Wo Dein Herz Zu Hause Ist
zurückgegeben.
«Ja, das kann ja sein, aber ich bin derjenige, der die Arbeit machen soll, und es kommt mir nicht richtig vor, vier Punktstrahler so nahe beieinander gerade an dieser Stelle anzubringen.»
«Ich bin hier der Kunde, verdammt nochmal.»
«Das ist kein Grund zum Fluchen.»
«Das finde ich aber schon, verdammt.»
«Wirklich, Sie sollten nicht so fluchen.»
«Bauen Sie mir jetzt die Strahler da ein, wo ich sie haben will, oder nicht?»
Der Mann schniefte und wischte sich mit dem Ärmel unter der Nase entlang. «Der Kunde ist König.»
«Meinen Sie damit, dass es gefährlich ist, die Strahler so nah beieinander zu installieren?»
«Nein.»
«Dann machen Sie es einfach!»
Ein paar Tage zuvor hatte George zugestimmt, zu dem Essen mitzukommen, aber im Grunde hatte er das nur gesagt, um endlich seine Ruhe zu haben. Und dann hatte eres vergessen. Daher war es keine schöne Überraschung, als Aidan plötzlich grinsend in seiner besten Freizeithose und Paco-Rabanne-Duft verströmend vor ihm stand.
«Du hast noch eine halbe Stunde, um dich fertig zu machen.»
Mist
. «Aidan, ich komme nicht mit.»
Und dann hatten sie wieder angefangen zu streiten.
Nachdem Aidan die Tür hinter sich zugeknallt hatte, fiel George auf, dass er nichts zu essen im Haus hatte, und bei dem Gedanken, schon wieder etwas beim Inder bestellen zu müssen, ging es ihm auch nicht besser. Abgesehen davon hätte es ihm bestimmt gutgetan, wieder einmal auszugehen, und natürlich mochte er die Freundinnen unheimlich – nur die Kombination von Aidan und den Frauen fand er unerträglich. Aidan wurde dann albern, laut und tuntig, und das war George peinlich. Als er ihm das einmal sagte, hatte Aidan geschrien, er habe wohl etwas gegen Schwule. «Du bist genauso schlimm wie alle anderen!» «Ich bin eben so, wie ich bin.» «Ausgerechnet du traust dich, mich zu kritisieren!» Darauf war George keine Antwort eingefallen, jedenfalls keine, die Aidan nicht noch mehr gereizt hätte.
Aidan war eben wirklich oft tuntig, und auch wenn George das nicht mochte, liebte er ihn. Es fing an, wenn Aidan etwas getrunken hatte, und wenn er mit den Freundinnen etwas trank, verwandelte er sich in eine aufgekratzte Megatunte. Dann sah er das Leben als eine einzige Bühne, und er selbst war der allergrößte Star. Damit konnte George nicht umgehen. Aidan hatte einmal behauptet, er sei nur eifersüchtig, weil er normalerweise im Mittelpunkt stehe. Doch das stimmte nicht. George machte sich keine Gedanken darüber, warum er beliebt war,allerdings wusste er, dass er dafür nicht handtaschenschwingend auf einem Tisch tanzen und dabei «Ich bin ja nur ein Mädchen, das nicht nein sagen kann» singen musste. Aidan war freundlich, liebenswürdig, hatte Humor und war ein großartiger Liebhaber, aber manchmal, fand George, übertrieb er es ein bisschen. Und es war unfair, dass er das nicht aussprechen durfte, ohne gleich als schwulenfeindlich oder eifersüchtig bezeichnet zu werden. Also saß er an diesem Abend allein in der Wohnung, wartete auf das dritte Chicken Satay dieser Woche und fragte sich wütend, warum Aidan und er eigentlich überhaupt zusammen waren.
Harri erzählte von ihrem Vater, ihrer Mutter, den beiden toten Zwillingskindern, dem Mädchen im Wald, der kranken Mutter und dem gewalttätigen Stiefvater des Mädchens, Father Ryan, dem jungen Arzt und dem Jungen, der seine große Liebe verloren hatte.
«Ich finde das unheimlich romantisch», sagte Susan, nachdem sie schon ein Glas zu viel getrunken hatte.
«Du hast ja eine tolle Vorstellung von Romantik», sagte Aidan und warf ihr einen sonderbaren Blick zu. «Das Mädchen ist mitten im Wald einsam und allein mit einem toten Kind zwischen den Beinen gestorben. Wie kannst du so etwas romantisch finden?»
Bei diesen Worten war Harri zusammengezuckt, und Melissa trat Aidan unter dem Tisch ans Schienbein.
«Ich meine doch die Liebe dieses Jungen für das Mädchen. Sie war tot, und er liebte sie so sehr, dass er bereit war, seine kleine Tochter herzugeben, damit sie nicht in die Hände des Stiefvaters geriet, den das Mädchen gehasst hatte. Es ist genau wie in einem Liebesroman.»
«Du bist wirklich naiv, Sue», sagte Aidan.
«Es ist ein schöner Gedanke, Sue, aber Aidan hat recht – du bist naiv», fügte Harri hinzu.
«Wie nennt ihr mich?» Susan blieb der Mund offen stehen.
«Mach lieber den Mund zu!», riet ihr Melissa.
«Er war ja selbst fast noch ein Kind. Er wollte kein Baby», sagte
Weitere Kostenlose Bücher