Witwe für ein Jahr (German Edition)
habe ich meinen Job verloren«, entgegnete Eduardo.
In seiner Eitelkeit (auch als Läufer hielt er sich für grandios) ging Ted selbstverständlich davon aus, daß er Mrs. Vaughn in ihrem Lincoln auch abgehängt hätte, wenn er aus dem Stand losgelaufen wäre. Trotzdem hätte er nie bestritten, daß Eduardo Mut bewiesen hatte.
»Um wieviel handelt es sich denn konkret?« wollte Ted wissen.
»Ich will kein Geld von Ihnen. Ich bin nicht hier, um ein Almosen zu bekommen«, erklärte ihm Eduardo. »Ich hatte gehofft, daß Sie vielleicht Arbeit für mich haben.«
»Sie wollen also einen Job?« fragte Ted.
»Nur wenn Sie einen für mich haben«, antwortete Eduardo. Er warf einen verzweifelten Blick auf den verwahrlosten Garten. Nicht einmal der fleckige Rasen ließ sachkundige Pflege erkennen. Er brauchte dringend Dünger, ganz zu schweigen davon, daß er eindeutig zu wenig gegossen wurde. Und soweit Eduardo sehen konnte, gab es auch keine blühenden Sträucher, keine winterharten Pflanzen und auch keine Sommergewächse. Mrs. Vaughn hatte ihm einmal erzählt, Ted Cole sei reich und berühmt. (In die Pflege des Gartens fließt das Geld offenbar nicht, dachte Eduardo.) »Sieht nicht so aus, als hätten Sie einen Job für mich«, sagte er zu Ted.
»Warten Sie einen Augenblick«, sagte Ted. »Ich möchte Ihnen zeigen, wo ich einen Swimmingpool haben möchte und noch ein paar andere Sachen.«
Vom Küchenfenster aus beobachtete Eddie, wie die beiden Männer ums Haus gingen. Er hatte nicht den Eindruck, daß sie eine lebensbedrohliche Unterhaltung führten, und hielt es daher für ungefährlich, sich zu ihnen in den Garten zu begeben.
»Ich möchte einen einfachen, rechteckigen Pool. Er braucht keine olympischen Ausmaße zu haben«, erklärte Ted dem Gärtner. »Ich will nur ein tiefes Ende und ein flaches – mit Stufen. Und kein Sprungbrett. Ich finde Sprungbretter für Kinder zu gefährlich. Und ich habe eine vierjährige Tochter.«
»Ich habe eine vierjährige Enkelin, und ich kann Ihnen nur recht geben«, meinte Eduardo. »Ich baue keine Swimmingpools, aber ich kenne Leute, die so was machen. Selbstverständlich kann ich einen Pool in Schuß halten. Ich kann ihn saugen und dafür sorgen, daß die Chemikalien stimmen. Sie wissen schon, damit das Wasser nicht trüb wird und Ihre Haut nicht grün oder so.«
»Ganz wie Sie meinen«, sagte Ted. »Nehmen Sie die Sache von mir aus in die Hand. Ich will nur kein Sprungbrett. Und um den Pool herum muß etwas angepflanzt werden, damit wir vor den Blicken der Nachbarn und Passanten geschützt sind.«
»Ich würde eine Böschung empfehlen – genau gesagt an drei Seiten«, sagte Eduardo. »Und um das Erdreich zu halten, würde ich obendrauf ein paar Ölweiden pflanzen. Sie gedeihen gut in diesen Breiten, und die Blätter sehen hübsch aus, so silbrig-grün. Sie haben duftende gelbe Blüten und Früchte, die aussehen wie Oliven. Man nennt sie auch Oleaster.«
»Ganz wie Sie meinen«, sagte Ted. »Nehmen Sie die Sache in die Hand. Und noch etwas: Die Einfriedung des Grundstücks … Ich habe den Eindruck, eine deutlich erkennbare Grundstücksgrenze wäre nicht schlecht.«
»Dafür gibt es Liguster«, meinte Eduardo. Den kleinen Mann überlief es kalt, als er an die Hecke zurückdachte, in der er gehangen hatte und um ein Haar an den Auspuffgasen erstickt wäre. Aber bei Liguster vollbrachte er wahre Wunder: Unter seiner Obhut war Mrs. Vaughns Ligusterhecke im Jahr um durchschnittlich einen knappen halben Meter gewachsen. »Man muß sie nur düngen und gut gießen, und vor allem muß man sie stutzen«, fügte der Gärtner hinzu.
»Also gut, dann Liguster«, sagte Ted. »Ich mag Hecken.«
»Ich auch«, log Eduardo.
»Und ich möchte mehr Rasen«, sagte Ted. »Ich will die blöden Gänseblümchen und das hohe Gras weghaben. Ich wette, daß es in diesem hohen Gras Zecken gibt.«
»Garantiert«, meinte Eduardo.
»Ich möchte einen Rasen wie auf einem Sportplatz«, sagte Ted voller Feuereifer.
» Mit aufgezeichneten Linien?« fragte der Gärtner.
»Nein, das nicht!« rief Ted. »Ich meine, so groß wie ein Sportplatz.«
»Ach so«, sagte Eduardo. »Das bedeutet eine Menge Rasen, eine Menge mähen, eine Menge Rasensprenger …«
»Und wie steht es mit Ihren handwerklichen Fähigkeiten?« fragte Ted den Gärtner.
»Was ist damit?«
»Ich meine, können Sie zimmern? Ich denke da an eine Außendusche mit mehreren Duschköpfen«, erläuterte Ted. »Viel zu zimmern gibt es da
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