wittern ein Geheimnis
» Er hat den Bruch eingefädelt, nicht wir.«
»Kannst du nicht Paul veranlassen einen vernünftigen Plan zu zeichnen?«, fragte die »Landfrau«. »Einen Plan, mit dem man was anfangen kann. Ich kapier nur die Hälfte von dem, was hier steht.«
»Er ist krank und hat zwischendurch immer wieder mal totale Mattscheibe«, antwortete jemand. »Man sollte ihn in Ruhe lassen. Es war eine harte Sache für ihn mit diesen Drucken, er wäre beinahe dabei umgekommen. Man kann ihm jetzt wirklich nicht mit solchen Kinkerlitzchen kommen.«
»Ich kann dieses Wort hier nicht entziffern«, jammerte die Frau. »W-A-D-E-R, was heißt das?«
»Ich weiß nicht, oder halt, doch! Es könnte WASSER bedeuten! Doppel-S statt D in der Mitte. Wo ist der Brunnen? Irgendwo in der Küche? Das wird es sein! Wasser! Ich gehe jede Wette ein, über dem Brunnen liegt eine Steinplatte. Das ist der Weg zu dem Versteck.«
Julius packte Richard am Arm. Er war ebenso aufgeregt wie der Mann unten. Sie lauschten gespannt und angestrengt.
»Hier ist der alte Ausguss! Das müssen die Reste des Brunnens sein. Die Quelle ist sicher unter diesem Stein. Die Platte hat gerade die richtige Größe. Los, hoch mit ihr!«
Eine aufregende Nacht –Überraschung am Morgen
Nach einer kurzen Weile verrieten Prusten und Stöhnen die Bemühungen um den fraglichen Stein. Er war offenbar sehr schwer und hatte sich im Laufe der Jahrhunderte fast fugenlos in den Fußboden eingefügt.
»Mieses Ding! Meine Hände gehen in Fetzen!«, fluchte eine Stimme. »Gib mir dein Brecheisen, Tom, du hältst es ja wie ein heißes Würstchen.«
Unter Anstrengung und Keuchen hatten sie den Stein schließlich gelockert. »Er kommt!«, rief eine Stimme, und der Stein klappte so plötzlich um, dass es den beiden Zaungästen schien, als hätten die Leute unten mit dem Fußboden Bekanntschaft gemacht.
Fiebernd vor Aufregung und Neugier lauschten die beiden Jungen von ihrem Versteck aus dem Geschehen. Brennend gern hätten sie zugesehen, doch das war unmöglich. Sie mussten sich mit den Geräuschen von unten zufrieden geben und versuchen, aus den Gesprächen die richtigen Schlüsse zu ziehen.
»Ist eine Quelle dort unten? Ja, tatsächlich! Menschenskind, wie tief der Wasserspiegel ist und alles schwarz wie Pech!«
Es herrschte Schweigen, solange die Gruppe die Quelle prüfte. Dann vernahm man die enttäuschte Stimme des Anführers: »Da ist kein geheimer Gang! Wer geht schon durch dieses Wasser. Das ist ein ganz gewöhnlicher Brunnen, sonst nichts. Das Wort kann nicht ›Wasser‹ heißen, es muss etwas anderes bedeuten.«
»Schon recht, Boss. Aber was heißt es dann?«, hörte man die Frau fragen. »Ich weiß es nicht! Das hier ist kein Plan, das ist ein Kreuzworträtsel. Warum konnte Paul nicht deutlich aufzeichnen, wo die Steinplatte ist? Er hat nur Gekritzel abgeliefert. Irgendwo hier auf dem Gelände der geheime Gang unter einer Steinplatte – das ist mehr als dürftig.«
»Uns bleibt nichts anderes übrig, als unter dutzenden von Steinplatten nachzusehen«, murrte eine andere Stimme. »Ich habe die Nase voll! Wir haben in diesem elenden Römerlager Steine gehoben, wir haben sie hier gehoben. Wer oder was gibt uns die Gewissheit, dass wir hier überhaupt richtig sind?«
»Halt’s Maul!«, herrschte der Boss den Zweifler an. »Und wenn wir diese Bude abreißen müssen, wenn wir jeden Stein einzeln umdrehen müssen, wenn wir das ganze Römerlager umgraben müssen, ihr werdet es tun! Versteht ihr denn nicht? Davon hängt ’ne Menge Kohle ab! Wer aus der Sache aussteigen will, kann es tun. Ich find leicht ein paar Bessere als euch!«
»Boss, nur keine Aufregung!«, beschwichtigte die Frau ihn. »Du siehst, wir machen alle mit. Wir tun, was du sagst. Machen wir also weiter! Hier liegen nicht allzu viele Steinplatten in der von Paul angegebenen Größe.«
Die Brüder mussten nun eine harte Geduldsprobe bestehen: Eine Steinplatte nach der anderen wurde gehoben und wieder zurückgelegt. Allerdings ohne Erfolg.
Auch die hinteren Gebäude nahmen sich die Männer noch einmal vor, während die Frau unterdessen in der Hütte wartete. In der Annahme, die Gefahr des Entdecktwerdens sei für den Augenblick gebannt, schlenkerte Julius seine vom langen Stehen steif gewordenen Beine ein wenig.
Die Frau schien gute Ohren zu haben, denn sofort rief sie: »Wer ist da? Bist du es, Tom?«
Die Jungen erstarrten zu Statuen. Die Frau sagte nichts mehr und bald kamen auch die Männer
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