Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
eine Partymeile, und viele Besucher lassen ihren Müll zurück, oft auch Scherben. Manche mögen in der Tat so betrunken sein, dass sie vergessen, was der Respekt vor der Natur und Gemeinschaft gebietet. Manche kommen angeheitert bis halb bewusstlos auf die Idee, ein Bad zu nehmen. Entweder freiwillig – oder sie werden von angetrunkenen Kumpels ins Wasser geschubst. Andere wollen mithilfe der Isar aus dem Leben scheiden. Wieder andere möchten nur mal ans Ufer schwimmen, werden von der starken Strömung erfasst, geraten in Panik und kämpfen um ihr Leben. Oder stranden auf einer Kiesbank und schaffen es nicht zurück. Robinson Crusoe in der Au. Vom Ufer aus kann man das schwer beurteilen: Ruft der um Hilfe oder winkt er fröhlich? Also vorsichtshalber die 112 alarmieren, ist ja kein Problem mit dem Handy. Die Feuerwehr wird schon was machen.
Ja, wir machen was. Und lassen uns dabei gelegentlich auch blöd anreden. » Darf man hier nicht mal mehr schwimmen, ohne kontrolliert zu werden?«
Meistens laufen unsere Einsätze an der Isar glimpflich ab. Sie sind gekennzeichnet durch Suchen – Warten – Suchen. Oft wissen die Mitteiler selbst nicht so genau, wo sie sich befinden. Sie sind halt mit dem Rad an der Isar entlanggefahren. Aber wo? Hier sind die Mitarbeiter unserer Leitstelle gefordert, das herauszufinden.
» Und wo genau sind Sie zur Isar abgebogen?«
» An einer Brücke.«
» Wie sah es da aus? Auf welcher Seite? Flussaufwärts oder flussabwärts?«
» Woran erkenne ich das?«
Vielleicht sollte man da mal Schilder aufstellen: Sie befinden sich … Aber zugegeben, ich habe auch schon mal das eine Links mit dem anderen Links verwechselt.
Bei der Orientierung an der Isar kommt erschwerend hinzu, dass sie sich in den Isarkanal und in den natürlichen Flusslauf teilt – das sind zwei völlig verschiedene Örtlichkeiten.
Als wir unseren Einsatzort an der Wittelsbackerbrücke erreichen, sehen wir niemanden, der auf uns wartet. Der Zugführer funkt an die Leitstelle, der Mitteiler solle sich bemerkbar machen. Wir erfahren, dass er sich ein Stück weiter an der Isartalstraße befindet. Hier zweigt der Westermühlbach von der Isar ab. Wir sind gerade ausgestiegen, da rennt ein Mann um die 40 mit triefnassem T-Shirt und Shorts auf uns zu. Atemlos teilte er uns mit:
» Sie ist da reingesprungen. Dann war sie weg. Ich kann nicht gut schwimmen, ich hab es trotzdem versucht. Aber jetzt hat es sie da runtergezogen.«
Wir rennen zum Ufer, ich im Helly Hansen etwas langsamer als die anderen. Das hört sich nach Ernstfall an. Gleich wird es mir » nass neigehn«, wie man in Bayern sagt, denn an den Nähten hält der häufig eingesetzte Helly auf Dauer nicht dicht.
Ein zweiter Mann kommt uns entgegen. Winkend ruft er schon von Weitem: » Da sind Sie ja, Gott, sei Dank.«
» Sind Sie die Person, die in der Isar war, oder ist noch jemand drin?«, erkundigt sich der Gruppenführer.
» Ja, da ist noch jemand drin.«
Ich zurre den Sicherheitsverschluss meiner Rettungsweste fest.
» Luna«, sagt der Mann. » Und ich kann doch nicht gut schwimmen. Jemand ist reingesprungen, aber er hat sie nicht zu fassen gekriegt. Sie ist unten. Ist in die Röhre gezogen worden und war weg!« Ein Schluchzen schüttelt den Mann.
» Wo genau?«, fragt der Gruppenführer.
» Sie ist dem Ball nachgesprungen und dann verschwunden.«
» Ball nachgesprungen?«, wiederholt Hütti.
» Ist Luna Ihre Frau?«, fragt der Gruppenführer.
Empört schaut der Mann den Gruppenführer an. » Nein, mein Hund!«
Wir alle atmen auf. Nicht jedoch der Mann. Er ist fix und fertig, beruhigt sich aber sichtlich in unserer Gegenwart. So ist es oft. Sobald wir auftauchen, haben die Leute das Gefühl, jetzt wird alles gut. Schön, wenn wir die Erwartungen erfüllen können. Doch für Luna sieht es im Moment nicht gut aus, auch wenn der Mann sich Hoffnungen macht.
» Die Luna ist ein Labrador, kann super schwimmen. Aber die Strömung ist zu stark. Bitte, tun Sie was!«
Der Zugführer tut etwas. Er gibt eine Rückmeldung an die Leitstelle: » Person ist gesichert, Hund wird vermisst, Hubschrauber und weitere Kräfte bis auf das Wassernot der Feuerwache 5 können stoppen.«
An der Stelle, wo Luna ins Wasser gesprungen ist, ist die Ufermauer befestigt. Es wird enger. In der Folge nimmt die Strömung zu, da mehr Wasser gleichzeitig passieren muss. Es hat mehr Wucht. Von der Unterführung an der Isartalstraße kann man in den Spalt hineinsehen. Flüsse und
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