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Witwe für ein Jahr (German Edition)

Witwe für ein Jahr (German Edition)

Titel: Witwe für ein Jahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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Koffer, wo es nicht zu übersehen war. Sie wollte vermeiden, daß Hannah in der zu erwartenden Hektik eines ihrer aufreizenden, kleinen Accessoires zurückließ. Bevor Ruth das Schlafzimmer ihres Vaters verließ, warf sie einen Blick auf das Foto ihrer toten Brüder vor dem Eingang zum Hauptgebäude der Academy. Sie sann darüber nach, daß Hannahs Gedächtnis doch nicht so bemerkenswert war, wie sie angenommen hatte, als sie sich am Telefon unterhielten.
    Hannah hat mich also versetzt, weil sie meinen Vater gefickt hat, dachte Ruth. Sie trat auf den Gang hinaus und zog im Gehen ihren Badeanzug aus. Sie warf einen Blick in die beiden kleineren Gästezimmer. Beide Betten waren gemacht, aber auf einem sah man den Abdruck eines schlanken Körpers, und die Kissen waren am Kopfende zusammengeschoben. Das Telefon, sonst auf dem Nachttisch, stand auf dem Bettrand. Von diesem Gästezimmer aus hatte Hannah sie also angerufen, und geflüstert hatte sie, um Ruths Vater nicht zu wecken – nachdem sie ihn gefickt hatte.
    Ruth schleifte ihren Badeanzug hinter sich her und ging nackt in ihr Zimmer am Ende des Ganges. Dort zog sie etwas an, was eher typisch für sie war: Jeans, einen der teuren BH s, die Hannah ihr besorgt hatte, und ein schwarzes T-Shirt. Bei dem, was sie vorhatte, wollte sie ihre »Uniform« tragen.
    Dann ging sie nach unten in die Küche. Hannah, eine faule, aber ganz passable Köchin, hatte Pfannengemüse vorbereitet; sie hatte eine gelbe und eine rote Paprika kleingeschnitten und mit ein paar Brokkoliröschen in eine Schüssel gegeben. Das Gemüse schwitzte leicht. Ruth probierte ein Stück von der gelben Paprika. Hannah hatte das Gemüse leicht gesalzen und gezuckert, damit es Wasser zog. Ruth mußte daran denken, daß sie Hannah an einem Wochenende, das sie zusammen in ihrem Haus in Vermont verbrachten, gezeigt hatte, wie man dieses Gericht zubereitet. Damals hatten sie beide über ihre schlimmen Freunde gelästert, wie ihr jetzt wieder einfiel.
    Hannah hatte auch eine Ingwerknolle geschält und zerdrückt; und sie hatte den Wok und das Erdnußöl bereitgestellt. Ruth warf einen Blick in den Kühlschrank und entdeckte in einer Schüssel die marinierten Shrimps. Das Abendessen, das Hannah vorbereitet hatte, war ihr sehr vertraut. Genau dieses Essen hatte sie selbst viele Male für Hannah und für diverse Freunde gekocht. Das einzige, was Hannah noch nicht vorbereitet hatte, war der Reis.
    In der Kühlschranktür standen zwei Flaschen Weißwein. Ruth nahm eine, entkorkte sie und schenkte sich ein Glas ein. Sie ging ins Eßzimmer und durch die Fliegengittertür hinaus auf die Terrasse. Als Hannah und ihr Vater die Tür hörten, schwammen sie rasch voneinander weg, landeten aber beide am tiefen Ende des Pools. Zuvor hockten sie am flachen Ende – vielmehr hockte Ruths Vater da, während Hannah im Wasser auf seinem Schoß auf und ab hopste.
    Am tiefen Ende wirkten ihre Köpfe vor dem Hintergrund der blitzendblauen Fläche klein. Hannah wirkte weniger blond als sonst; ihr nasses Haar war dunkel, das von Ruths Vater ebenso. Sein dichtes, gewelltes Haar hatte einen metallischen Grauton angenommen, der von reichlich Weiß durchzogen war. Aber im dunkelblauen Pool sahen seine nassen Haare fast schwarz aus.
    Hannahs Kopf wirkte so geschmeidig wie ihr Körper. Sie sieht aus wie eine Ratte, dachte Ruth. Und ihre kleinen Brüste hüpften beim Wassertreten auf und ab. Plötzlich kamen sie Ruth vor wie umherflitzende einäugige Fische.
    »Ich bin ziemlich früh angekommen –«, begann Hannah, aber Ruth schnitt ihr das Wort ab.
    »Du warst letzte Nacht hier. Du hast mich angerufen, nachdem du meinen Vater gefickt hast. Ich hätte dir sagen können, daß er schnarcht«, sagte Ruth.
    »Nicht, Ruthie …«, sagte ihr Vater.
    »Du bist diejenige, die ein Problem mit dem Ficken hat, Baby«, entgegnete Hannah.
    »Nicht, Hannah …«, sagte Ted.
    »In den meisten zivilisierten Ländern gibt es Gesetze«, erklärte Ruth. »In den meisten Gesellschaften gibt es Regeln …«
    »Ich weiß, ich weiß!« rief Hannah. Ihr winziges Gesicht wirkte weniger selbstsicher als sonst. Aber vielleicht lag es auch nur daran, daß Hannah keine gute Schwimmerin war und ihr das Wassertreten nicht ganz leichtfiel.
    »Auch in den meisten Familien gibt es Regeln, Dad«, erklärte Ruth ihrem Vater. »Und unter den meisten Freunden«, sagte sie zu Hannah.
    »Okay, okay, ich bin die personifizierte Gesetzlosigkeit«, räumte Hannah ein.
    »Du

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