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Wo bitte geht's nach Domodossola

Titel: Wo bitte geht's nach Domodossola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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aufschlußreichen Exkurs wollen wir uns zum Vatikan und dem Petersdom begeben – der größten Kirche der Welt in ihrem kleinsten Land, wie es in so manchem Reiseführer heißt. Ich hatte immer gedacht, die Vatikanstadt sei uralt. Als Staat existiert der Vatikan jedoch erst seit 1929, als Mussolini und der Papst die Lateranverträge unterzeichneten. Auf dem Weg dorthin überlegte ich, ob ich wohl so etwas wie eine Grenzkontrolle passieren würde und eine saftige Gebühr zu entrichten hätte, doch das einzige Hindernis, das sich mir in den Weg stellte, waren zwei Dutzend schnatternde Männer, die mir Postkarten verkaufen oder mich mit einer Polaroid-Kamera ablichten wollten. Ich schickte sie zu einer Dame, die ein paar Meter entfernt stand und eine Trainingsjacke der Denver Broncos trug, und sagte ihnen, sie sei meine Frau und hätte all mein Geld. Sofort fielen sie über die Frau her, und ich konnte unbehelligt über den großartigen Platz schreiten. Auf halber Höhe gesellte ich mich kurz zu einer amerikanischen Reisegruppe und erfuhr nicht nur von den eben erwähnten Lateranverträgen, sondern schnappte außerdem auf, auf welchem Balkon der Papst erscheinen würde, wenn er denn in Erscheinung treten sollte, was er nicht tat. Es war alles sehr interessant, und ich wäre gern länger bei ihnen geblieben; doch schon nach wenigen Minuten hatte mich die Reiseleiterin entdeckt, denn ich trug weder eine Baseballmütze noch eine Trainingsjacke oder eine Hose in einer dieser schreienden Grundfarben. Sie gab mir zu verstehen, daß
    dies eine geschlossene Gesellschaft sei, und ließ keinen Zweifel daran, daß sie nicht eher mit ihren Ausführungen fortfahren würde, als bis ich mich verzogen hätte. Von außen wirkt der Petersdom gar nicht mal so atemberaubend, geht man aber hinein, bleibt einem unwillkürlich der Mund offen stehen, ob man will oder nicht. Die Kirche ist ein Wunder. Sie ist so gewaltig und schön und kühl und voller Kostbarkeiten und luftiger Höhen und bleicher Strahlen himmlischen Lichts, daß man nicht weiß, wo man hinschauen soll. Nie zuvor habe ich ein Bauwerk betreten, in dem ich meinte auf die Knie fallen zu müssen, um meine gefalteten Hände gen Himmel zu heben und zu rufen: »Nimm mich zu dir, Gott!« Kein Gebäude auf Erden wird je wieder einen solchen Eindruck auf mich machen.
    Ich wandelte den breiten Mittelgang entlang und ließ mir die Ausmaße der Kathedrale durch den Kopf gehen. Sie ist 211 Meter lang, 137 Meter breit und mißt 133 Meter vom Boden bis zum höchsten Punkt der Kuppel. Da jedoch, wie Mark Twain in Die Arglosen im Ausland schrieb, alles an diesem Bauwerk von so gewaltiger Größe ist, muß man sich selbst immer wieder an die außerordentlichen Maßstäbe erinnern. Die vier Hauptsäulen, die die Kuppel tragen, wirken in dieser Umgebung nicht so mächtig, wie sie sind. Erst wenn man sich einer der Säulen nähert, begreift man, daß sie einen Durchmesser von fünfzehn Metern hat. Und der Baldachin sieht wirklich aus wie ein übergroßes Bettgestell, wie Twain es formulierte, ist aber mehr als halb so hoch wie die Niagara Fälle. Als ich zurückschaute und in der Ferne Besucher eintreten sah, die so winzig wie Insekten schienen, da hatte ich plötzlich eine überwältigende Vorstellung davon, wie enorm groß dieser Ort war. Obwohl es beinahe still war und das Gebäude fast leer zu sein schien – jedes Häufchen von Besuchern hatte soviel Platz, als stünde es allein auf einem Fußballfeld –, wurde mir jetzt bewußt, daß sich mehrere hundert Menschen darin aufhielten. Ich sah mir die Pieta an. Das Gemälde war in einem Seitengewölbe hinter Glas ausgestellt, und eine Absperrung hielt die Besucher in so großem Abstand, daß man kaum etwas erkennen konnte – und das nur, weil vor Jahren ein Verrückter einen Anschlag auf das Bild verübt hatte. Dann ging ich zur Sixtinischen Kapelle und in die Museen, und alles war natürlich sehr eindrucksvoll, aber ich muß zugeben, daß sich meine visuelle Aufnahmefähigkeit in der erhabenen Weite des Petersdoms so ziemlich erschöpft hatte. Auf dem Rückweg zum Hotel entdeckte ich an der Via della Conciliazione zu meiner großen Freude Unmengen von Souvenirläden. Ich habe eine Schwäche für geschmacklose Andenken, und nach meiner Erfahrung ist in dieser Beziehung nichts so zuverlässig, wie Läden, die sich auf religiöse Kuriositäten spezialisiert haben. In Council Bluffs, Iowa, stand ich einmal eine Stunde lang vor einem

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