Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Titel: Wo Dein Herz Zu Hause Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
Vom Netzwerk:
Haus.
     
    Aidan, Susan und Harri warteten bei einer Flasche Wein und einem Brotkorb auf Melissa.
    «Also, Miss, was gibt’s Neues?», fragte Aidan Harri, als ob er es nicht schon längst wüsste.
    «Also, lass mich nachdenken, die Liebe meines Lebens hat mich verlassen, ich habe erfahren, dass ich die überlebende Zwillingstochter eines Teenagers bin, dass meine Eltern nicht meine Eltern sind und mein Bruder nicht mein Bruder ist und dass ich nach der Geburt gegen ein totes Neugeborenes ausgetauscht wurde: also, ich kann nicht klagen, vielen Dank für die Nachfrage.»
    Aidan grinste. «Was ist mit dir, Susan? Kannst du das toppen?»
    «Tja, meine Ehe ist kaputt, aber das ist ja nichts Neues, und Beth hat Prüfungsstress und ist dermaßen launisch, dass man glauben könnte, man würde mit Barbra Streisand zusammenwohnen.»
    «Ich würde unheimlich gerne mit Barbra Streisand zusammenwohnen», sagte Aidan und zwinkerte der lächelnden Harri zu.
Nett, dich wieder lächeln zu sehen
.
    «Homos», stöhnte Susan.
    «Muttertier!», gab Aidan zurück, während er weiter Harri ansah.
    «Und vor zwei Tagen bin ich Keith begegnet», sagte Susan betont lässig – allerdings hielt sie dabei die Speisekarte, in der sie vorgeblich las, falsch herum.
    «Keith dem Bauunternehmer?», sagte Harri, nachdem sie ihr Glas abgestellt hatte.
    «Keith dem Bauunternehmer», bestätigte Susan. «Er war mit seiner Frau im Tesco einkaufen.»
    «Oh», sagte Harri.
    Aidan war zu gespannt, um etwas zu sagen.
    «Und wie hast du reagiert?», wollte Harri wissen.
    «Ich bin mit einem Lächeln an ihnen vorbeigegangen.»
    «Sehr gut», sagte Harri.
    Aidan sagte immer noch nichts, er wusste, dass noch irgendetwas kommen würde.
Los, erzähl schon, ich will sämtliche Details wissen!
    «Fünf Minuten später hat er mich auf dem Handy angerufen und gefragt, ob ich mich mit ihm treffen wollte. Ich wollte. Wir haben es in seinem Auto gemacht. Es war toll. Keine Ahnung, ob wir uns nochmal wiedersehen.»
    Aidan schnappte hörbar nach Luft, und Harri blieb der Mund offen stehen.
    «Ich habe gedacht, danach würde ich mich furchtbar fühlen, aber abgesehen von leichten Rückenschmerzen geht es mir sehr gut», sagte Susan und nickte. «Mein Mann hasst mich ohnehin schon, warum also nicht?»
    «Ja, genau, warum nicht?» Aidan hob sein Glas, um ihr zuzuprosten. «Ich bin froh, dass ich nicht als Einziger in die Hölle komme! Ich reserviere dir auch einen schönen Platz.» Er klopfte auf den leeren Stuhl neben sich. Harri lachte, worauf er sie darauf hinwies, dass sie besser irgendwann eine vatikanzertifizierte Höllensünde beginge, sonst würde sie sich voraussichtlich später auf ihrer Wolke im Himmel ziemlich einsam fühlen. «Wir haben zwei Schwule, eine Ehebrecherin, und mit großer Wahrscheinlichkeit wird Melissa demnächst zur Mörderin. Also Har, was ist mit dir? Was könntest du machen, damit du uns auf dem Highway to Hell begleiten darfst?»
    «Ich überlege mir was», sagte sie, während sie sich fragte, ob die schlimmen Krankheiten, Schmerzen und Qualen, die sie ihren Ersatzeltern an den Hals gewünscht hatte, dafür ausreichen würden. Sie bemühte sich, ihnen zu verzeihen, spielte so gut wie möglich Theater, doch in Wahrheit fraß Glorias und Duncans Täuschung sie langsam von innen auf, sodass sich Harri fragte, ob vielleicht irgendwann überhaupt nichts mehr von ihr übrig bleiben würde.
Na und? Du hast doch sowieso nie existiert.
Sie wusste, dass auch George nur so tat als ob. Er hatte mit seiner Mutter getanzt und beim Essen für gute Stimmung gesorgt. Er hatte mit ihnen angestoßen und gelächelt und hatte höchst charmant den verzeihenden Sohn gespielt. Doch Harri war aufgefallen, dass er seine Eltern kaumeinmal direkt angesehen hatte. Die Ryans taten, was die Ryans eben am besten konnten: Sie versteckten sich vor der Wahrheit und kehrten jede Missstimmung, jede unbequeme Empfindung und jedes schlechte Gefühl unter den Teppich, während sich vermutlich alle insgeheim fragten, wie lange das wohl gutgehen konnte.
    Als Melissa ins Restaurant kam, war sie barfüßig und presste ihre Handtasche an die Brust. Sie sah dem Oberkellner mit einem strahlenden Lächeln direkt in die Augen und verkündete, sie habe ihre Freunde schon entdeckt. Der Oberkellner schien nicht zu bemerken, dass diese Frau keine Schuhe trug – wer schaut den Leuten schon auf die Füße? Susan sagte als Erste etwas.
    «Wo sind deine Schuhe?», fragte sie und bewies damit,

Weitere Kostenlose Bücher