wittern ein Geheimnis
echt ausgesehen. Nicht geschminkt und das alte Tuch, und sie hat sich mit der Hütte ausgekannt.«
»Anne, die ist vorbeigekommen, um sicherzugehen, dass wir wirklich abhauen«, belehrte Julius sie. »Hast du nicht ihre Schuhe bemerkt? Solche Schuhe trägt keine Bäuerin.«
»Die Brille war auch nicht echt. Die Gläser waren nur Fensterscheibenglas«, verkündete Georg.
»Und hast du ihre Hände gesehen?«, forschte Richard weiter. »Eine Bäuerin mag ihre Hände noch so pflegen, die werden immer anders aussehen als die Hände einer Büroangestellten oder Frisöse. Diese Frau hatte Hände so weiß wie eine Prinzessin.«
»Die Hände … ja, die sind mir aufgefallen«, gab Anne zu »Außerdem hat sie manchmal wie eine Bäuerin gesprochen und manchmal nicht.«
»Bitte, da hast du es!«, sagte Julius. »Sie gehört zu der Bande, die uns letzte Nacht verscheuchen wollte. Der Kerl, der uns auf dem Hügel beobachtet, hat gefunkt, dass wir am Packen sind und abziehen wollen. Da ist sie als Kundschafterin ausgeschickt worden, um sich die Angelegenheit aus der Nähe zu betrachten.«
»Du hast ihr einen schönen Bären aufgebunden«, lobte Richard seinen Bruder. »Heute Nacht erscheint die Bande und buddelt überall herum. Wir beide werden einen Mordsspaß haben. Wetten?«
»Ihr passt aber auf, dass sie euch nicht auf die Schliche kommen«, sagte Anne. »Wo werdet ihr in Deckung gehen?«
»Dieser Teil des Planes unterliegt noch der Geheimhaltung«, entgegnete Richard grinsend. »Nun kommt, wir schlagen ein neues Lager auf, irgendwo, wo man uns nicht sofort entdeckt. Du und Georg und Tim, ihr könnt heute Nacht dort schlafen, und Ju und ich beziehen hier Posten.«
»Ich möchte mit euch kommen!«, begehrte Georg plötzlich auf. »Anne ist für so etwas total ungeeignet, außerdem hat sie Tim bei sich.«
»Diesmal können wir dich wirklich nicht brauchen«, sagte Julius abwehrend. »Je weniger Leute hier lauern, desto besser. Es tut mir Leid, aber du musst bei Anne bleiben.«
Georg setzte unverzüglich ihr finsteres Schmollgesicht auf. Julius lachte und klopfte ihr auf die Schulter.
»Welch wundervolles Mienenspiel. Mit diesem Gesicht kannst du in die Politik gehen. Ich hab es lange nicht gesehen. Mach weiter so, und die Mäuse werden vergessen, dass sie sich eigentlich vor der Katze fürchten müssen.«
Georg musste gegen ihren Willen lachen und schüttelte ihren Ärger ab.
Sie ließ sich nur ungern von einem Abenteuer ausschließen, aber sie sah ein, dass es unsinnig war, einen Menschenauflauf zu veranstalten. Gut, sie würde bei Anne bleiben.
Der Späher auf dem Hügel hatte seinen Posten verlassen, denn es blitzte kein Fernglas mehr auf. Anne sagte: »Die unechte Bauersfrau und echte Kundschafterin hat sie davon überzeugt, dass wir Fersengeld geben. Hat jemand von euch eine Idee, wohin wir sollen? Jedenfalls nicht zu weit weg und gut abgeschirmt.«
»Ich wüsste einen Platz«, sagte Georg. »Auf der anderen Seite der Quelle gibt’s einen Kreis von großen Ginsterbüschen. Dahinter befindet sich eine trockene Sandgrube. Es ist wie eine Ginsterburg.«
»Das haut hin!«, rief Julius. »Wir werden uns diese Burg einmal ansehen.«
Georg führte die Gruppe an. Tim lief neben ihr, noch immer mit dem großen Pappkragen geschmückt, der für das Ginsterdickicht ein rechtes Übel darstellte. Kurz hinter der Quelle hielt Georg an.
»Dort ist es!«, rief sie. »Ihr werdet sehen, es ist ein schöner Platz.«
Es waren wirklich große Büsche, grün und stachlig breiteten sie sich aus, zwischen den Blättern leuchteten noch einzelne gelbe Blüten. Dahinter senkte sich eine geräumige Grube, mit alten vertrockneten Farnen weich und gleichmäßig ausgepolstert. Julius hielt die Zweige vor dem Eingang auseinander; als Schutz gegen die Dornen hatte er einen Lappen zu Hilfe genommen.
»Das ist prima«, fand er. »Reichlich Platz für uns alle und für Tim. Aber mit seinem Kragen wird er Schwierigkeiten haben.«
»Nimm ihn runter«, riet Richard. »Die Wunde ist so gut wie verheilt. Selbst wenn er sich kratzt, kann er nicht mehr viel Schaden anrichten. Tim, wir werden dich ohne Kragen nicht wieder erkennen.«
»Na gut.« Georg war überredet. Sie untersuchte das Ohr noch einmal. Unter dem Heftpflaster war zu erkennen, dass die Wunde verheilt war. Sie schnitt das Klebeband durch, das die beiden Enden des Kragens zusammengehalten hatte, und bog den Karton auseinander. Zögernd wedelte Tim mit dem Schwanz, als sei er sich
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