Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
Sprechübungen, verziehen das Gesicht, singen sich ein. Und ich bin nur ein paar Schritte von ihnen entfernt, Mäuschen hinterm Vorhang. Das ist ziemlich spannend. Zu meinen persönlichen Highlights gehörten Anna Netrebko, Robbie Williams, Eros Ramazotti, die Rolling Stones, Fußballendspiele in der Allianz Arena, die Münchner Philharmoniker, Schwanensee … und noch einige mehr. Sicher, es kann auch mal anstrengend werden – zum Beispiel nach acht Stunden tibetischer Tempelklänge, bei denen ein Mönch hingebungsvoll immer dieselbe Saite eines Instrumentes zupfte, was bei mir nicht zur Erleuchtung, sondern zur Ermüdung führte. Man kann sich die Vorführungen nicht aussuchen – doch oft gehe ich bereichert nach Hause.
Einige meiner Kollegen dagegen empfinden kulturelle Dienste als Höchststrafe. Aber auch diese Aufgabe gehört zum Einsatzbereich der Feuerwehr. Sie wird zusätzlich vergütet. Wer allerdings ein gewisses Soll erfüllt hat, kann tauschen – und es gibt immer Kollegen, die ihre Freizeit, so wie ich, gerne mit Kultur verbringen. Manchmal beneide ich allerdings das Publikum, das einfach aufstehen und gehen kann, wenn es ihm nicht gefällt. In München haben wir zuweilen 50 Dienste pro Abend zu vergeben. Je nach Funktion ist jeder Feuerwehrler zwei- bis viermal im Monat dran. Natürlich kann man sich auch etwas wünschen, doch meistens steht man mit seinem Wunsch nicht alleine da. Zu Bon Jovi oder dem FC Bayern wollen viele.
Bei einer Brandsicherheitswache im Theater finde ich mich in der Regel eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung ein, spreche mit dem Bühnenmeister, kontrolliere den Szeneriebucheintrag, informiere mich, ob feuergefährliche Handlungen vorgesehen sind. Gibt es Besonderheiten, Zigarette, Streichholz, Pyrotechnik, Bühnennebel? Ich werfe einen Blick in die Aschenbecher: Sobald auf der Bühne geraucht wird, müssen sie mit Wasser oder Sand gefüllt sein. In großen Häusern wie dem Nationaltheater sind wir zu fünft. Selbstverständlich kontrollieren wir auch die Feuerwehrzufahrten und Notausgänge und sprechen mit dem sogenannten Delegierten, der im Zuschauerraum sitzt. Sollte es zu einem unvorhergesehenen Vorfall und womöglich einer Panik kommen, ist es seine Aufgabe, für Ordnung im Zuschauerraum zu sorgen. Der Delegierte wird von der Stadt bestellt. Er kann in der Person des Oberbürgermeisters im Saal sitzen, als Stadtrat, freiwilliger Feuerwehrler oder Verwaltungsbeamter, hin und wieder handelt es sich auch um einen pensionierten Berufsfeuerwehrkollegen. Ein Theaterarzt ist anwesend und natürlich eine Sanitätsabstellung. All diese Personen, die für die Sicherheit des Publikums sorgen, sind für die meisten Zuschauer unsichtbar – und die würden sich wundern, wenn sie wüssten, wie viele Sicherheitsvorschriften, Brandschutzgesetze und Verordnungen in so einem Theaterabend stecken.
Zum Glück musste ich selbst noch nie auf die Bühne. Mein Kollege Franz hatte jedoch in einer Vorstellung einmal einen doppelten Auftritt: Er musste Leben retten und löschen. Kurz vor der Pause wurde er in eine Loge gerufen. Ein älterer Herr hatte einen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitten. Der Theatergast wurde nach draußen gebracht und reanimiert, ohne dass die Zuschauer etwas davon mitbekamen. Auch wenn ein Arzt im Publikum sitzt, heißt das nicht, dass er notfallmedizinisch auf dem neuesten Stand ist. Ärzte haben sich meistens spezialisiert und kommen aus unterschiedlichen Fachrichtunge n. N otfallmedizin ist dabei ein Fachbereich von vielen anderen.
Der zweite Auftritt meines Kollegen folgte dann gleich nach der Pause. Da begann ein Scheinwerfer plötzlich zu kokeln. Franz ließ den eisernen Vorhang fahren, löschte den Scheinwerfer und musste dann trotz heftigen Widerstands beim Schlussapplaus mit auf die Bühne – als Mitwirkender an der Aufführung. Das fand er anstrengender, als ein Leben zu retten und zu löschen. An Applaus sind wir Feuerwehrler wahrlich nicht gewöhnt.
Die Wiesn als Feuerwehr-Hochsaison
Ende September, Anfang Oktober findet jedes Jahr die Wiesn statt. Am zweiten Oktoberfestwochenende ist München als nördlichste Stadt Italiens fest in italienischer Hand. Als Münchner hat man nur zwei Möglichkeiten: Entweder man liebt die Wiesn, oder man hasst sie. Die Feuerwehr ist jedenfalls sehr beschäftigt in dieser Zeit.
Der Notarzt auch. Was die Wiesnbesucher nicht wissen: Wenn das Volksfest losgeht, steckt bereits ein Jahr planerische Arbeit in der
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