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Wo bitte geht's nach Domodossola

Titel: Wo bitte geht's nach Domodossola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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hört sich die Sprache nämlich an wie ein englischer Dialekt, wenn auch wie ein etwas seltsamer.
    Auch Katz und ich haben das damals oft bemerkt. Da schlenderten wir eine Straße entlang, und plötzlich trat ein Fremder aus dem Schatten und schien auf Englisch zu sagen: »Hallo, Ihr Süßen, wollt Ihr mir nicht die Flanken einschmieren?«, und hinterher stellte sich heraus, daß er lediglich Feuer für seine Zigarette wollte. Es war beunruhigend. Und auch jetzt, als ich in einem kleinen Hotel an der Prinsengracht stand und den Inhaber nach einem Einzelzimmer fragte, begegnete mir dieses Phänomen wieder. »Oh, ich glaube, es ist nichts mehr frei«, sagte der freundliche Mann, »aber warten Sie, ich frage meine Frau.« Er steckte seinen Kopf durch eine Tür aus Perlschnüren und rief: »Marta, was geschieht in deiner Hose? Bist du sehr feucht?«
    Von hinten brüllte eine Stimme: »Nein, aber ich zittere vor Erregung, wenn ich spüre, wie ich feucht werde.«
    »Und was ist mit deinen Brustwarzen? Soll ich heute abend an ihnen saugen?«
    »Oh, ja. Von Herzen gern.«
    Mit bedauerndem Blick wandte sich der Mann schließlich wieder an mich. »Tut mir leid, ich dachte, jemand hätte abgesagt.«
    »Und überall hängt der Geruch von Petroleum in der Luft«, sagte ich zum Dank und ging hinaus.

    Nirgends war ein Zimmer frei. Entmutigt trottete ich zurück in Richtung Bahnhof, zum Büro der staatlichen Fremdenverkehrszentrale VW, wo es, wie ich vermutete, auch eine Zimmervermittlung gab. Ich ging hinein, stapfte eine Treppe hoch und fand mich in einer Halle wieder, die mich an Ellis Island erinnerte. Acht Warteschlangen, bestehend aus jeweils mindestens dreißig müden Touristen, zogen sich durch den Raum. Das VW-Personal schickte die Leute überallhin – nach Haarlem, nach Delft, nach Rotterdam, nach Den Haag –, denn in Amsterdam gab es kein einziges freies Hotelzimmer mehr. Und das im April. Was, um Himmels willen, mag erst im Juli in dieser Stadt los sein? Vermutlich schicken sie die Leute dann nach Island. An der Wand verkündete ein großes Schild KEINE KARTEN FÜR DIE VAN-GOGHAUSSTELLUNG. AUSVERKAUFT. Auch das fand ich großartig; denn unter anderem war ich wegen dieser Ausstellung nach Amsterdam gekommen. Ich reihte mich in eine der Schlangen ein. Es ging nur langsam voran. Mir war heiß, ich war verschwitzt, ich war müde, ich war hungrig. Meine Füße schmerzten. Ich wollte ein Bad. Ich wollte ein üppiges Abendessen und literweise Bier. Nicht ein Teil von mir fühlte sich wohl. Fast jeder in diesem Raum war Amerikaner. Wer den Schalter erreicht hatte, wurde nach seinen Ansprüchen gefragt, was die sanitären Anlagen betraf und das Frühstück, den Komfort des Zimmers, die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln und die gewünschte Preisklasse. Wegen der diversen Kombinationsmöglichkeiten dauerte das Ganze eine halbe Ewigkeit. Waren dann ein paar geeignete Zimmer gefunden, wandte sich der Zimmersuchende unweigerlich an seinen Reisegefährten – der die ganze Zeit daneben gestanden und scheinbar aufmerksam zugehört hatte – und mußte ihm/ihr die verschiedenen Unterbringungsmöglichkeiten noch einmal ausführlich erklären, was zwangsläufig zu längeren Diskussionen und zu einer Reihe von zusätzlichen Fragen führte: Ist das Hotel auch mit dem Bus oder nur mit dem Zug zu erreichen? Gibt es ein vegetarisches Restaurant in der Nähe des Hotels? Hat das Hotel auch Nichtraucher-Zimmer? Stehen Taxis am Bahnhof, oder müssen wir erst eins rufen, und wenn wir erst eins rufen müssen, können Sie uns dann bitte die Nummer geben? Gibt es in Delft einen Waschsalon?
    Wann fährt der letzte Zug? Glauben Sie, man sollte mich hier rausschmeißen und für immer zum Schweigen bringen, weil ich einen so dicken Hintern habe und so viele dumme Fragen stelle? Es nahm einfach kein Ende. Hatte man sich endlich im Grundsätzlichen geeinigt, führte der oder die Angestellte des VW mit unendlicher Geduld und geringer Aussicht auf Erfolg an die zwanzig Telefonate mit Hotels außerhalb der Stadt – in den meisten Hotels ging man inzwischen nicht mal mehr ans Telefon –, um dann zu verkünden, daß in der gewünschten Preisklasse nichts mehr zu machen sei. Und so mußte man sich denn aufs neue mit einer Reihe von teureren oder entlegeneren Möglichkeiten auseinandersetzen. Das Ganze dauerte so lange, daß ich schon applaudieren wollte, wann immer jemand den Schalter verließ und die Schlange fünfzehn Zentimeter vorrücken

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