Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Titel: Wo Dein Herz Zu Hause Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
Vom Netzwerk:
seinen eigenen Witz und bemerkte nicht einmal, dass dem Fahrgast auf der Rückbank Tränen über die Wangen liefen.
    Zu Hause fiel Harri ins Bett und schlief sofort ein. Ihr ganzes Leben war eine Lüge. Sie war glücklich, dass sie augenblicklich einschlafen konnte.
     
    An dem Abend, an dem sie die Wahrheit erfahren hatten, war George den ganzen Weg bis nach Hause gerannt und hatte dort Aidan die ganze Geschichte quasi schreiend erzählt. Aidan hatte abgewartet, bis sich sein Freund etwas beruhigte, und dann Susan angerufen, die nach einem einstündigen Telefonat voller Oohs und Achs wiederum Melissa anrief.
    «Ich kenne die beiden seit unserer Kindheit», sagte Melissa schließlich, nachdem sie schweigend zugehört hatte.
    «Das weiß ich.»
    «Nein», sagte Melissa. «Das kann einfach nicht sein. Wir sind hier in Dublin, nicht in Hollywood.»
    «Es ist aber wahr.»
    «Harri ist nicht Harri?»
    «Harri ist Harri, nur dass sie Harri Nummer 2 ist, die Neuausgabe.» Unter anderen Umständen wäre Susans Bemerkung vielleicht lustig gewesen, doch weder Susan noch Melissa war zum Lachen zumute.
    «So etwas ist einfach nicht möglich», sagte Melissa.
    «Doch, ist es.»
    «Es ist unmöglich.»
    «Heute vielleicht, aber du weißt ja, wie es in den siebziger Jahren in Irland war   …», widersprach Susan, die sich an diese Zeit sehr gut erinnern konnte.
    «Es ist total makaber.»
    «Weißt du, was wirklich komisch ist?», fragte Susan.
    «Was?»
    «Ich könnte die Mutter meiner Geschäftspartnerin sein.»
    «Was sagst du da?»
    «Ich bin gerade sechsundvierzig geworden, und Harri ist dreißig. Das tote Mädchen im Wald war siebzehn.»
    «Oh, das ist   … das arme Mädchen.»
    Bald danach beendeten sie das Gespräch. Keine von ihnen schlief gut in dieser Nacht, so sehr beunruhigte sie die Katastrophe im Leben ihrer Freundin.
     
    Harri ging nicht ans Telefon. Sie checkte im Clarence aus, nachdem Aidan sie dort gefunden hatte, und in einem günstigen Moment schlich sie sich in ihre Wohnung, packte ihren Koffer, schloss ab und fuhr nach Wexford in das Cottage, das sie zusammen mit James gekauft hatte und das Melissa als Ruine bezeichnet hatte, die man entweder ganz abreißen oder von Grund auf renovieren müsse. Melissa hatte recht, aber das störte Harri nicht, weil sie in dem Cottage zum ersten Mal seit zweiundsiebzig Stunden wieder frei atmen konnte. Sie fror, und die Ausstattung war mehr als schlicht, doch sie konnte ohne Druck auf der Brust durchatmen, und das reichte ihr für den Moment vollkommen.

21.   Juni 1975   Samstag
    Dr.   B. geht mir aus dem Weg. Ich fasse es nicht. Er war nicht mehr zum Fischen am Pier, und als er mich gestern in der Stadt gesehen hat, ist er auf die andere Straßenseite gegangen. Wenn er so weitermacht, weiß ich nicht, was ich tue, aber irgendwas tue ich bestimmt, damit er wieder zur Vernunft kommt – bloß habe ich bis jetzt keine Ahnung, was. Ich muss darüber nachdenken.
    Er
wohnt immer noch woanders. Ich weiß nicht genau wo, und es ist mir auch egal. Mam scheint es ganz gut zu gehen. Ihr Gesicht ist verheilt, und die Arbeit im Crow’s Nest gefällt ihr. Sie hat gesagt, dass die Leute sehr nett sind. Ich bin so froh. Putzen ist zwar ein Sch   … job, und ich würde es garantiert nie machen, aber wenn sie zufrieden ist, bin ich auch zufrieden. Bloß, bitte, lieber Gott, mach, dass sie nicht wieder schwach wird und ihn wieder einziehen lässt.
    Sheila sucht dauernd Streit mit mir. Sie behauptet, dass ich mit Dave geflirtet habe. Was denkt sie eigentlich? Sieht so aus, als ob sie langsam durchdreht. Ich flirte nicht mit Dave – ich behandle ihn nur ein bisschen netter als vorher, weil er mir leid tut. Der arme Dave ist garantiert nicht mein Traummann. Aber Sheila fängt trotzdem an zu spinnen. Ich kapier’s einfach nicht. Sie meint, ich beuge mich immer zu ihm rüber, wenn ich neben ihm sitze. Was soll das wieder heißen? Vielleicht, dass ich mich zu ihm runterbeuge, weil ich größer bin? Sheila wird jeden Tag komischer und nerviger.
    Ich habe inzwischen öfter mal Zeit mit Matthew verbracht. Wir reden die ganze Zeit, und er findet ständig einen Grund, mich zu berühren – meine Hand, meinen Ellbogen, meine Schulter, mein Gesicht. Dabei wird mir jedes Mal schlecht, aber auf eine gute Art. Dumm, das weiß ich selber, ist aber so. Gestern Abend nach der Arbeit hat er mich durch Devil’s Glen nach Hause begleitet. Wir haben darüber geredet, was wir mögen. Ich habe ihm

Weitere Kostenlose Bücher