Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)

darum gebeten “, erwiderte sie gleichmütig. „Nicht ganz zu Unrecht, finde ich.“ Sie begann, die Orangen abzupellen und in Stücke zu teilen. „Bedien dich, bevor du noch umfällst.“
    Seth verschränkte stur die Arme vor der Brust. „Was soll der Auflauf, Claire? “
    Sie zuckte schuldbewusst mit den Schultern, während Moira, die Frau vom Rudelchef, sich erhob und an ihn herantrat. „Ein paar meiner Neffen haben gesehen, dass du Tim Colby heute früh geholfen hast. “
    „Und? “
    „Das war sehr aufmerksam von dir. Ich schäme mich dafür, dass meine Familie nicht eher reagiert hat.“
    Seth lächelte zynisch. „Wundert mich nicht. Die kümmern sich nur um sich selber. “
    Claire seufzte. „Seth, ich weiß, warum du mich gestern Abend anrufen wolltest. Wollen wir diese albernen Anfeindungen nicht sein lassen und uns auf das Wesentliche konzentrieren? “
    Moira nickte. „Es ist von größter Wichtigkeit, dass diese  wandernden Geister nicht erfahren, wo die Quelle ist.“
    „Und warum nicht? “
    „Das können wir dir nicht sagen “, meinte sie mit einem Anflug von Bedauern in der Stimme. „Es wäre zu gefährlich.“
    „Und was die Geister machen ist nicht gefährlich? “, schoss Seth zurück. „Ganz ehrlich, wenn ich rauskriege, wo diese Scheißquelle ist, sage ich denen, was sie wissen wollen. Ich habe die Schnauze voll davon, dass Clyde ständig Panik hat und irgendwelche Leute sich fast vor den Bus werfen.“
    „Das wagst du nicht “, knurrte Jim. Er stand drohend auf.
    „Und ob ich das wage “, rief Seth zornig. „Diese Penner tun vielleicht als nächstes meiner Familie was an, oder meinen Freunden!“
    Für einen Augenblick lang herrschte explosives Schweigen, dann sagte Jim mit beherrschter Wut: „Ich respektiere, dass du sie beschützen willst. Aber diese Quelle ist sehr viel wichtiger als ein paar Menschenleben. Sie ist wichtiger als unser aller Leben.“
    „Blödsinn. Nichts ist wichtiger als ein Menschenleben.“
    „Wir verhandeln nicht mit dir “, fauchte Kate. „Du wirst gefälligst die Klappe halten, oder ich bringe dich um! Dann wäre das Problem gelöst.“
    Hinter ihr senkte Aaron den Blick, und Moira presste missbilligend ihre Lippen zusammen.
    „So etwas sagt man nicht einmal im Spaß, Kate“, ging Claire dazwischen. Sie verlor sichtlich die Fassung. „Benimm dich, oder wir machen ohne dich weiter. Das hier ist immer noch mein Revier.“
    Kate schnalzte herablassend mit der Zunge. „Ich habe keinen Witz gemacht. So wie ich das Hexenmädchen kenne, wäre sie sogar noch froh drüber, wenn ihr krüppeliger Bruder endlich weg ist. “
    „Allein deshalb würde ich es ihnen verraten, du Miststück. Ihr hättet es verdient, dass euch mal jemand so richtig den Ar- “
    „Seth! “ Claire warf ein Stück Orange nach ihm. „Aufhören, alle beide!“
    Das andere Mädchen aus der Blackwood-Partei meldete sich zu Wort. Sie war groß, fast einen Kopf größer als Kate, und hatte lange, dunkle Locken. „So kommen wir nicht weiter “, sagte sie mit ruhiger Stimme. „Wir sollten rational über eine Lösung nachdenken. Es muss eine geben.“
    Kate verschränkte die Arme vor der Brust. „Süß, imitieren wir jetzt die Affen, Lorelei? “
    „Nein, wir sind zur Abwechslung einfach mal konstruktiv. Nicht, dass du viel davon verstehen würdest. “ Lorelei lächelte falsch. „Also los. Zuerst du, Onkel.“
    Jim knurrte tief in seiner Kehle. „Ist mir egal, wie wir das machen, aber wir wollen, dass niemand von unserer Quelle erfährt. Kein Geist, kein Mensch, kein Wolf. Niemand. “
    „Nicht mal ihr selber? “, fragte Seth spöttisch. „Nee, ist klar.“
    „Zum jetzigen Zeitpunkt nicht “, grollte Jim. „Erst, wenn die Gefahr gebannt ist.“
    „Und wann soll das sein? Wenn alle Normalos tot sind, oder wenn den Wanderern langweilig wird? Oder vielleicht lieber, wenn Claire die Drecksarbeit für euch gemacht und sie alle vertrieben hat?“
    „Schön wär’s, wenn sie das könnte “, schnaubte Jim. „Würde uns jede Menge Ärger ersparen.“
    Setz runzelte die Stirn. „Was? Warum denn nicht? Wir haben doch gelernt, wie wir sie wegschicken können. “
    Claire schnippte ihren geflochtenen Zopf über ihre Schulter und seufzte. „Das stimmt, aber wir können nicht überall sein. Wir sind einfach zu wenige, und sehen können wir sie auch nicht. “
    „Wenn ich wüsste, was hier abgeht, könnten wir viel besser planen “, bohrte Seth. „Ich weiß doch schon, dass