Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
Sommer heiß. Da kommt dieser Gong gerade recht. Ein Polohemd-Einsatz!
Robinson Crusoe in der Au
Licht – Gong: Wittelsbacherbrücke, Flusskilometer 149,32, Feuerwache 1 der Inspektionsdienst, der Zug, der Notarztwagen, Feuerwache 5 ELW , Wassernotfahrzeug, HLF , Feuerwache 6 ELW , Wassernotfahrzeug, HLF , Rettungshubschrauber Christoph 1 vom ADAC und Edelweiß von der Polizei, Person in Isar
Zum Arbeiten am Wasser brauchen wir weder Mantel noch Helm, aus Sicherheitsgründen legen wir die oft sogar ab. Denn wenn ein Feuerwehrler in voller Montur ins Wasser fällt, kann er sich nur schwer über Wasser halten. Bei einem Wassereinsatz muss man dagegen in den Helly Hansen steigen, wie wir unseren Überlebensanzug nennen. Man kennt diesen schicken Einreiher aus Reportagen über Ölbohrinseln, die jeden Mitarbeiter in ein orangefarbenes Michelinmännchen verwandeln. Derart gekleidet, kann man es relativ lang im kalten Wasser aushalten. Denn dass die Isar auch im Sommer kühl sein kann, wird oft unterschätzt und kann schnell zu Unterkühlungen beim verunfallten Badegast führen. Es sind übrigens nicht nur Schwimmer, die wir aus dem Wasser retten, auch Selbstmörder und versehentlich ins Wasser Gefallene gehören dazu.
Wenn der Gruppenführer fragt, wer den Helly Hansen macht, hat sich das meistens schon erledigt – Hütti steht bereits drin. Die Wasserratten unter den Feuerwehrlern sind scharf auf solche Einsätze. Weil ich beim Gong das Glück habe, dem Wasserrettungssack am nächsten zu stehen, trifft es diesmal mich.
Der Gruppenführer nickt: » Manu, heute bist du dran.«
Während meine Kollegen ihre Stiefel anziehen, ziehe ich meine aus und schlüpfe in diesen steifen Strampelanzug. Meine Freude, etwas loszuwerden, erhält jedoch einen kleinen Dämpfer. Die Kollegen werden sich erst im Auto mit der Rettungsweste ausrüsten, ich hingegen muss die dicke Hose noch in der Fahrzeughalle überstreifen. Vorschrift ist Vorschrift, auch im Sommer. Unsere Schwimmwesten pusten sich bei Wasserkontakt automatisch auf, dafür sorgt eine Tablette, die sich bei Wasserkontakt zersetzt. Eine CO 2-Druckpatrone bläst die Weste auf, ähnlich wie in einem Sahnespender.
Oft ist bei solchen Einsätzen zuerst einmal Warten angesagt. Wir müssen die Situation klären. Wo ist der Mitteiler? Wer hat die Person in der Isar gesehen? Und vor allem: Wann und wo genau? Die Isar ist kein stehendes Gewässer, sondern ein Fluss. Deshalb rückt auch nur ein Teil der Feuerwehr zur Alarmadresse an, der andere Teil fährt weiter. Man berechnet die Strömungsgeschwindigkeit, um an der richtigen Stelle einsatzbereit zu sein. Einem an der Wittelsbacherbrücke in die Isar Gestürzten hilft es nichts, wenn die Feuerwehr fünf Minuten später am Unfallort eintrifft. Da ist er längst weg, flussabwärts. Bei normalen Strömungsverhältnissen in der Isar treibt eine Person in zehn Minuten etwa 600 Meter weit.
In der Regel steigen bei einem solchen Alarm zwei Hubschrauber auf: Der Rettungshubschrauber Christoph 1 nimmt im Idealfall Rettungstaucher von der Feuerwache 5 an Bord, und der Polizeihubschrauber Edelweiß ist mit einer Wärmebildkamera ausgestattet. Er ist in Oberschleißheim oder am Flughafen München stationiert, der Flug dauert meist nur wenige Minuten länger, als wir zum Einsatzort benötigen. In der Luft gibt es keine roten Ampeln oder Chaos im Feierabendverkehr.
Besonders seit der Renaturierung des Flusses sind die Auen für viele Menschen ein bevorzugtes Erholungsgebiet. Nachdem zuerst sehr viel Geld dafür ausgegeben wurde, die Isar in geregelte Bahnen zu zwingen, wurde nun noch mehr Geld ausgegeben, damit sie ihrem freien Lauf folgen kann. So ist diese Oase mitten in der Stadt entstanden. Die Schilder, die auf das Badeverbot hinweisen, werden häufig ignoriert, obwohl sie berechtigt sind: Die Isar schaut friedlicher aus, als sie ist. Es gibt zahlreiche tückische Stellen. Gerade wenn der Fluss Schmelzwasser führt, reißt er alles mit, von schweren Baumstämmen und Fahrrädern bis hin zu Einkaufswagen. Unsere Taucher gehen dann nicht mehr rein. Die Gefahr, mit einem schwimmenden Gegenstand zusammenzustoßen, ist zu hoch.
Am Wochenende herrscht im Sommer auch außerhalb des Wassers ein manchmal kriegsähnlicher Ausnahmezustand:
Bratwurst gegen Steak, Griller gegen Hundebesitzer, Radfahrer gegen Fußgänger, Erholungsbedürftige gegen Fußballspieler, Nackerte gegen Angezogene. Leider verwandeln sich manche Abschnitte in den Auen in
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