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Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Titel: Wo Dein Herz Zu Hause Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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bin. Da hat er mir gesagt, dass er aus Cork weg ist, weil er sich verliebt hat. Na und?, habe ich gesagt. Da meinte er, es sei aber ein Mann gewesen!!! So etwas habe ich nicht erwartet. Ich bin fast von der Bank gefallen. Ich kenne mich zwar nicht besonders gut aus, aber ich weiß, dass er wirklich ein guter Mensch ist. Ich werde nicht mit vielen Leuten warm, mit ihm aber schon. Das habe ich ihm auch gesagt. Er hat sich bei mir bedankt, aber ich weiß, dass Worte nichts zählen. Dr.   B. hasst sich selbst. Er denkt, mit ihm stimmt was nicht. Ich denke das aber nicht. Ich finde ihn sehr nett. Mir ist es egal, in wen er verliebt ist, und ich habe ihm versprochen, dass ich es niemandem erzähle. Ich werde sein Geheimnis für mich behalten. Oh, gerade habe ich mich etwas gefragt – erzählt
Father Ryan ihm etwa, dass es falsch ist, einen Mann zu lieben, so wie er auch meiner Mutter erzählt hat, dass es falsch ist,
ihn
zu verlassen? FATHER RYAN, HALTEN SIE DOCH EINFACH DIE KLAPPE!

7   Nichts wie weg
    Harri hatte das Gesicht ins Kissen vergraben, während neben ihr das Handy klingelte.
Lasst mich in Ruhe. Lasst mich in Ruhe.
Sie nahm das Telefon in die Hand, um es an die Wand ihres Hotelzimmers zu werfen. Dabei würde sie allerdings riskieren, die edle Tapete oder ein Bild zu beschädigen. Sie begann zu zielen, denn selbst mitten in ihrem Gefühlschaos hatte sie immer noch ein Auge für gelungene Inneneinrichtungen. Bis jetzt hatte sie geglaubt, diese Eigenschaft von ihrer Mutter geerbt zu haben. Doch bevor sie das Telefon wegschleuderte, erkannte sie auf dem Display Georges Nummer.
    «Harri?»
    «George.»
    «Tut mir leid, dass ich einfach abgehauen bin.»
    «Schon in Ordnung.»
    «Du hast auf dem Boden gelegen. Zuerst konnte ich mich nicht rühren, und dann konnte ich bloß noch weglaufen.»
    «Du hast dein Auto in der Auffahrt stehen lassen», sagte sie, als sei das jetzt wichtig.
    «Ich weiß nicht, was ich sagen soll», sagte er leise.
    «Ich auch nicht.»
    «Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.»
    «Ich auch nicht. Wir brauchen beide ein bisschen Zeit für uns, George.» Sie wusste, dass er dasselbe fühlte.
    «Ich fahre nach Italien.» Eine Stunde zuvor hatte er einen neuen Flug gebucht.
    «Gute Idee.»
    «Du klingst, als wärst du schon weit weg.»
    Es war merkwürdig, dass er das sagte, denn Harri war im Clarence Hotel, das ganz in der Nähe von Georges Wohnung lag. Sie war ihm also sehr nahe, jedenfalls geographisch, doch wirkliche Nähe hat nichts mit Geographie zu tun, wirkliche Nähe ist eine Empfindung, und in dieser Hinsicht hatte er recht: Harri war weit weg und entfernte sich mit jedem Moment noch weiter.
    «George?» Ihre Stimme klang verschwommen, als hätte sie Drogen genommen, doch das hatte sie nicht – sie fühlte sich nur bis ins Innerste vom Schock betäubt.
    «Ja?»
    «Jetzt bist du der Ältere.»
    «Sieht so aus», sagte er und drückte den Hörer nah ans Ohr.
    «Und zwar sechs Wochen», flüsterte sie. «Du bist sechs Wochen und ein Leben älter als ich.»
    George unterdrückte seine Tränen nicht. Er war allein, und warum sollte er nicht weinen? Ihre Welt, so wie Harri und er sie gekannt hatten, war untergegangen, und seine Zwillingsschwester war gestorben.
    «Lass uns eine Weile nicht miteinander reden», sagte sie.
    «Nein, Harri.»
    «Nenn mich nicht so.»
    «Es ist aber dein Name.»
    «Es ist der Name von jemand anderem.»
    «Bitte.»
    «George, ich brauche Abstand. Bitte.»
    «Natürlich, wenn du das wirklich möchtest.»
    Sie beendete das Gespräch, stellte das Handy ab, wühlte sich in die Kissen und sank in einen so tiefen Schlaf, dass er mehr einer Bewusstlosigkeit glich.
     
    George wurde von blendendem Sonnenlicht geweckt. Während er mit der einen Hand seine Augen abschirmte, zog er mit der anderen die verblichene Jalousie wieder richtig vors Fenster und ließ sich zurück aufs Bett sinken. Neben seinem Kopfkissen lag sein Handy. Sieben verpasste Anrufe. Lass mich in Ruhe, Dad. Wieder verrutschte die Jalousie, und er zog sie noch einmal zurecht.
Gleich reiße ich das Mistding runter.
Er warf einen Blick auf seine Uhr, die auf einem hübschen, pseudoantiken Schränkchen stand. Es war nach zwei Uhr nachmittags. Er hatte seinen Termin mit einem Winzer aus der Gegend verpasst, einen Termin, um den er sich seit Wochen bemüht hatte. Doch jetzt konnte er beim besten Willen kein Interesse mehr dafür aufbringen.
    Am Abend zuvor hatte er allein in einer kleinen Kneipe

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