Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Titel: Wo Dein Herz Zu Hause Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin

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du’s bist.» Er seufzte. «Wirst du etwas sagen oder nicht?» Einige Sekunden vergingen. «Harri, das ist doch lächerlich.»
    «Sorry.»
    «Oh, sie kann also doch sprechen.»
    «Woher hast du gewusst, dass ich dran bin?»
    «Ich kenne sonst niemanden, der mich mitten in der Nacht anruft, wenn er nichts zu sagen hat.»
    «Sorry.»
    «Hör auf, dich zu entschuldigen. Wie viel Uhr ist es überhaupt?»
    «Kurz nach drei.»
    «Was ist denn?»
    «Ich habe ein Foto von meiner Mutter. Von meiner richtigen Mutter, nicht Gloria.»
    «Sieht sie genauso aus wie du?»
    «Finde ich nicht. Sue behauptet das zwar, und Melissa auch, aber ich kann keine Ähnlichkeiten entdecken.»
    «Wirkt sie glücklich?»
    «Ja.»
    «Gut», sagte er, und es ging Harri augenblicklich besser.
    Sie hatte James vor einer Weile schon einmal angerufen, und seitdem telefonierten sie gelegentlich. Es war immer Harri, die anrief, wenn sie sich von der Situation wieder einmal überfordert fühlte, und gewöhnlich begann das Telefonat mit Schweigen. Mit Ausnahme eines Anrufes zwei Wochen zuvor. Damals hatte sie James nämlich zusammen mit Tina Tingle in einem Café in Bray gesehen. Tina hatte sich für einen Kuss zu ihm vorgebeugt, und nur die Tatsache, dass Harri gerade mit einem Kunden über Stoffmuster sprach, verhinderte, dass sie auf der Stelle tot umfiel.
    Diesen Anruf hatte sie mit den Worten begonnen: «Ausgerechnet diese Tina-Tingle-Schlampe!»
    James hatte lachen müssen, aber Harri fand die Situation überhaupt nicht komisch.
    «Woher zum Teufel weißt du das?», fragte er.
    «Ich habe euch gesehen!», sagte sie voller Abscheu.
    «Wobei hast du uns gesehen?», fragte er immer noch äußerst gut gelaunt.
    «Beim Küssen!», zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen in den Hörer.
    James lachte erneut. «Seit wann können Freunde sich nicht auf die Wange küssen? Jedenfalls schließe ich aus deinem Ton, dass du glaubst, uns beim Flirten gesehen zu haben.»
    «Ein Wangenkuss?», sagte sie leise. Gleichzeitig wurde ihr bewusst, dass sie wohl kaum das Recht hatte, James zu kritisieren.
    «Ich baue ihren Dachboden um», sagte er.
    Tina Tingle hat also ihren eigenen Dachboden
. Aus irgendeinem Grund hatte Harri Tina immer nur in einer Mietwohnung gesehen.
    «Wie geht es ihr?», fragte sie mit normaler Stimme und tat so, als habe ihr Eifersuchtsanfall gar nicht stattgefunden.
    «Es geht ihr gut», sagte er. «Sie ist verheiratet.»
    «Verheiratet», wiederholte Harri, peinlich berührt.
    «Er ist Zahnarzt.»
    «Zahnarzt. Meine Güte!» Harri hätte sich nie im Leben vorstellen können, dass Tina Tingle eines Tages einen Zahnarzt heiraten würde. «Hat sie nach mir gefragt?»
    «Nein», sagte James.
    «Oh.»
    Es war seltsam. Tina und Harri hatten immerhin ein paar Jahre zusammengewohnt. Und doch war ihre Freundschaftmit Harris Auszug einfach zu Ende gewesen, ohne dass es ein böses Wort oder irgendeinen Groll gegeben hätte. Wie sich herausstellte, hatten Tina und Harri keine weiteren Gemeinsamkeiten als ihre Adresse gehabt. Warum sollte Tina jetzt also nach Harri fragen?
    «Na ja, ich habe ja auch nach ihr gefragt.»
    «Nein, hast du nicht», erinnerte sie James. «Du hast sie mit mir gesehen, gedacht, ich hätte was mit ihr, und sie eine Schlampe genannt!» Er musste schon wieder lachen.
    Es erstaunte sie, dass er so locker sein konnte, nachdem sie ihn nicht nur ein Mal, sondern zwei Mal vor dem Altar hatte stehen lassen. Harri fragte sich, ob er sie auch nur halb so sehr vermisste wie sie ihn. Allerdings war ihr klar, dass das keine Rolle spielte, denn nachdem James beschlossen hatte, ihr Freiraum zu geben, würde ihn nichts umstimmen, was sie sagte oder tat. Sie hoffte, dass er auf sie warten würde, und sie wusste, dass sie ihn verlieren konnte, wenn sie zu lange brauchte, um mit sich selbst zurechtzukommen.
Und was ist, wenn ich niemals erkenne, wer ich wirklich bin? Was ist, wenn du das Einzige bist, was in meinem Leben tatsächlich zählt? Was ist, wenn du eine andere findest, während ich alles vermassle, weil ich mich selbst finden will? Dieses ganze Selbsterfahrungszeug ist vielleicht vollkommener Blödsinn! Brauche ich das wirklich? Ich bin schließlich, wer ich bin, auch wenn ich selbst nicht genau weiß, wer das ist. Aber eins weiß ich: dass ich mein Leben mit dir zurückhaben möchte, mitsamt dem Cottage, auch wenn es über unseren Köpfen zusammenbricht, und außerdem möchte ich lieber mit dir zusammen in einem Haus wohnen, statt