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Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Titel: Wo Dein Herz Zu Hause Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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grinste.
    «Wer hat eigentlich behauptet, Gegensätze würden sich anziehen?», fragte George.
    «Paula Abdul.»
    «Tja, das sagt ja wohl alles, oder?» Dann wurde George ernst. «Du weißt, was er neulich zu mir gesagt hat, oder? Dass ich mich selber hasse. Kannst du dir vorstellen, dass er das wirklich glaubt?»
    «Ja, kann ich.»
    «Was?»
    Der Schrecken auf Georges Gesicht wirkte so komisch, dass Harri grinsen musste. Doch sie grinste nicht lange.
    «Was soll das heißen?» George hatte die Stimme erhoben, und sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er gleich auf stur stellen würde.
    Oh nein, wir sitzen doch gerade so gemütlich zusammen.
«Sieh mal George, alle, die dich mögen, wissen, dass es einen Teil von dir gibt, der lieber hetero wäre.»
    «Blödsinn.»
    «George, du bist ein moderner Rock Hudson. Wenn du irgendwo unterwegs bist, verrenken sich sämtliche Frauen nach dir den Hals, und nur privat bei dir zu Hause, bist du   … du weißt schon   … du selbst.»
    «Ach, jetzt hör schon auf! Ich kann doch nichts dafür, dass mich Frauen attraktiv finden.»
    «Nein, kannst du nicht, aber du musst sie nicht auch noch ermutigen, und das tust du. Du willst von Leuten, die dich nicht kennen, für hetero gehalten werden.»
    «Bloß weil es einfacher ist.»
    «Es soll also einfacher sein, diesen beiden Frauen den ganzen Abend einen heißen Flirt vorzuspielen? Das glaube ich nicht.»
    «Da geht’s nur ums Geschäft.»
    «Ach so.»
    «Du glaubst mir nicht, oder?»
    «Du hast wohl vergessen, dass ich diejenige bin, die dich mit sechzehn während deines zwei Tage andauernden Heulanfalls trösten musste, den du hattest, weil du Grace Fanning nicht ins Bett bekommen hast.»
    «Das war bloß eine kurzfristige Desorientierung,außerdem hatte ich mein Coming-out viel früher als die meisten Schwulen, die ich kenne.»
    «Du hattest dein Coming-out früh – aber nur gegenüber Mum, Dad und mir. Nur im Ryan-Haushalt. Deinen Freunden und Klassenkameraden hast du nichts erzählt – außer uns wusste niemand etwas, bis du Mitte Zwanzig warst.»
    «Bloß weil ich keine extrovertierte Tunte bin, heißt das noch lange nicht, dass ich mich mit meiner Situation nicht wohl fühle.»
    «Das hoffe ich für dich, George.»
    «Und was ist mit dir?», sagte er, um das Thema zu wechseln.
    «Was soll mit mir sein?»
    «Aidan hat mir von Matthew Delamere erzählt.»
    «Oh.»
    «Bist du überhaupt nicht neugierig?»
    «Doch», gab sie zu. «Ich bin sogar sehr neugierig.»
    «Und?»
    «Und morgen ist mein Geburtstag», sagte sie. «Ich meine, mein
richtiger
Geburtstag.»
    «Das habe ich überhaupt nicht gewusst», sagte er entschuldigend.
    Sie zuckte mit den Schultern.
    «Du fährst hin, oder?», fragte er.
    «Ja.»
    Er seufzte. «Bist du sicher, dass du das tun willst?»
    «Ganz sicher.»
    «Möchtest du, dass ich mitkomme?»
    «Nein.»
    «Umso besser. Ich habe schließlich grade einen neuen Laden eröffnet.»
    Harri lachte. George war wirklich sagenhaft egoistisch, aber wenigstens stand er dazu.
    Als sie später am Abend im Bett lag, überlegte sie, wie sie sich verhalten hätte, wenn James gekommen wäre. Sie vermisste ihn, seine Augen, sein Grinsen, seine Angewohnheit, sich über den linken Schneidezahn zu lecken, bevor er jemandem ein Argument darlegte. Sie vermisste sein Haar, seine Hände und jeden übrigen Quadratzentimeter seines Körpers. Um sich von James abzulenken, dachte sie an Matthew Delamere. Wie war es wohl für ihn gewesen, seine Freundin zu verlieren?
Hat er sie wirklich geliebt? Weiß ein Siebzehnjähriger überhaupt, was Liebe ist? Wie ist er mit dem Schmerz umgegangen? Hat er einen Teil von sich selbst mit ihr beerdigt? Denkt er noch an sie?
    Harri betrachtete das Foto, das Duncan ihr gegeben hatte. Es zeigte die siebzehnjährige Liv, wie sie lächelnd ein altes Pferd streichelte. Sie war groß, viel größer als Harri, und schlank. Sie hatten das gleiche Haar und die gleichen Wangenknochen. Harri stellte sich mit dem Foto vor den Spiegel, doch weitere Ähnlichkeiten waren schwer auszumachen, außerdem war das Mädchen auf dem Bild noch ein halbes Kind.
    Und am nächsten Tag, am 11.   Juli 1976, war Harri Ryans richtiger Geburtstag, und Matthew Delameres Freundin war dreißig Jahre tot.
Es tut mir so leid. Ich wünschte, ich könnte die Vergangenheit für dich ändern. Ich hoffe, du hast deinen Frieden gefunden, du hübsches Mädchen.
     
    «Harri?», sagte James zum zweiten Mal. «Harri, ich weiß, dass

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