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Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Titel: Wo Dein Herz Zu Hause Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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Mehr brachte er nicht heraus.
    «Sie ist weg.»
    «So», wiederholte er.
    «Warum hast du mir nichts davon gesagt, Dad?», fragte Beth. «Die ganze Zeit habe ich dich dafür fertiggemacht, dass du Mum schlecht behandelst. Dabei war sie die Schuldige.»
    «Und jetzt ist sie weg?», murmelte er.
    «Dad?»
    «Ja?»
    «Warum hast du es mir nicht gesagt?»
    «Weil ich ihr verzeihen wollte.»
    «Aber du konntest es nicht?» Das war mehr eine Feststellung als eine Frage.
    «Nein, ich konnte es nicht.»
    «Vergiss sie!», sagte Beth und umarmte ihren Vater. «Du hast mich, Dad, also vergiss sie.» Innerhalb eines einzigen Augenblicks übertrug Beth die ganze Wut, die sie bisher auf ihren Vater gehabt hatte, auf ihre Mutter.
Wie konnte sie uns das nur antun?
    Andrew nahm Beth in die Arme. Er sagte nichts, doch in seinem Kopf rasten die Gedanken.
Ist sie wirklich gegangen? Sie hat es Beth erzählt – dabei habe ich sie doch gebeten, es nicht zu tun. Ist es wirklich vorbei? Für wie lange? Für immer? Und was ist mit Beth? Ist es das, was ich wollte? Ich hasse sie. Wo ist sie? Das ist alles meine Schuld. Wird sie mir fehlen? Sechsundzwanzig Jahre. Sechsundzwanzig Jahre. Sechsundzwanzig Jahre. Warum war der Sex nur so verdammt wichtig für sie? Warum konnte sie mich nicht so akzeptieren, wie ich bin? Was stimmt nicht mit mir? Werde ich jetzt immer allein bleiben? Ich hätte ihr
verzeihen sollen, oder wenigstens so tun als ob, aber wenn ich das getan hätte, dann hätte sie es herausgefunden. Mit mir stimmt etwas nicht. Ich bin kein Mann mehr. Oh Gott, meine Frau hat mich verlassen!
    Andrew ging in das Schlafzimmer, das er bis vor sieben Monaten mit seiner Frau geteilt hatte. Susans Sachen waren von der Kommode verschwunden. Ihre Schubladen und ihre Hälfte des Schranks waren leer. Das Bett war frisch bezogen. Sogar in dem Moment, in dem sie ihn verließ, sorgte sie noch dafür, dass das Bett frisch bezogen war. Er setzte sich auf seine Seite des Ehebetts. Es war dieses Bett, das ihre Ehe zerstört hatte. Zwischen Susan und Andrew hatte lange alles perfekt funktioniert. Sie hatten zusammen gelacht, geredet und viele gemeinsame Ideen, Ansichten und Interessen gehabt. Nur ihre Kaufwut, wenn es um Küchenutensilien ging, konnte er nicht nachvollziehen, doch abgesehen davon verstanden sie sich sehr gut. Tatsächlich hatten sie bis vor drei Jahren als das ideale Ehepaar gegolten, und das war keine schlechte Bilanz nach dreiundzwanzig Jahren Ehe. Doch dann hatte sich alles verändert. Er hatte sich verändert. Er bekam immer größere Schwierigkeiten im Bett.
    Andrew war als Sohn eines wohlhabenden Bauern aufgewachsen. Er hatte zwei Schwestern, die sämtliche irischen Tänze beherrschten, und drei Brüder, die alle über einsneunzig groß waren. Andrew war mit sechzehn Jahren Landesjugendmeister im Boxen geworden. Er war genauso schlau wie groß und der erste der drei Brüder, der an die Uni ging. Er legte ein sehr gutes Juraexamen ab, und als Jura ihn zu langweilen begann, wurde er Immobilienhändler, und als er davon genug hatte, gab er Kurse an der Uni und baute eine Investmentberatungauf. Sein Unternehmen hatte fast von Anfang an durchschlagenden Erfolg, wie praktisch alles, was er im Leben je versucht hatte. Er trank gern ein Bier, spielte öfter mit seinen Freunden ein Runde Skat und ging wöchentlich zum Fußballtraining, bis er über vierzig war. Andrew war das, was man einen echten Mann nannte. Misserfolge oder Versagen kannte er nicht.
    Das hatte jedenfalls bis vor drei Jahren gegolten. Damals hatte dieser echte Mann plötzlich angefangen, Schwäche zu zeigen. Zuerst hatte er gedacht, es läge an der Überarbeitung, aber nach einer Weile begann er sich zu fragen, ob er das Interesse an seiner Frau verloren hatte. Doch so war es nicht, jedenfalls glaubte er das nicht. Er fand sie immer noch schön, auch oder sogar gerade wegen ihrer Falten und der Schwangerschaftsstreifen, die sich silbrig um ihre Bauchnabel zogen und ihn jedes Mal an das Wunder erinnerten, das er in ihrer Tochter Beth sah. Er hatte oft mit dem Zeigefinger über diese Linien gestrichen und sich gefragt, wie das tief schlafende Mädchen im Zimmer nebenan in einem so zarten Körper hatte wachsen können.
    Andrew überlegte, ob seine Erektionsprobleme etwas mit Stress zu tun haben könnten. Doch er hatte gar keinen besonderen Stress – nur, wenn Susan ihn dazu bringen wollte, mit ihr zu schlafen. Dann allerdings war er total gestresst, und umso mehr, je

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