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Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Grupen
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schon hochbetagten Bloch zum geistigen Vater der Studentenbewegung und zum Vertrauten des Studentenführers Rudi Dutschke. 1968 pochte Bloch in seiner Rede „Widerstand und Friede“ auf das moralische Widerstandsrecht der Unterdrückten und forderte unter Berufung auf die Propheten des Alten Testaments, „Schwerter zu Pflugscharen“ umzuschmieden.
    Liebe zum Detail
    Ernst Bloch schildert in „Das genaue Olivenessen“ eine Begebenheit, die sich wie eine gleichnishafte Beschreibung der Umwege philosophischer Erkenntnissuche liest: Drei Schriftsteller treffen sich, um gemeinsam eine Olive zuzubereiten. Die Olive wird in eine Drossel eingenäht, die Drossel in eine Wachtel, diese in eine Ente, diese in eine Gans, diese in einen Truthahn, der in ein Ferkel, das in einen Hammel, der in ein Kalb, das in einen Ochsen. Das Ganze wird am Spieß gegrillt. Anschließend werfen die Köche alle Fleischstücke weg, bis nur noch die Olive übrig bleibt. Als sie die Olive gemeinsam verspeisen, sagt einer der drei: „Mir scheint, der Truthahn war nicht ganz jung.“

Arthur Kaufmann (1888–1971), „Die geistige Emigration“ (um 1939), Öl auf Leinwand, Städtisches Museum, Mühlheim an der Ruhr. Kaufmann porträtiert mehr als 40 Intellektuelle, darunter auch Ernst Bloch, auf der Flucht vor dem Nazi-Regime in die USA
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    (c) akg-images, Berlin

Erwin Schrödinger und seine Katze
Erwin Schrödinger (1887–1961)
    „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel“, fordert Jesus in der Bergpredigt. Lange haben sich die Menschen an das Prinzip von schwarz und weiß, wahr und unwahr, richtig und falsch gehalten, und auch die Physiker haben sich lange daran orientiert. Die Entweder-Oder-Welt der Physik geriet aus den Fugen, als Max Planck (1858–1947) mit der Beschreibung kleinster Teilchen und Energiemengen über Nacht die Spielregeln änderte. Der Physiker Erwin Schrödinger sah sich mit einer Welt konfrontiert, in der physikalische Systeme auch Zwischenzustände annehmen und sogar zwischen Existenz und Nichtexistenz hin- und herspringen können.
Entweder – oder?
    Schrödingers besondere Aufmerksamkeit galt Plancks Beschreibung der Energie als kleinste Teilchen, als Quanten. Mit der Quantenphysik nämlich hielten die Zwischentöne Einzug in die Naturwissenschaften. Anstatt sicher sagen zu können, in welchem Zustand sich ein System befindet, war die Physik gezwungen, mit Wahrscheinlichkeiten zu operieren. Ein Atomkern zum Beispiel ist zwar entweder zerfallen oder nicht zerfallen, aber wann passiert das? Auf diese Frage antwortet die sogenannte Halbwertszeit. Das Problem: Sie bezieht sich nicht auf einen einzelnen Kern, sondern auf eine größere Anzahl davon und gibt an, wie viel Zeit im Mittel verstreicht, bis die Hälfte davon zerfallen ist. Ein einzelner Kern kann also am Ende der Halbwertszeit genauso gut zu den zerfallenen wie zu den erhaltenen gehören.
Ein Fall für den Tierschutz?
    Um diese Situation zu veranschaulichen, unternimmt der österreichische Physiker Erwin Schrödinger folgendes Gedankenexperiment: Eine Katze wird in eine schall- und blickdichte Kiste gesperrt. Außer der Katze befindet sich darin ein instabiler Atomkern samt einer Apparatur, die beim Zerfall des Kerns Giftgas freisetzt und die Katze tötet. Sobald die Kiste geschlossen ist, kann man nicht mehr sicher wissen, ob die Katze lebt oder nicht. Je mehr Zeit verstreicht, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie tot ist, aber sicher weiß man es erst nach dem Öffnen der Kiste. Bis dahin ist die Katze zugleich tot und lebendig. Sobald wir die Kiste öffnen, bricht die Wahrscheinlichkeitsfunktion zusammen: Wir finden entweder eine lebende oder eine tote Katze. Schrödinger hat das Gedankenexperiment in seinem Aufsatz “Die gegenwärtige Situation in der Quantenmechanik” zur Veranschaulichung physikalischer Zusammenhänge angelegt, aber spätere Interpreten wendeten es auch auf die philosophische Erkenntnistheorie an. Die Unsicherheit angesichts der geschlossenen Kiste steht in solchen Interpretationen für den Zweifel an der Verlässlichkeit unserer Wahrnehmung und unserer Aussagen über die Wirklichkeit.
    Nachts sind alle Katzen grau
    Das Gleichnis mit der Katze wurde vielfach auf welt- und lebensanschauliche Systeme übertragen. Die österreichische Philosophin Elisabeth List (*1946) inspirierte es zu dieser Erklärung: Philosophie ist, wenn einer in einem dunklen Raum mit verbundenen Augen eine schwarze Katze

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