Witcher, Moony - Nina - Und der Fluch der Maya
den restlichen Zimmern nach. Durch eines der großen Fenster sah er den Schnee wie Watte vom dunklen Abendhimmel fallen. Die hellen Lichtkegel der Laternen erleuchteten den Park.
Doch mit einem Mal bemerkte er eine Gestalt, die hoch aufgerichtet auf dem Flur vor dem Zimmer stand. »Wer sind Sie?«, rief er beunruhigt.
Reglos, groß und dünn stand die Gestalt da. Professor José ging auf sie zu. Als er aber durch die Tür trat, begriff er, dass er in eine gefährliche Lage geraten war.
»Graf Karkon! Was machen Sie hier in der Villa?« Professor Josés Augen weiteten sich vor Schreck.
Stumm zog der böse Magier den Pandemon Mortalis hervor und schoss auf den Professor, ohne mit der Wimper zu zucken.
Die Feuerzunge traf den Lehrer an der Schulter. Schmerzerfüllt beugte er sich vor, die Hand an der Wunde, und wich zurück. Doch Karkon stieß den armen Professor zu Boden.
Er setzte ihm einen Fuß auf die Brust und richtete den Pandemon auf seinen Kopf.
»Es ist vorbei, Professor! Meine Macht ist größer, als du es dir überhaupt vorstellen kannst. Jetzt werde ich dich endgültig vernichten!« Das Echo von Karkons Gelächter hallte durch die Villa. Eine starke elektrische Ladung traf Professor José. Sein Körper zuckte krampfartig zusammen. Eine sonderbare violettfarbene Haut bildete sich um ihn und wickelte ihn fest ein, sodass er sich nicht mehr bewegen konnte. Die Augen weit aufgerissen, den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet, die Arme steif an seinem Körper: Karkon hatte ihn gelähmt. Nur sein Verstand funktionierte weiterhin.
Der Graf blickte sich argwöhnisch um, doch er war noch immer allein in der Villa. Er würde den Kindern eine unmissverständliche Warnung hinterlassen und den Professor an der Wendeltreppe in der Eingangshalle aufhängen.
»Bereite dich auf dein Ende vor«, krächzte er dem Lehrer zu. »Wie eine Salami wirst du hier baumeln und nicht einmal um Hilfe wirst du schreien können, bevor du erstickst. Du und diese unglückseligen Kinder, ihr habt jede Grenze überschritten. Wie konntet ihr nur denken, ungestraft die Geheimdokumente über LSL klauen zu können?«
Auf der Suche nach einem Seil schlurfte er mit José im Schlepptau durch den ersten Stock. Die Tür zu Professor Mischas Schlafzimmer öffnete er mit einem grimmigen Fußtritt. Missmutig roch er den lieblichen Duft von Veilchen, der das reine, ordentliche Zimmer einhüllte. Karkon riss die Schranktüren auf und durchwühlte die Schubladen. Aber er fand nicht einmal eine dünne Schnur. Sein Blick fiel auf die schweren Vorhänge aus rotem Samt und er sah, dass sie mit dicken goldenen Kordeln geschmückt waren. »Perfekt. Die werde ich nehmen«, sagte er und riss wie im Wahn eine von ihnen ab. Bevor er zur Wendeltreppe zurückkehrte, warf er einen neugierigen Blick in den kleinen Flur zum Spiegelzimmer. Doch die Tür war fest verschlossen und nicht einmal mit kräftigen Fußtritten schaffte er es, sie aufzubekommen.
Karkon griff zum Pandemon Mortalis und zielte auf das Schloss der Tür. Wer weiß, was die kleine Alchimistin in diesem Zimmer für Geheimnisse versteckt hielt?
Während Professor José in seinem schleimigen Kokon auf dem Boden lag, gab Karkon einen Schuss auf das Türschloss ab. Aber das brennende Licht prallte zurück. Karkon hob schützend seine Hände vors Gesicht. Doch die Strahlen verbrannten seine Haut. Blind taumelte er rückwärts. Den Pandemon noch in der Hand tastete er sich unter heftigen Schmerzen an der Wand entlang.
Er kehrte in Professor Mischas Zimmer zurück und kam vor dem großen Himmelbett zum Stehen. Seine Augen waren blutunterlaufen und aus dem Mund troff violetter Speichel. Er wischte ihn mit einem Zipfel seines Umhangs ab. Keuchend verfluchte er Nina und ihren Großvater. Das Feuer seines eigenen Pandemons hatte ihn getroffen! Und es ging ihm immer schlechter. Da passierte etwas, das bisher noch nie vorgekommen war. Vor lauter Wut und Schmerz weinte der Graf zum ersten Mal in seinem Leben. Dicke Tränen aus ätzender Säure quollen aus seinen Augen, liefen wie Regentropfen über seine Wangen und zerschunden seine faltige Haut. Karkon stieß einen unmenschlichen, wütenden Schmerzensschrei aus, bedeckte sich das Gesicht mit seinem Umhang und verschwand in einer Wolke aus Schwefel.
Immer noch zu Tode erschrocken musste Professor José mitansehen, wie der böse Magier verschwand. Er wollte sich bewegen, aufstehen und Hilfe suchen, aber er konnte nicht. Reglos lag er in seiner schleimigen
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