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Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Titel: Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Belkowski
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den amerikanischen Eliten als auch unter den Verbündeten an einem Konsens fehlt. Und in dieser Situation kam die Friedensmission des Kremls gerade recht.

Kapitel 15: Wladimir Putins Geschäft
    Bereits im Jahr 2005 hat der Autor des vorliegenden Buches im einflussreichen russischen Internetmagazin Lenta.ru einen Artikel zu »Wladimir Putins Geschäft« veröffentlicht.
    Damals neigte die Mehrheit der Beobachter in Russland und außerhalb seiner Grenzen zu der Ansicht, Putin sei Fleisch vom Fleische des KGB der UdSSR und Protegé eines gewissen Tschekistenclans. Die Namen der geheimnisvollen KGBler, die Putin angeblich auf die Höhen der russischen Föderationsmacht gehievt haben sollen, konnte niemand nennen. Aber schließlich sprach man ja auch von einem Geheimdienst.
    Dementsprechend ging man davon aus, dass Putin nach der Logik eines neu aufgelegten KGB mit neuimperialistischer Tendenz handele. Putin habe vor allem die Wiederherstellung der Positionen des Staates im Blick: den Wiederaufbau des russisch-sowjetischen Imperiums, die Unterdrückung wirtschaftlichen Unternehmertums, insbesondere desjenigen mit gesellschaftlich-politischen Ambitionen, eine Neutralisierung von Privatinitiativen und so weiter.
    Niemand dachte über Putin als einen großen Geschäftsmann nach. Ich war der Erste, der das tat. Was heute praktisch ein Gemeinplatz ist, klang damals geradezu wie Spott über die Realität.
    Wenn man sich in seiner Analyse nicht auf Putins Rhetorik beschränkt, die immer einen konjunkturellen Charakter hat und sich qualitativ mehrmals am Tag ändern kann, sondern auch die tatsächliche Kreml-Politik betrachtet, kann man keinerlei geopolitische Ambitionen entdecken.
    Eine der frühen, wichtigen Entscheidungen von Putin als Präsident war die Liquidierung der russischen Kriegsflotte auf den Stützpunkten von Lourdes (Kuba) und Kamran (Vietnam). Dafür führte der Präsident folgendes Motiv an: Der Staat habe keine Möglichkeiten, die unermessliche Miete zu zahlen – insgesamt ungefähr 500 Millionen Dollar pro Jahr (weniger als 4 Prozent der Summe, die Gazprom vor Kurzem den Aktionären von Sibneft bezahlt hat). Man kann eine solche Entscheidung aus wirtschaftlicher Sicht für gerechtfertigt halten, aber sie hat Russland als Seemacht zweifellos ernsthaft geschadet. Ein imperialistisch gesinntes Staatsoberhaupt, dem die geopolitische Rolle seines Landes am Herzen liegt, hätte sich wohl kaum zu einem derartigen Schritt entschlossen.
    Während der Regierungsjahre von Wladimir Putin wurde die Rolle Russlands im Bereich der ehemaligen UdSSR – also jenes Imperiums, vom dem der Oberste Befehlshaber angeblich träumt – deutlich geschmälert und keineswegs ausgebaut. In den 1990er-Jahren war es noch der Kreml gewesen, der die postsowjetischen Regimes objektiv legitimierte. Offen und aggressiv antisowjetische Staatslenker (zum Beispiel Swiad Gamsachurdia oder Əbülfəz Elçibəy) konnten sich nicht lange an der Macht halten. Neu gewählte Staatsoberhäupter der GUS hatten nichts Wichtigeres zu tun, als die Beziehungen zu Russland in Ordnung zu bringen, das so groß und edelmütig war wie Opa Jelzin.
    Außerdem unterstützte Moskau die Lebensfähigkeit nicht anerkannter Staaten, indem man ihnen durch eine postsowjetische Konstruktion auf drei Ebenen Stabilität garantierte: Russland als Rechtsnachfolger der Kolonialmacht – die übrigen Länder der GUS – aufständische Enklaven mit unbestimmtem Status.
    Nachdem sie, gemessen an der Größe ihres Territoriums und der natürlichen Ressourcen, unter Putin einfach nur zum größten Teil des ehemals gewaltigen Imperiums geworden war, hatte die Russische Föderation unwiederbringlich ihren Status als Quelle postsowjetischer Legitimität verloren. Aus der geopolitischen ersten Liga, in der regionale Mächte des Niveaus von Indien oder Brasilien mitspielen, sind wir in die zweite Liga abgestiegen, wo Staaten wie Paraguay oder Algerien um einen Platz im Waggon dritter Klasse der Geschichte kämpfen. (Die Menge des vergossenen Erdöls und der wahnsinnigen Offshore-Erträge haben in diesem Fall auf den Status des Staates keinen Einfluss.) Brauchte er eine Legitimierung, flog das Oberhaupt einer ehemaligen Sowjetrepublik nun direkt nach Washington und nicht nach Moskau.
    Noch zu Beginn der ersten Amtszeit von Wladimir Putin hörte die Unterstützung der nicht anerkannten Staaten praktisch auf. Folglich verlor Putin seine politischen Einflussmöglichkeiten auf Moldau,

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