Wo Dein Herz Zu Hause Ist
Grillpartys, und sie haben eine große Terrasse mit einer Schaukel, und am Tisch ist jeder willkommen, und alles ist wie in einer richtig großen, glücklichen Familie. Matthew könnte Pferde einreiten und trainieren, und ich könnte studieren, und wir könnten uns ein
Leben aufbauen. Ich sehe das so deutlich vor mir, als wäre es schon wirklich so. Oh Gott, ich hoffe, ich bin nicht schwanger. Vielleicht sollte ich doch mal Sheilas Buch lesen.
Mam will nicht mit mir reden, weil ich Dr. B. zur Hintertür hereingelassen habe. Er glaubt, in ihrem Kopf stimmt irgendetwas nicht. Er möchte ein paar Untersuchungen machen, aber das will sie nicht. Dann ist
er
nach Hause gekommen und hat Dr. B. angebrüllt, einfach, weil er gerne herumbrüllt. Da ist Dr. B. gegangen, aber er hat mich darum gebeten, ein bisschen auf sie aufzupassen. Ich weiß nicht, was das bringen soll, aber ich habe gesagt, geht in Ordnung.
Dr. B. ist wirklich ein begabter Reiter. Wir sind in letzter Zeit viel zusammen ausgeritten. Ich bin immer noch ängstlich, aber das lasse ich mir nicht anmerken, und Dr. B. und Matthew scheinen es nicht mitzubekommen. Dr. B. hat angefangen, mich «Trouble» zu nennen. Das meint er natürlich nicht ernst, denn «Ärger» mache ich ihm schließlich nicht. Matthew muss darüber lachen, also stört es mich nicht, und in Wahrheit gefällt es mir sogar. Hallo, nett, Sie kennenzulernen! Ich bin Trouble!!!
Er
hatte seit Tagen keine Arbeit, und es juckt ihn in den Fingern, mal wieder jemanden zu prügeln. Sie ist die ganze Zeit so still und zurückgezogen, dass sogar er Schwierigkeiten hat, Streit mit ihr anzufangen. Er beäugt mich wieder, aber ich habe keine Angst mehr vor ihm. In meinem Kopf und meinem Herzen habe ich meine Freiheit. Bald geht Matthew wieder ins Internat. Er wird alles versuchen, um mindestens ein Mal im Monat nach Hause zu kommen, ganz gleich, was sein Dad dazu sagt. Wir müssen nur noch elf Monate überstehen, dann fängt unser neues Leben an. Elf Monate, das ist nicht lange. Elf Monate sind gar nichts. Wenn doch nur schon Juli wäre!!!
18 Ich kenne dich
Aidan putzte immer, wenn er schlechte Laune hatte. Er putzte, nachdem er sich mit seiner Mutter einen Riesenstreit über eine Geldsache geliefert hatte. Er putzte, als er seinen Freunden erzählte, er sei krank, in Wahrheit aber nur einen Tag frei haben wollte. Allerdings ist das immer das Problem, wenn man mit Freunden arbeitet: Jede Lüge ist kompliziert und macht einem ein schlechtes Gewissen. Er putzte, nachdem er Georges Kreditkarte benutzt hatte, um Konzertkarten für Macy Gray zu kaufen, weil er sich für eine dumme Auseinandersetzung rächen wollte. Er putzte, nachdem er ein T-Shirt von GAP gestohlen hatte, um einem Typen, dessen Namen er nicht mehr wusste, zu beweisen, wie mutig er war, und er putzte, nachdem ihn seine Schwester am Telefon gebeten hatte, auf ihre Kinder aufzupassen, und er ihr vorlog, er hätte eine schwere Erkältung. Auch als jetzt das Telefon klingelte, putzte Aidan seine Wohnung.
«Aidan.»
«Andrew?»
«Ich weiß, das kommt überraschend, aber könnten wir uns diese Woche mal treffen?»
«Hör mal, wenn es um Sue und diesen Bauunternehmer geht …»
«Darum geht es nicht.»
«Oh.»
«Es ist mir sehr wichtig.»
«Na gut.»
Was zum Teufel will er von mir? Lass dir lieber eine Ausrede einfallen. Er wartet. Denk nach, du Blödmann
. «Ich hätte morgen Abend Zeit.»
«Gut, sehr gut. Also morgen. Super. Danke. Bis dann.»
«Andrew?»
«Ja?»
«Wo und wann?»
«Oh.» Andrew lachte kurz auf. «Sorry. Irgendwo in der Stadt, mir ist alles recht.»
«Wie wäre es mit dem Westbury?»
Im Westbury kennt mich garantiert niemand.
«Sehr gut.»
«Bis dann.»
«Bis dann. Und, Aidan …»
«Ja?»
«Danke nochmal.»
Aidan legte auf, und nachdem seine Versuche, Sue und Harri anzurufen, gescheitert waren, wählte er Melissas Nummer. Sie hatte vor einer Viertelstunde mit dem Weinen aufgehört und war bei ihrem zweiten Whiskey. Sie hätte Aidan erzählen können, was passiert war, aber es war ihr zu peinlich. Sie überlegte sogar, ob sie Gerry überhaupt sagen sollte, dass ihr Sohn beinahe verloren gegangen war. Sie ließ ihre Stimme fröhlich klingen, als sie sich meldete.
«Ja?»
«Du errätst nie, wer mich eben angerufen hat!»
«George Michael?»
«Nein.»
«Mist. Was bringt es mir eigentlich, ständig mit
Schwulen rumzuhängen, wenn ich dadurch nicht einmal George Michael
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