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Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau

Titel: Wo brennt s denn - Vom Grossbrand in der U-Bahn bis zur Schlange im Klo Die unglaublichsten Einsaetze einer Feuerwehrfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Wedel
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noch was geben!«
    » Frau Arnold, wir sind der Notarzt. Kein Kasperltheater«, sagt Raimund.
    Normalerweise bin ich ziemlich ausgeglichen, und ich stecke eine Menge weg. Doch diese Patientin geht mir allmählich auf die Nerven. Das liegt bestimmt auch am Schlafdefizit. Nur noch ein paar Stunden bis Dienstschluss, hoffentlich ist dies der letzte Einsatz für heute.
    » Ich kann nicht gehen, ich muss getragen werden, ich hab solche Schmerzen.«
    » Dass Sie laufen können, haben wir vorhin gesehen«, sagt Stephan.
    » Wohin bringen wir sie eigentlich?«, fragt mich der Notarzt. » Woanders hin? Soll ich mal nachfragen, wo was frei ist?«
    » Nein, das wird eine Reklamation«, erwidere ich.
    Sehr langsam und weiter stöhnend nimmt Frau Arnold die Treppen. Kaum im Auto, bettelt sie erneut um Schmerzmittel.
    » Das bringt nichts«, sagt der Notarzt.
    Da dreht sie sich beleidigt weg. Als sie umkippt, glauben wir zuerst, sie will uns einen Schreck einjagen. Aber nein. Das ist echt! Schnell wuchten wir die Bewusstlose vom Stuhl auf die Trage. Stabile Seitenlage, Pulsoximetersensor, Sauerstoffmaske.
    » Also seids mir fei ned bös«, sagt Stephan. » So hamma wenigstens a Ruh, bis wir in der Notaufnahme sind.«
    » Und überzeugende Argumente haben wir auch«, ergänze ich. » Bewusstlos nach Drogenkonsum.«
    Mit solchen Patienten hat man auf der Feuerwache 1 in der Innenstadt oft zu tun. Es fällt mir schwer zu verstehen, wie man sich mit derartiger Gewalt kaputt machen kann. Was für eine Verschwendung all dessen, was wir geschenkt bekommen haben: unser Leben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass an gescheiterten Existenzen immer die anderen schuld sind, wenigstens haben mir das unzählige Patienten erzählt. Die anderen sind schuld, weil sie ihre Wohnung verloren und keinen Job haben, fast immer sind die Eltern schuld, auch die Lehrer. Und die größte Schuld haben Drogen und Alkohol. » Die machen mir mein ganzes Leben kaputt.«
    Was soll man darauf sagen?
    Helfer wie wir können nur die Hand reichen. Gehen muss jeder selbst. Und oft kommt es vor, dass man einem anderen die Hand reicht und dann aufpassen muss, dass einem nicht der ganze Arm abgerissen wird. Ja, das ist manchmal deprimierend und auch desillusionierend. Zum Glück ist es nur eine Seite der Medaille.
    Glück und Tragik bei der Geburtshilfe
    Für mich persönlich war es wichtig, aus der Innenstadt Münchens wegzuziehen. Ich wollte nicht am selben Ort leben und arbeiten und suchte mir eine schöne ruhige Wohnung im Umland. Da gibt es Wald und Wiesen, manchmal höre ich es muhen, Vögel zwitschern, und früh um sechs schlägt die Kirchturmuhr glockenhell in einen hoffentlich weißblauen Morgenhimmel. Wann immer ich es einrichten kann, fahre ich mit dem Rad zur Arbeit. Das ist die perfekte Einstimmung auf einen Wachtag. Und der perfekte Übergang in die Freizeit. Im Normalfall ziehe ich mit der Uniform auch die Feuerwehrfrau Wedel aus. Hin und wieder erlebe ich aber so etwas Schönes, dass es mich auf dem Heimweg noch lächeln lässt. Dazu gehören die glücklichen Geburten eiliger Kinder, manchmal schneller als die Feuerwehr!
    Meine erste Geburt erlebte ich als Praktikantin beim Roten Kreuz in Sulzbach-Rosenberg. Die Mutter, hochschwanger mit dem zweiten Kind, war gut vorbereitet. Die Tasche für die Klinik stand im Flur, die Oma, die auf das erste Kind aufpassen sollte, war schon im Haus, der Ehemann hatte Urlaub. Dann kam der Alarm. Ein »Megagong« sozusagen, wie die werdende Mutter im Auto merkte.
    » Meine Frau kriegt ein Kind!«, rief der Mann am Steuer ins Handy.
    » Wann?«, fragte die Leitstelle.
    » Jetzt!«
    » Wo sind Sie?«
    » Auf dem Weg ins Krankenhaus.«
    » Halten Sie an und …«
    » Es ist da! Es ist da!«
    Als wir eintrafen, konnten wir dem glücklichen Vater nur noch die Nabelschere reichen. Mutter und Kind waren wohlauf. Solche Einsätze sind sehr schön. Dabei zu sein, wenn ein kleiner Erdenbürger seine ersten Atemzüge tut! Wenn wir es schreien hören, atmen wir auf. Ein Kind, das schreit, bekommt Luft. Alles gut. Im Bauch der Mutter ist die Lunge des Babys zusammengefaltet. Zwar übt es dort schon das A tm en, doch die Lunge muss noch keine Luft bewegen. Wenn es auf die Welt kommt, öffnet sich die Lunge. Das Baby atmet selbstständig. Das erste Mal Luft holen geschieht schreiend. Da bin ich!
    Während man früher glaubte, Neugeborene empfänden keinen Schmerz – und sie deshalb manchmal ohne Narkose operierte, auch am Herzen! –,

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