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Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Titel: Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Belkowski
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Georgien, Belarus und die Ukraine. (Freilich kann der offenkundige PR-Bluff der Idee vom russisch-belorussischen Gemeinschaftsstaat, der jedes Mal aus der Mottenkiste geholt wird, wenn in Russland unliebsame Reformen anstehen, wohl nur einen sehr unerfahrenen Beobachter in Verwirrung stürzen.) Keiner der aufgezählten Staaten orientiert sich heute strategisch an Russland.
    Was bleibt, ist die bedrohlich gekrümmte Gaspipeline, aber Putin als ihren Urheber zu sehen, fällt etwas schwer, und das Bild vom aggressiven Kreml-Untier, das Putins Administration dem Segen der Pipeline traditionell beifügt, kann am allerwenigsten zu einem Achtungszuwachs für Russland in den nahen und fernen Winkeln des ehemaligen Imperiums beitragen.
    Der Kreml zeigte an den politischen Gefechten in Litauen in den Jahren 2002 bis 2004 nicht das geringste Interesse. Wären allerdings in diesem Land Kräfte an die Macht gekommen, die Russland gegenüber Loyalität zeigen, dann hätte man die schwierige Problematik des Transits nach Kaliningrad um einiges leichter lösen können. Aber die Hilferufe, die von der anderen Seite der litauischen Grenze drangen, wurden vom offiziellen Moskau ignoriert.
    Überdies hat der Kreml keinerlei Erfolge beim Schutz von Landsleuten im Ausland zu verzeichnen. Die Verfolgungen und Erniedrigungen, denen der übermäßig emotionale Türkmenbaşy die Russen aussetzte, scheinen unbemerkt geblieben zu sein. Die Diskriminierung der russischen Minderheit, die fast 40 Prozent der Bevölkerung Lettlands ausmacht, rief beim Kreml von Zeit zu Zeit ein heiseres Knurren hervor, aber es reichte nie für reale Sanktionen oder überhaupt für Druckmittel gegen Riga. Mehr noch: Im Schulterschluss mit seinen sorgfältig ausgewählten Anhängern rief Wladimir Putin sogar dazu auf, die »lettischen Freunde« nicht zu dämonisieren.
    Schließlich verließen die russischen Soldaten gleichermaßen kontinuierlich und ruhmlos die Territorien ihres vormaligen militärpolitischen Einflussbereichs. Russland zog seine Stützpunkte aus Georgien innerhalb von drei Jahren und kostenlos ab, obwohl von elf Jahren und einer Kompensation von 500 Millionen Dollar durch die georgische Seite die Rede gewesen war.
    Alles in allem ist nichts aus einer effektiven Geopolitik geworden. Und wer Putin kennen, verstehen und seine Motivationen analysieren will, wird es nur können, wenn er ein recht einfaches Prinzip durchschaut: Der zweite und später vierte Präsident der Russischen Föderation ist seiner Natur nach kein Politiker und erst recht kein Imperialist. Er ist ein typischer Unternehmer. Alle seine Entscheidungen und Handlungen sind ausschließlich der Logik großer Geschäfte unterworfen, die auf die Erzielung von Gewinnen abzielt.
    Wenn es einen Bereich gibt, in dem Wladimir Putin im postsowjetischen Raum erfolgreich war, so ist es die Lobbysierung von Interessen einiger wichtiger russischer Unternehmer. Bei seinen zahlreichen Staatsbesuchen fing der Präsident der russischen Föderation mehrmals Gespräche damit an, dass man diesen oder jenen Aluminiumbetrieb Oleg Deripaska geben müsse, dieses Telekommunikationsunternehmen Michail Fridman und jenes Stahlwerk Alexei Mordaschow.
    Putins Gesprächspartner klimperten dabei weise mit freundlichen Augen. Denn im Gegenzug brachte der reiche Gast aus Moskau politische und wirtschaftliche Gaben dar, die in ihrem Umfang die begehrten Objekte um ein Vielfaches überstiegen. Zum Beispiel: Wir verkaufen das Kombinat X von Severstal, und dafür werden die Anti-Dumping-Sanktionen durch Russland für alle Stahlwerke in besagtem Land aufgehoben.
    Bei dieser Vorgehensweise – wenn russische Staatsressourcen als Kompensation für die Einhaltung rein privater Interessen angeboten werden – war Wladimir Putin nicht selten erfolgreich. Natürlich kann man das kaum als Fortschritt für das russische Kapital bezeichnen: Die ausländischen Aktiva, um die Putin bemüht war, wurden schließlich von Offshore-Unternehmen gekauft und keineswegs von lebendigen Subjekten der russischen Wirtschaft.
    Dennoch muss man einräumen: Als Unternehmer hat Putin tatsächlich Talent. Das von ihm erdachte (oder abgesegnete, was dasselbe wäre) Schema der Nationalisierung in Russland muss man durchaus als genial anerkennen.
    Das Schema ist schlicht wie alles Großartige. Die Unternehmen, die in den 1990er-Jahren bei Pfand- und sonstigen fiktiven Auktionen zu symbolischen Preisen verhökert worden waren, sollten vom Staat und

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