Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)
und die Augen eine Spur heller. „Töten. Darin ist meine … Spezies gut. “
„Oh. “ Seth schluckte. „Krass.“ Er erinnerte sich an die Geister und sah sie aus starren, irgendwie trockenen Augen an. Durch seine schwindende Aufmerksamkeit waren sie mutiger geworden und langsam näher gerückt, hielten nun aber an. „Wie hieß sie? Und wen wollte sie töten lassen?“
„Ha! Wen nicht? “ Julian kam auf die Füße und ging ein paar Schritte in Richtung der Hauptstraße. „Aber das ist keine Geschichte für heute Nacht. Komm, ich bringe dich nach Hause. Du solltest nicht mehr mit dem Fahrrad fahren, du bist viel zu breit.“
„Ich brauche es morgen aber “, entgegnete Seth. Vorsichtig behielt er sowohl Julien als auch die Geister im Auge. „Ich bekomme das schon hin.“
Julien lächelte schief. „Du bist ein kluger Junge, aber du lädst dir zu viel auf. “
„Es könnte vorbei sein, wenn er uns sagt, was wir wissen wollen “, wisperten die Geister lockend, kaum dass sie in Hörweite waren. „Er soll nicht dumm sein. Er kann uns alle von diesem Spiel erlösen.“
„Mmh. Aber zu welchem Preis? “, erwiderte Seth.
„Was ist? “, fragte Julien und hielt an. „Möchtest du wirklich nicht mitkommen?“
Seths Lider sanken herab. „Sie reden mit mir. „
„Oh. Was sagen sie denn? “
Seth schloss die Augen und beschwor mit aller Kraft das Bild der Tür herauf, und mit ihr alle Farben und Gefühle, die er mittlerweile so gut kannte. „Geht nach Hause “, bat er. „Geht einfach … heim.“
Der erste Wanderer driftete heran. Hinter ihm riefen einige von ihnen Namen, andere stöhnten leise.
„Sie hat gesagt, das Tor ist im Wald“, wisperte eine greise Frau. „Es ist nicht echt. Habt Acht!“
„Was will er für diese Gnade? “, schluchzte ein Mann mit Priesterkragen. Sein Gesicht und seine Hände waren überall rot, als hätte er einen grausamen Mord begangen und sich danach im Blut gesuhlt. „Was soll ich tun?“
Seth murmelte ermutigend: „Nichts. Gar nichts. Es ist alles gut. Sie hat euch angelogen. Ihr braucht nicht dafür arbeiten, ihr dürft alle nach Hause gehen, wenn ihr wollt. “
„Wenn das stimmt … oh Herr, vergib mir meine Schuld!“ Der Priester stieß ein markerschütterndes Heulen aus und stürzte durch den Türrahmen, direkt hinein ins Licht.
Julien legte Seth eine Hand auf die Schulter. „Wer ist sie ?“
„Es ist nicht real! Er kann die Pforte nicht öffnen! Sie hat uns gewarnt, dass das passieren könnte! Seid ihr so leichtsinnig? “, rief ein Mann, den Seth zu seinem eisigen Schrecken als Bürgermeister von vor über siebzig Jahren erkannte. Clyde hatte ihm so viele Bilder von verstorbenen Stadtbewohnern gezeigt, dass ihm unweigerlich ein paar der Gesichter im Gedächtnis geblieben waren. „Wollt ihr wirklich dem Satan auf den Leim gehen?“
„Aber ich sehe meine Susan “, jammerte eine Frau. „Woher weiß er von Susan? Und da ist auch meine Frau Mama!“ Sie wehrte sich gegen seinen Griff und wurde blasser und blasser, je näher sie dem Licht kam. Im nächsten Augenblick war sie schon hineingegangen und es blieb außer einem glückseligen Seufzer nichts von ihr zurück.
„Sie wurde verschlungen! Ihr anderen, seid nicht so dumm! “, rief der Bürgermeister. „Ziehen wir uns zurück! Kehren wir dem Teufelsgör den Rücken!“
Es waren immer noch beinahe fünfzig Geister übrig, und sie alle schwankten. Seth lehnte sich haltsuchend in Juliens Hand auf seiner Schulter und gab sein Bestes, das Bild der Tür bei seinem Kampf gegen die Erschöpfung nicht zu verlieren.
„Kommt schon“, flehte er. „Der erzählt totalen Müll! Es kostet nichts, ins Jenseits zu gehen. Ihr müsst es nur tun !“
„Wir müssen uns den Durchgang verdienen “, flüsterten ein paar Stimmen.
„Sie hat uns gesagt, dass die Quelle uns von unseren Sünden reinwaschen wird. “
„Damit wir gut genug für den Himmel sind. “
Die Wanderer wogten näher heran und wieder fort, wie Wellen auf dem Ozean. Ihre Stimmen waren traurig und verbittert, aber auch zornig und einige wenige sogar bösartig. Seth hatte Mitleid mit den trostlos und grau aussehenden Geschöpfen, aber vor allem war er müde und am Ende seiner Kraft.
„Letzte Chance“, sagte er durch zusammengebissene Zähne. „Wenn ihr es euch anders überlegt … morgen bin ich wieder fit.“
„Hör doch auf “, murmelte Julien. „Du kippst ja gleich um.“
„Warte! “ Ein junges Paar drang durch die
Weitere Kostenlose Bücher