Wizards of Nevermore Bd. 1 - Eine Hexe in Nevermore
Bruder an. »Du warst in der Küche und hast was zu essen gemacht? Frühstück für sie? Wer sind Sie und was haben Sie mit meinem Bruder gemacht?«
»Ha, ha. Das Mädchen hatte Hunger. Also habe ich ihm was zu essen gemacht. Das war alles.«
»Du hättest ihr genauso gut eine Schüssel Cornflakes anbieten können.«
»Dann würde Mama sich im Grab rumdrehen. Diese Happy ist höflich, aber sehr verschwiegen. Sie hat mir nicht verraten wollen, warum sie in Nevermore ist oder zu wem sie will.« Er seufzte. »Vielleicht wird sie ja eine Vorladung ins Büro des Sheriffs zum Reden bringen.«
»Das bezweifle ich«, meinte Ant. Happy trug ihre Sturheit wie andere Leute einen Mantel.
»Ich auch. Aber ich verfüge über eine Geheimwaffe.«
»Arlene.«
»Du hast’s erfasst.«
»Ich bringe sie hin.« Das wäre eine gute Gelegenheit für Ant, noch etwas mit Happy zusammen zu sein.
»Gut, dann kann ich mich mit Ren im Café treffen. Er glaubt nämlich, dass er den Brandherd entdeckt hat.«
»Was? Ist er neuerdings auch Brandermittler?«
Taylor lachte. »Nein, er nimmt nur seinen Job als Gesetzesvertreter ernst. Und wann bekommt man hier schon mal die Chance, in einem echten Verbrechen zu ermitteln?«
»Ich wünschte, ihr hättet nicht so viel zu ermitteln.«
»Ja, das würde ich mir auch wünschen.« Taylor leerte seine Tasse und drückte sie Ant in die Hand. »Ich habe gekocht. Du darfst spülen.«
»Danke.«
Ant ging in die Küche und stellte die Tasse in den Spülstein. Er hörte, wie der alte Pick-up seines Bruders davonrumpelte, und ließ sofort von dem Geschirr ab.
Happys rosafarbener Rucksack stand auf einem der Stühle. Er kämpfte mit seinem schlechten Gewissen. Natürlich hatte sie ein Recht auf Privatsphäre, aber sie brauchte auch seine Hilfe – obwohl sie nicht explizit darum bat. Vielleicht konnte er in ihrer Tasche einen Hinweis auf ihre Identität oder den Zweck ihres Besuchs finden.
Aber wie sollte er das unbemerkt anstellen?
Ant ging rüber zum Tisch und bückte sich, um den Reißverschluss des Rucksacks zu öffnen. Doch er zögerte. Missbrauchte er auf diese Art und Weise nicht ihr Vertrauen? Reichte es nicht, dass er dauernd diese lasziven Fantasien von ihr hatte?
Noch nie hatte ihn ein Mädchen so aus dem Takt gebracht. Er hatte vier Schwestern. Er wusste, wie Frauen tickten – zumindest insoweit, wie ein Mann das wissen konnte. Happy würde nie wieder ein Wort mit ihm sprechen, sobald sie herausfand, dass er in ihren Sachen gewühlt hatte. Das war klar.
Aus seinen Gedanken konnte er sie nicht verbannen, wohl aber aus seinem Haus. Sie ruinierte seine Libido und damit seine Konzentration. Er war erwachsen, sie nicht. So weit, so schlecht.
Er ging nach draußen. Sie war weder auf der Veranda noch im Vorgarten. Ant kehrte ins Haus zurück und ging zur Hintertür. Die sanften Hügel in der unmittelbaren Umgebung waren allesamt geprägt von seiner gärtnerischen Leidenschaft. Die Gärten waren nach seiner Vorstellung entstanden. Immer wenn er eine Pflanze berührte, seine Finger in die Erde steckte, den Duft von Blumen und Gras einatmete, wusste er: Er hatte seinen Platz in der Welt gefunden.
Er trat auf den gepflasterten Weg, formte die Hände zu einem Trichter und rief laut: »Happy!«
»Ich bin hier hinten. In dem Herz.«
Sein Puls begann zu rasen. In welchem Herz? Oh. Er wusste, was sie meinte. Die Büsche mit weißen und roten Rosen, die er als ein großes Valentinsherz angepflanzt hatte. In der Mitte dazwischen stand eine steinerne Bank. Es war der Gedenkgarten für ihre Mutter. Manchmal kam er hierher, um mit Mama zu reden. Er wusste, dass sie nicht mehr da war, aber trotzdem kam es ihm vor, als könnte sie ihn hören. Wahre Liebe stirbt nie, hatte sie zu ihm gesagt. Und er glaubte ihr.
Tatsächlich saß Happy auf der Bank. Ant blieb kurz stehen, bevor er das Heiligtum betrat. Seine Brust war wie eingeschnürt, ihr Anblick raubte ihm den Atem. Happy trug ein rosafarbenes Sommerkleid, das ihre gut geformten Beine zeigte. Sie war barfuß, und ihre Zehennägel waren lila lackiert. An ihrem linken Fuß trug sie einen Zehenring.
Ihr langes blondes Haar fiel ihr in Wellen auf die Schultern, während sie das Gesicht in die Sonne hielt. Sie sah aus wie eine frisch erblühte Blume.
Die Reaktion seines Körpers war heftig. Sofort stellte er sich vor, im Winter in den eiskalten Lake Huginn zu springen, doch selbst dieses Bild half nicht viel.
»Du bist wunderschön.«
Die Worte
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