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Wo bitte geht's nach Domodossola

Titel: Wo bitte geht's nach Domodossola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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brüllendes Gelächter das Dach von den Mauern des Gasthauses hob, aber niemand folgte uns. Bis heute weiß ich nicht, wie es ist, matschigen Pferdemist zwischen den Zähnen zu spüren, und dafür danke ich Gott. Wenig später lagen wir auf einer feuchten Wiese unter Tausenden von Sternen in unseren Schlafsäcken, umgeben von zerklüfteten Bergen, die sich kaum merklich von einem fast ebenso schwarzen Himmel abhoben. Es roch nach frisch gemähtem Gras, und ich sagte in die Stille ringsum, daß ich noch nie einen so schönen Ort wie diesen gesehen hätte.
    »Das ist das Problem in Österreich«, erwiderte Thomas unerwartet lebhaft; bisher hatte ich ihn kaum reden hören.
    »Es ist so ein schönes Land, aber es ist voller verdammter Österreicher.«

    Am nächsten Tag fuhr ich nach Salzburg. Es fiel mir schwer, mich mit der Stadt anzufreunden, was mich überraschte, denn ich hatte Salzburg zwar vage, aber sehr angenehm in Erinnerung. Es wimmelte von Touristen und, was noch schlimmer war, von Geschäften, in denen nur ein Tourist findet, was er sucht: Tiroler Kitsch, Alpenkitsch und Kitsch und vor allem Mozart-Kitsch – Mozart-Schokolade, Mozart-Marzipan, Mozart-Büsten, Mozart-Spielkarten, Mozart-Aschenbecher, MozartSchnaps. Und überall wurde gebaut. Überall wurden die Straßen aufgerissen, und über der Stadt hing eine Glocke aus Staub und Lärm.
    Die kleine Altstadt, die sich zwischen die Salzach und die senkrechten Felswände des Mönchsberges zwängt, ist zweifellos hübsch und malerisch, aber so übertrieben niedlich, daß sich einem der Magen umdreht. In der Getreidegasse, in der Mozarts Geburtshaus steht, hing über jeder Ladentür eine hölzerne Brezel. Selbst McDonald’s machte da keine Ausnahme (in seine Brezel war ein goldenes, bogenförmiges M eingearbeitet), als wollte man uns vorgaukeln, daß man dort schon im Mittelalter Hamburger zubereitet hat. Ich hätte schreien können.
    Ich bin wirklich für McDonald’s Restaurants in europäischen Städten, aber wir sollten nicht vergessen, daß wir von einer Gesellschaft, die sich offiziell von dem Antlitz eines schwachsinnigen Clowns namens Ronald McDonald repräsentieren läßt, nicht das erforderliche Fingerspitzengefühl in Fragen der Unternehmenspräsentation erwarten können. Die Leute von McDonald’s brauchen ein wenig Hilfestellung. Man muß ihnen sagen, daß Europa nicht Disneyland ist. Man muß ihnen geeignete Räumlichkeiten in einer Seitenstraße zuweisen und ihnen vorschreiben, wie sie ihr Restaurant zu gestalten haben. Ein McDonald’s in Europa hat auszusehen wie ein normales europäisches Bistro, vielleicht mit kleinen roten Gardinen und einem dekorativen Aquarium. Jedenfalls sollte, abgesehen von einem dezenten, bogenförmigen M auf jedem Fenster und den enorm übergewichtigen Leuten, die ständig ein-und ausgehen, von außen nichts darauf hinweisen, daß man hier ein McDonald’s vor sich hat. Außerdem sollte man dafür sorgen, daß dort nicht weiterhin so verschwenderisch mit Styropor-Verpackungen und Papier umgegangen wird. Erst wenn all diese Bedingungen erfüllt sind, hätte man McDonald’s die Genehmigung erteilen dürfen, auch in Europa den Betrieb aufzunehmen, und nicht einen Tag früher.
    Für eine Stadt, die sich ihrer Schönheit rühmt, war Salzburgs größter Platz, der Mozartplatz, erstaunlich häßlich – eine weite Asphaltebene, ungefähr so idyllisch wie ein Parkplatz, mit einer von oben bis unten beschmierten Statue des berühmten Mannes und ein paar demolierten Bänken, jede einzelne umlagert von lärmenden Gruppen dreizehnjähriger Italiener, die offenbar an ihren pubertätsbedingten Hormonstörungen ernstlich Schaden genommen hatten. Es war grauenvoll. Ich konnte mir beim besten Willen nicht erklären, warum ich Salzburg in so guter Erinnerung hatte. In einer Kneipe ganz in der Nähe des Mozartplatzes hatten Katz und ich Gerhard und Thomas kennengelernt. Ich muß wohl so erleichtert gewesen sein, Leute getroffen zu haben, die mir halfen, die Gesellschaft von Katz zu ertragen, daß ich die Stadt damals mit anderen Augen sah. Nun schien die Altstadt nur aus elenden Souvenirläden und aus Restaurants und Kneipen zu bestehen, die weder Charme noch Lokalkolorit besaßen. Als ich dann die Salzach überquerte, fand ich am anderen Ufer wesentlich mehr Gefallen an der Stadt. Große Häuser mit Blick auf den Fluß säumten die lange, ruhige Straße, und der Blick auf die Altstadt am gegenüberliegenden linken Ufer war

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