außerhalb der Physik große Aufmerksamkeit.
Sie erschütterte insbesondere die philosophische Erkenntnistheorie, die spätestens seit Immanuel Kants (1724–1804) Erkenntniskritik von absoluter Zeit und absolutem Raum als den festen Größen unserer Wahrnehmung ausgegangen war. Einstein schaffte diesen vermeintlich unerschütterlichen Bezugsrahmen ab, indem er die Zeit als bewegungsabhängig und den Raum als von der Gravitationskraft verformbar beschrieb. So veränderte der Physiker Albert Einstein, nur mit Stift und Papier bewaffnet, das Weltbild der heutigen Zeit nachhaltiger als die meisten anderen Entdecker. Als sich im Jahr 2005 Einsteins Todestag zum 50. Mal und der Tag der Formulierung der Relativitätstheorie zum 100. Mal jährten, schrieb der Hölderlinpreisträger Dieter Wellershoff: „Der Aufbruch der Menschheit in den unendlichen Raum ist vor dem Bau der Raketen im Geiste geschehen – vor allem durch Einstein.“
Albert Einstein beim Geigenspiel auf seiner Reise durch die USA, Fotografie um 1925. „Ich denke oft in Musik. Ich lebe meine Tagträume in Musik. Ich sehe mein Leben in musikalischen Begriffen … Ich weiß, dass mir die meiste Lebensfreude aus der Geige kommt.“, sagte Einstein, der Mozart und Bach nicht weniger als Galilei und Newton verehrte
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(c) dpa/Picture-Alliance, Frankfurt
Der letzte Optimist
Ernst Bloch (1885–1977)
Für den Philosophen Ernst Bloch war die Hoffnung entscheidende Triebfeder des Denkens, denn er empfand die Hoffnung als Vorahnung eines Ziels, das vom Menschen erreicht werden kann und erstrebt werden muss. Er versteht den Menschen von seinen Möglichkeiten und die Welt von ihrer Zukunft her. Heimat, das sei ein Land, in dem noch niemand war, so Bloch. In seinem Hauptwerk „Das Prinzip Hoffnung“ spürt er daher dem „Noch-Nicht“ nach und widmet sich der Kategorie der Möglichkeit. Die Möglichkeit ist für Bloch der „Seinszustand der Welt“. Der Mensch habe sich selbst noch nicht erreicht, weil er noch eine Unvollständigkeit, einen Mangel spüre. Dasselbe gelte für die Gesellschaft insgesamt. Aber dieser Mangel ist für Bloch kein Manko, sondern eine Chance, das „Noch-Nicht-Haben“ in ein Haben und das „Noch-Nicht-Sein“ in ein Sein zu verwandeln.
Hoffnung als philosophisches Prinzip
„Das Prinzip Hoffnung“ ist als reale Utopie angelegt. Im Zentrum steht dabei der Mensch, der über sich selbst hinausdenkt. Das Bewusstsein ist nach Bloch nicht nur das Erzeugnis seines Seins, sondern beruhe mindestens ebenso sehr auf dem, was (noch) nicht ist. Dieser „Überschuss“ des menschlichen Bewusstseins finde seinen Ausdruck in den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und religiösen Wunschbildern, in der Kunst und in der Musik. Das Noch-Nicht bilde die emotionale, kulturelle und soziale Basis jeder Gesellschaft und sei damit mehr als bloße Tagträumerei.
Blochs Neomarxismus
In seiner Gesellschaftstheorie verbindet Bloch die kommunistische Soziallehre mit Elementen der jüdisch-christlichen Überlieferung zu einer Philosophie der Hoffnung auf die Humanisierung der Welt. Als Neomarxist versteht Bloch den Kommunismus als Werkzeug zur Verwirklichung dessen, was noch nicht ist: freie Selbstentfaltung und ein Ende entfremdeter Lohnarbeit. Bloch zeigte sich nach anfänglicher Begeisterung vom real existierenden Sozialismus allerdings enttäuscht und kehrte nach dem Mauerbau von einer Reise in den Westen nicht wieder in die DDR zurück. Dem ostdeutschen Regime warf Bloch Verrat am marxistischen Freiheitsideal vor. Seine Beharrlichkeit machte den damals
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