Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau
weiß man heute, dass Neugeborene sehr wohl schmerzempfindlich sind. Eine Geburt ist für das Kind kein Vergnügen, es muss sich durch den engen Geburtskanal winden, wobei seine noch beweglichen Schädelknochen verschoben werden. Am Ende der Tortur wartet kein Paradies, sondern der Rauswurf aus einer kuscheligen, warmen Höhle. Es ist hell, laut, grell und kalt. Was bleibt einem da anderes übrig, als zu schreien! Die Lunge bläst sich auf wie ein Luftballon. Beim ersten Mal ein großer Widerstand, da braucht es Kraft. Wenn wir unseren ersten Schrei tun, haben wir schon Großes geleistet. Im Grunde genommen können wir von Anfang an stolz auf uns sein!
Die Medizin an Neugeborenen ist ein Fachgebiet für sich namens Neonatologie. Einem herkömmlichen Kinderarzt oder Gynäkologen fehlt hier oft die Erfahrung. Die Kollegen in der Klinik sind froh, wenn wir die Neugeborenenversorgung übernehmen. Daher wird oft ein Neugeborerennotarzt in Krankenhäuser gerufen.
Wenn ich mit einem solchen Neugeborenennotarzt unterwegs bin, erlebe ich allerdings auch weniger glückliche Geburten. Denn leider gibt es nicht nur die erwünschten Kinder, sondern auch die unerwünschten. Eine Frau entband im Fahrstuhl. Was mit dem Kind geschah, das der Neugeborenennotarzt zum Glück gut versorgen konnte, war ihr egal. So fuhren wir mit einem Kind, das keiner wollte, durch München. Was wohl aus dem kleinen Mädchen geworden ist … So sehr wünsche ich mir, es möge einen Platz gefunden haben, wie auch der kleine Junge vom Stadtrand, von dem ich gleich erzählen werde. Wenn er es überhaupt geschafft hat …
Der Piepser und das Alarmfax riefen uns in eine Klinik am Stadtrand.
» Gut, dass Sie da sind«, wurden wir im Kreissaal begrüßt.
Da lag das kleine, nein klitzekleine Baby. Eine Frühgeburt. Normal ausgereifte Babys wiegen zwischen drei und vier Kilogramm. Dieses hat keine zwei.
Während wir es versorgen, erfuhren wir die Hintergründe.
» Wir haben es bereits reanimiert und beatmet. Vor einer Stunde tauchte die Mutter an der Pforte auf. Wir wissen nicht, wie sie heißt. Sie hat uns einen Zettel zugeschoben, dass sie ein Kind kriegt. Das haben wir dann auch gemerkt. Es ist nämlich sofort gekommen.«
Einem so winzig kleinen Menschen eine Infusion zu legen ist eine Herausforderung. Doch es gelang auf Anhieb, wir stabilisierten den Säugling und legten ihn in den Inkubator.
» Ich gebe mal der Mutter Bescheid. Die wartet bestimmt schon auf Nachrichten«, sagte die Hebamme.
» Ich dachte, sie versteht kein Deutsch?«, fragte der Notarzt.
» Sie spricht Kroatisch«, erwiderte die Hebamme in akzentfreiem Deutsch. » Das ist meine Muttersprache.«
Der Neugeborenennotarzt und ich packten unsere Sachen zusammen, da kam die Hebamme zurück. Sie wirkte verstört.
» Und?«, fragte ich.
Tief atmete sie durch. » Ich habe es ihr gesagt. Dass die Lage ernst ist, dass das Kind keine idealen Voraussetzungen hat, dass wir es aber stabilisieren konnten.« Sie schwieg.
» Ja?«, forderte der Notarzt sie auf weiterzusprechen.
» Ich habe ihr auch gesagt, dass sie mit allem rechnen muss. Dass es sein kann, dass der Junge es nicht schafft, dass er stirbt.« Wieder machte sie eine Pause. » Da hat sie gesagt …«, die Hebamme zögerte, » … ja, das hat sie wirklich gesagt. Sie hat gesagt, dass ihr das am liebsten wäre. Ein Problem weniger.«
Das hat mich tief getroffen. In welcher Bedrängnis muss sich eine Mutter befinden, die etwas Derartiges ausspricht? Wir waren so glücklich, dass wir den Kleinen gerade retten konnten – doch daran hatte diese Mutter gar kein Interesse.
Ich hoffe von ganzem Herzen, dass der Kleine mittlerweile geborgen aufwächst – denn was bringt die beste Geburt, wenn ein Kind nicht willkommen ist? Selbst wenn es um Wunschkinder geht, ist dies noch lange keine Garantie dafür, dass die Geburt tatsächlich glücklich verläuft. Ein Fall nahm mich ganz besonders mit:
Die Mutter war 34 Jahre alt und freute sich auf ihr erstes Kind. Die Schwangerschaft war problemlos verlaufen, das Kinderzimmer eingerichtet, der werdende Vater hat seine Elternzeit beim Chef beantragt. Weit offen alle Arme für den neuen Menschen, Oma und Opa in doppelter Besetzung außer sich vor Freude. In der Woche des errechneten Geburtstermins ging Blut ab. Die Mutter rief sofort bei ihrer Ärztin an. Die beruhigte sie erst mal. Eine leichte Blutung sei nichts Ungewöhnliches, trotzdem solle sie sich in der Geburtsklinik vorstellen. Vielleicht
Weitere Kostenlose Bücher