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Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Titel: Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Wedel
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technischer Hilfeleistung, Umgang mit exotischen Tieren, Beamtenrecht, Deutsch, Fahrzeug- und Gerätekunde bis hin zu Wasser- und Höhenrettung. Dazwischen gab es Tests. Und noch mehr Tests.
    Am Spätnachmittag endete der Unterricht, ich machte eine Stunde Sport, fuhr nach Hause, aß und lernte. Um 21:30 Uhr war Schicht im Schacht. Meistens schlief ich sofort ein und bekam überhaupt nicht mit, dass ich an einer der lautesten Straßen Münchens wohnte.
    In der Grundausbildung war ich die einzige Frau. Meine Mitbewerberinnen beim Einstellungstest hatten es nicht geschafft. Die Stimmung an der Schule war großartig. Ich fühlte mich sehr wohl. Schade, dass wir nach der Prüfung nicht zusammenbleiben konnten. In München gab es seinerzeit 30 Wachabteilungen. Wer wohin sollte, darüber würde das Los entscheiden .
    » Du lost nicht, Manu«, hieß es.
    Meine Wachabteilung stand von Anfang an fest. Denn nur die Feuerwache 1 in der Innenstadt verfügte über einen Damen-Ruheraum.

Ein Wachtag im Oktober
    » Du hast ja wieder ordentlich Holz gemacht«, beschwert sich Matthias während des Frühstücks bei Sascha. » Kein Wunder, dass wir Waldsterben haben. Wie viel Ster waren es diesmal? Die reinste Ruhestörung ist deine Schnarcherei.«
    » Hab nix gehört«, brummt Sascha.
    » Ja, du nicht.«
    Ich grinse.
    » Grins du nur«, meint Matthias gutmütig. » Du musst es ja bloß mit dir selber aushalten.«
    Das ist wohl wahr. Bei der Feuerwehr bin ich quasi ein Einzelkind, allein im Damen-Ruheraum. Das hat nicht nur Vorteile, sondern auch einen Nachteil: Niemand weckt mich auf, wenn ich einen Alarm nicht gleich höre. Trotzdem habe ich fast noch nie verschlafen. Und das soll auch so bleiben, sonst muss ich mir das die nächsten hundert Jahre noch anhören. So wie Lauxi. Der hat in zwölf Jahren einmal einen Alarm überhört. Vielleicht hat es auch nur deshalb niemand vergessen, weil Lauxi so viele deutsche Tugenden verkörpert: Er ist ordentlich, pünktlich, aufrichtig und zuverlässig, und er trägt stets blitzsaubere Stiefel.
    Wir sollten zusammen den RTW fahren. Der Gong ertönte, Zeit verging – keine Spur von Lauxi. Ich bat den Kollegen von der Nachrichtenstelle, eine weitere Alarmdurchsage zu machen.
    » Einsatz für den RTW .«
    Sekunden später rutschte ein Blitz die Stange runter.
    » Wohin?«, rief Lauxi.
    » Schrannenhalle«, erwiderte ich knapp.
    » Wo?«, fragte er noch einmal, während er den Wagen startete. Lauxi war an diesem Wachtag als Fahrer eingeteilt.
    » Gleich ums Eck«, sagte ich. Veräppelte er mich? Die Schrannenhalle befindet sich direkt hinter der Feuerwache.
    » Wo genau?«, wollte Lauxi wissen, und da merkte ich, dass er sozusagen noch immer abging. Diesmal sich selbst.
    » Rechts oder links?«, fragte er.
    » Links«, sagte ich. Ich kannte den Zustand, in dem er sich befand. Mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen, fallen einem die einfachsten Dinge manchmal nicht mehr ein.
    » Jetzt links?«
    » Ja, jetzt.«
    » Ach so!« Allmählich wachte er auf.
    Als wir ankamen, war auch Lauxi wieder voll da.
    Dieser Kollege, ein Vollblutfeuerwehrmann, stammt, wie einige andere in München, aus der ehemaligen DDR . Schon von klein auf wusste er, welchen Beruf er einmal ergreifen würde. In der DDR konnte man seinerzeit im zarten Alter von sechs Jahren bereits einen Vorverpflichtungsvertrag unterschreiben. Man bekam einen Paten von der Feuerwehr zur Seite gestellt, der einen an seine spätere Tätigkeit heranführte.
    Lauxi konnte das Großwerden kaum abwarten. Doch dann kam die Wende, und alles war anders. Der Vorverpflichtungsvertrag galt nicht mehr. Eine Katastrophe für Lauxi, der nie etwas anderes werden wollte als Feuerwehrmann. Es dauerte lang, bis sich sein Traum verwirklichte, und dazu absolvierte er unzählige Einstellungstests in ganz Deutschland. Solche wie Lauxi gibt es viele, Einstellungstesttouristen sozusagen. Seine Liebe zur Feuerwehr war so tief, dass er sich immer weiter von der Heimat entfernte und schließlich in München landete. Auf den Einstellungstest kann man sich nicht wirklich vorbereiten. Überall wird etwas anderes verlangt. In München passte jedoch alles für Lauxi. Auch ich bereute nie meinen Entschluss hierherzuziehen. Auch wenn es mit der ersten Liebe in München, die mich in die große Stadt lockte, langfristig nichts wurde. Dafür lernte ich hier einige neue Lieben kennen, die es auf einem Weiler nicht gibt, wo man bei Kultur eher an Bodenbeschaffenheit

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