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Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Titel: Wo Dein Herz Zu Hause Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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herausgeschrien, während sie in Harris kleinem Wohnzimmer herumlief wie ein Tiger im Käfig.
    «Ein Bauunternehmer.» «Es war keine lange Sache.» «Ein paar Mal.» «Spielt das wirklich eine Rolle?» «Ich war einsam.» So hatten Susans Antworten gelautet. Sie wollte ihrer Tochter nicht ihr Sexleben erklären. Das wäre nicht richtig. Sie würde Beth nicht erzählen, dass ihr Vater schon Jahre vor dieser Affäre jedes Interesse an Sex verloren hatte. Sie würde ihr niemals sagen, was sie alles versucht hatte, um ihn wieder für sich zu interessieren. Die ganzen Besuche bei der Kosmetikerin, die Diäten, die neuen Kleider, die Striptease-Vorführungen, die hohen Stiefel im Schlafzimmer und die Unterwäsche, die man in keinem normalen Laden kaufen konnte. Aber er hatte sie nur ausgelacht. Er hatte sie sogar sehr oft ausgelacht. Dann hatte sie regelmäßig angefangen zu weinen, und er war aus dem Schlafzimmer gestürmt. Er wollte ganz einfach keinen Sex mit seiner Frau, wogegen Susan die gemeinsamen Nächte vermisste. Sie wollte sich begehrt, lebendig und geliebt fühlen und nicht wie eine alte, vertrocknete Frau, die bloß noch auf den Tod wartete. Sie war sechsundvierzig Jahre alt und ein sexuelles Wesen. Sie wollte mit ihrem Ehemann schlafen. Das war vollkommen normal, und sie war wütend auf ihn, weil er schuld daran war, dass sie ihren Körper nicht mehr mochte, und traurig, weil ihr die nächtliche Gemeinsamkeit fehlte, und voller Schuldgefühle, weil es falsch war, dass sie etwas mit Keith angefangenhatte. Trotzdem fand ein Teil von ihr, sie habe nicht allein schuld, denn Andrew hatte sie zuerst verlassen. Vielleicht ging er mit keiner anderen Frau ins Bett, aber mit Susan eben auch nicht, und das hätte er tun sollen, denn das gehörte schließlich dazu, wenn man verheiratet war. Sie hatte Freunde, aber was sie wirklich wollte, war ihr Ehemann, und der entzog sich ihr. Doch das alles konnte sie Beth nicht sagen. Alles, was sie sagen konnte, war, dass es ihr leid tat. Doch das reichte Beth nicht.
    «Du ekelst mich an!», rief sie und schnappte sich ihren Mantel.
    «Wo gehst du hin?», fragte Susan mit flehender Stimme.
    «Ich gehe nach Hause, um mich bei Dad dafür zu entschuldigen, dass ich so ein gemeines Biest war!»
    Damit schlug sie die Wohnungstür hinter sich zu.
    Harri stieg aus der Badewanne, streifte ihren Hausmantel über und ging ins Wohnzimmer, wo Susan mitten auf dem Boden saß. Sie musste ihr nichts von dem Streit erzählen. Harri hatte durch die dünnen Wände alles mitbekommen. Und sie musste auch ihren Standpunkt nicht erklären oder sich entschuldigen, denn Harri wusste, dass Andrew schon seit langem das Interesse an Susan verloren hatte.
    «Es tut mir leid», sagte Harri.
    «Dieser Satz hat wirklich Konjunktur in letzter Zeit.»
    «Das kann man wohl sagen.»
    Später tranken Harri und Sue Kakao und sahen sich eine Folge
CSI Miami
an, weil Harri
CSI Las Vegas
satt hatte.
    «Du musst wirklich irgendwann aufhören, dir ständig CSI anzusehen», bemerkte Susan währenddessen.
    «Ich weiß. Hab ich dir übrigens schon erzählt, dass es auch ein
CSI New York
gibt?»
    «Das hat grade noch gefehlt!», sagte Susan und seufzte. «Dir ist doch klar, dass sämtliche Folgen nach dem immer gleichen Strickmuster ablaufen, oder?»
    «Das gefällt mir ja gerade so», erwiderte Harri. «Das finde ich beruhigend.»
     
    Andrew kam erst nach elf Uhr nach Hause. Beth erwartete ihn.
    Sie hatte fast den ganzen Abend geweint. Sie hatte vier ihrer besten Freundinnen angerufen sowie ihre Lieblingscousine Jessica und ihren Exfreund, bei dem sie sich die Filzläuse geholt hatte. Er hatte unheimlich nett reagiert und angeboten, bei ihr vorbeizukommen, aber Beth entschied sich dagegen. Sie befürchtete nämlich, dann vor lauter Traurigkeit schwach zu werden, und obwohl er ihr immer noch fehlte, hatte sie keine Lust darauf, sich bei ihm noch einmal mit irgendeiner Krankheit anzustecken. Also setzte sie sich mit hängenden Schultern in die Küche und wartete auf ihren Dad.
    Andrew bekam einen kleinen Schock, als er die Küchentür öffnete und seine Tochter in dieser untypischen Haltung vorfand. Ihr Schweigen machte alles noch schlimmer.
    «Beth?», fragte er leicht panisch.
    «Es tut mir leid, Dad», sagte sie.
    «Was tut dir leid, Schatz?» Seine Stimme bebte. Er setzte sich neben sie.
    «Sie hat mir die Wahrheit gesagt.» Beth begann zu weinen.
    Andrew wurde blass.
    «Sie hat mir erzählt, was sie getan hat.»
    «So.»

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