Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
Bäche laufen oft ein Stück unterirdisch und treten an einer anderen Stelle wieder nach oben. Stefan schaut in die Karte, die wir bei einem solchen Einsatz stets mit uns führen. Schnell erkennen wir, wo der Fluss wieder ans Tageslicht kommt: schon ein paar Hundert Meter weiter. Da die Zugänglichkeit für uns an dieser Stelle schwierig ist und die Böschung so steil abfällt, dass man ins Wasser springen müsste, beschließen wir, Lunas Rettung von zwei Seiten in Angriff zu nehmen. Als Labrador – diese Rasse verfügt über Schwimmhäute zwischen den Zehen – wird sie hoffentlich noch eine Weile durchhalten. Dass sie lebt, bezweifeln wir nicht: Alle paar Sekunden jault es grauenhaft aus dem Tunnel. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie flussabwärts herausgetrieben wird, ist höher, als dass sie gegen die Strömung zurückkommt.
Mit dem HLF und fünf Kollegen fahre ich zur Auslassstelle. Hier ist der Höhenunterschied geringer. Ich setze mich auf die befestigte Ufermauer und lasse mich ins Wasser plumpsen. Aus dem Tunnel jault es noch immer. Ein gutes Zeichen. Schnell mache ich mich auf den Weg, gegen die Strömung. Ich komme nur langsam vorwärts, und es ist anstrengend.
» Zieh die Handschuhe an«, weist mich der Gruppenführer über Funk an, » vielleicht schnappt der Hund nach dir.«
» Hab ich schon«, melde ich.
Wir sind nicht nur über Funk verbunden, ich hänge auch an einer hundert Meter langen Leine, die mich sichert. Endlich taucht etwas Schwarzes, das auf den ersten Blick an einen Biber erinnert, im Lichtkegel meiner Taschenlampe auf.
» Ich seh sie » , melde ich dem Gruppenführer – und dann komme ich nicht weiter. Die Leine ist zu Ende. So kurz vor dem Ziel! Auf keinen Fall werde ich die Leine losmachen. Ich könnte stolpern, abtreiben … auf Nimmerwiedersehen. Im Gegensatz zu dem Labrador habe ich keine Schwimmhäute zwischen den Zehen.
Rettung naht nun jedoch auch von der anderen Seite, wo sich die Kollegen der mittlerweile eingetroffenen Feuerwache 5 auf den Weg gemacht haben. Ein Feuerwehrler im Taucheranzug klemmt sich den erschöpften Hund unter den Arm und bringt ihn zurück zu seinem überglücklichen Herrchen. Robinson musste seinerzeit länger warten!
Ein Herz für Tiere
Ein Tier zu retten ist etwas sehr Schönes, und die Dankbarkeit der Herrchen und Frauchen kann einem durchaus zu Herzen gehen. Manchmal kommt es mir so vor, als würde das eine oder andere Tier sogar ganz genau spüren, dass wir von der Feuerwehr die Guten sind. Aber vielleicht spüren die Vierbeiner auch nur die Erleichterung ihrer Zweibeiner bei unserem Auftauchen. Weglaufen können sie oft nicht vor uns, wenn sie sich eine Pfote eingeklemmt haben oder mit dem Kopf in einem Gitter stecken oder in einem Erdloch. Wir haben unzählige Katzen von Bäumen gerettet, verletzte Eichkätzchen, notgelandete Schwäne, Wildschweine. Manchmal auch vor Autos, aber nicht nur auf Straßen. Einmal verirrte sich ein Reh in einer Tiefgarage, ein Fuchs in einer Biotonne.
Die Presse liebt solche Aktionen, und es wird immer groß darüber berichtet, denn das Leserecho ist hoch. Da werden Lebensläufe von vermissten Katzen gedruckt: Man erfährt nicht nur, wie alt das Tier ist, sondern auch, was es am liebsten frisst, wo es am liebsten schläft, welche Eigenheiten es an den Tag legt. Am beliebtesten sind solche Tiergeschichten, wenn sie mit Kinderschicksalen verbunden werden können: Mohrli ist zurückgekehrt, und die kleine kranke Paula kann endlich wieder lachen.
Ich finde es schön, dass wir in einer Gesellschaft leben, die ein Herz für Tiere hat. Doch dieses Herz für Tiere ist womöglich nicht so liebevoll und großzügig, wie es auf den ersten Blick scheinen mag.
Wo ich herkomme, da hält man keine Tiere, weil sie süß und putzig sind und am liebsten Nussecken vom Bäcker Kammerer fressen. Tiere sind ein Lebensunterhalt. Kühe geben Milch – sie wird verkauft. Kälber werden großgezogen, um sie zu verkaufen, vielleicht an den Schlachter. Sie werden zu Kotelett, Schnitzel und Wurst. Ein Teil vom Kalb, eingeschweißt in der Kühltheke, ist kein Tier mehr. Sondern Fleisch. Aber man kann das Fleisch nicht vom Tier trennen, im Fleisch steckt seine Lebensqualität. Ich finde, wir sollten uns immer wieder bewusst machen, woher das Fleisch stammt und dass es eben nicht in der Tiefkühltruhe wächst.
Die Schweine bei uns daheim auf dem Hof hatten ein schönes Leben. Sie waren draußen, suhlten und sonnten sich, bis sie geschlachtet
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