Wo Dein Herz Zu Hause Ist
eine Gänsehaut den Rücken runtergelaufen. Es war richtig gruselig. Dann ging es ihr wieder gut. Ich habe sie hochgezogen, und wir sind zusammen ins Haus gegangen. Ich habe Frühstück gemacht, und sie hat nach Matthew gefragt. Es war, als wäre überhaupt nichts gewesen. Ich glaube wirklich,
er
treibt sie langsam aber sicher in den Wahnsinn, und ich kann überhaupt nichts dagegen machen! Heute Abend bleibe ich zu Hause, um sicher zu sein, dass es ihr gutgeht. Sie zeigen im Fernsehen eine Sendung über den Waffenstillstand in Nordirland, die sehe ich mir mit ihr an. Das wird ihr gefallen.
Gestern Abend war es schön. Matthew hat mich in ein tolles Restaurant eingeladen. Die Preise waren irre, aber sein Taschengeld ist ziemlich hoch, deshalb hat er gesagt, ich kann mir aussuchen, was ich will. Ehrlich gesagt war mir das dort alles ein bisschen zu edel. Ich hätte viel lieber ein Big-Mac-Menü mit einer Cola gehabt als Leber und Ente. Enten sind so süß, und ich finde die Vorstellung, sie zu essen, echt grässlich. Allerdings muss ich zugeben, dass sie sehr gut geschmeckt hat. Wenn ich bloß die Augen hätte zumachen können, denn auf dem Teller sah sie richtig ekelhaft aus.
Danach sind wir zu ihm nach Hause, und sein Vater hat uns in seinen Salon gerufen. Er hat sich die
Late Late Show
angesehen, und Gay Byrne hat Minnie Brennan von den
Riordans
erzählt. Ihre Frisur war traumhaft. Matthews Dad hat uns gefragt, was wir machen, und Matthew hat gesagt, gar nichts. Sein Dad hat ihm gesagt, er soll sich in Acht nehmen. Da hat Matthew ihn gefragt, warum er nicht gleich ganz in Argentinien geblieben ist, und sein Dad hat ein Glas nach ihm geworfen!!! Matthew hat sich geduckt, aber ich habe das Glas nicht kommen sehen, und es hat mich nur ganz knapp verfehlt. Es ist genau über meinem Kopf an der Wand zersplittert. Gerade erst habe ich den Fingerverband abgenommen bekommen, und jetzt wird mir beinahe der Kopf zerschmettert! Matthews Dad hat einen Schock bekommen und angefangen zu WEINEN! Matthew hat gebrüllt, er sei ein unheilbarer Alki. Dann sind wir in sein Zimmer gegangen. Matthew hat Elton John aufgelegt und mir erzählt, dass sein Dad, seit er von seiner Tusse getrennt ist, bloß noch betrunken ist und sich wie ein Idiot aufführt. Und dass übermorgen der Geburtstag seiner Mutter ist. Ich habe zu Matthew gesagt, dass wir sie besuchen sollten. Er wollte nicht, aber ich habe ihn überredet. Ich bereite ein Picknick vor. Der Wetterbericht ist so gut, dass wir uns ein bisschen zu ihr setzen können. Das wird bestimmt schön. Ich freue mich schon darauf.
Vor ein paar Tagen habe ich in der Stadt mit Christopher Nolan geredet. Er ist mit Shane McCaffertys älterem Bruder befreundet. Er hat gesagt, Shanes Mutter hat keinen Schritt aus dem Haus gemacht, seit er gestorben ist. Es tut mir leid, dass ich ihr keinen Apfelkuchen gebracht habe, aber als ich Mam gebeten habe, einen zu backen, war sie zu müde dazu. Ich sollte wirklich selber backen lernen. Das kann schließlich
nicht so schwer sein. Jedenfalls ist es jetzt zu spät. Vermutlich würde Shanes Mutter mich für pervers oder so halten, wenn ich jetzt mit einem Kuchen bei ihr auftauchen würde. Christopher hat gesagt, Shanes Bruder Éamonn verkraftet es auch nicht besonders. Er hat nach fünf Jahren mit seiner Freundin Ellen Schluss gemacht und aufgehört Fußball zu spielen, obwohl er beim Fußball genauso gut war wie Shane. Ich habe noch mit Christopher geredet, als Father Ryan vorbeigekommen ist und mich gebeten hat, ihm mit seinen Einkaufstaschen zu helfen. Die ganzen Sachen waren zu schwer für sein Fahrrad, so viel Zeug hatte er eingekauft. Besorg dir ein Auto, Hochwürden Ryan!! Jedenfalls hatte er zwei Taschen an die Lenkstange gehängt, eine stand auf dem Gepäckträger, die Schulterriemen um den Sitz gewickelt, und die leichteste habe ich getragen. So leicht war sie allerdings auch wieder nicht.
Er hat mich nach Mam gefragt, und ich habe ihm erzählt, dass ich mir Sorgen mache. Er meinte, er hätte auch bemerkt, dass sie zur Zeit nicht sie selbst sei. Kürzlich hat er sie schlafend im Beichtstuhl gefunden. Ich habe ihm gesagt, dass sie im Moment sehr viel schläft. Er fragte, ob
er
sie schlägt. Ich wünschte, ich hätte ja sagen können, aber
er
ist gerade viel zu beschäftigt damit, durch die Kneipen zu ziehen und zu saufen, um sie zu schlagen. Mir passt das bestens, dadurch ist er nämlich so selten zu Hause, dass man meinen könnte, er wohnt gar
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