Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Hjulstroem
Vom Netzwerk:
Beine. Er konnte nicht verstehen, warum Gott ihn derart bestrafte. Sie waren sehr gottesfürchtige Menschen. Und da es so schlecht mit dem Geld lief, war er davon überzeugt, dass er einen Fehler gemacht haben musste.«
    » Wie hat sich das auf Sie als Kinder ausgewirkt?«
    » Wir sollten getreu der Bibel leben. Wir sollten uns der Arbeit auf dem Hof widmen, dem Lernen, den Gebeten und dem Bibelstudium. Ich akzeptierte diese Lebensweise, doch Birgitta war von einem anderen Schlag. Es fiel ihr schwer, sich zu fügen, und so lehnte sie sich gegen Vater und Mutter auf. Obwohl ich alles tat, um es zu verhindern, schlich sie sich nach einer Weile abends zum Tanz. Als man sie erwischte, bekam sie Ohrfeigen, Ausgangsverbot und wurde mit wochenlangem Schweigen bestraft.«
    » Hat es geholfen?«, fragte Frida.
    » Nein, eher umgekehrt. Und es wurde noch schlimmer«, fuhr Gunnel fort. » In einem warmen Sommer Ende der vierziger Jahre sollte Jörgen bei der Ernte helfen. Sie kamen mit einem Mähdrescher auf das Feld da vorne. An der Biegung zum Weg hatte sich irgendwas in der Maschine verklemmt. Jörgen versuchte, es während der Fahrt zu lösen, verlor aber das Gleichgewicht und fiel unter die Maschine. Er war schon tot, als man ihn ins Krankenhaus brachte.«
    Gunnel machte eine lange Pause, bevor sie weitererzählte.
    » Mein Vater und meine Mutter waren natürlich voll tiefer Trauer, und außerdem gab es jetzt niemanden, der einmal den Hof übernehmen würde. Nur einen Monat nach der Beerdigung kam auch noch heraus, dass Birgitta schwanger war. Trotz Drohungen und Prügel weigerte sie sich, den Namen des Vaters preiszugeben. Es schien so, als wäre die Scham über Birgitta schlimmer als die Trauer um Jörgen. Birgitta wurde aufgefordert zu gehen. Meine Eltern wollten sie nie wiedersehen. Sie fuhr allein nach Stockholm und wollte versuchen, sich mit dem Kind durchzuschlagen.«
    » Hatten Sie Kontakt zu ihr?«
    » Sie schrieb jeden Monat einen Brief. Aber man durfte die Briefe nicht öffnen. Ich wollte sie so gerne lesen, wagte es aber nicht, da meine Mutter sagte, ich würde in der Hölle schmoren, wenn ich mich mit einer Hure abgäbe. Ansonsten wurde Birgitta mit keinem Wort erwähnt.«
    » Dann waren Sie also ganz allein mit Ihren Eltern?«
    » Plötzlich war ich das einzige Kind. Die schon von Beginn an großen Aufopferungen reichten nicht aus. Wir hatten in unserem Kampf, den Herrn zu beschwichtigen, versagt. Nach ein paar Jahren wurde mein Vater verrückt. Aus Scham und Trauer. Er musste wie ein kleines Kind versorgt werden. Es war eine schlimme Zeit für meine Mutter und mich. Noch mehr Porter?«, fragte Gunnel.
    » Nein danke, aber etwas Mineralwasser«, sagte Frida, um Gunnel zum Weiterreden zu bewegen. Gunnel schenkte sich selbst Porter nach und gab Frida das Wasser.
    » Zum Glück fand sich ein arbeitsamer junger Mann, der Neffe vom Nachbarhof. Edvin. Er war nett und fing an, mir den Hof zu machen. Als Mutter begriff, dass er ein fleißiges Leben nach Gottes zehn Geboten führte, betrachtete sie ihn als ein Geschenk von oben. Sie ließ durchblicken, dass wenn alles auf die rechte Art geschähe, wir uns verlobten, heirateten und Kinder bekämen, wir auch den Hof übernehmen könnten. Es gab ja keine andere Alternative. Und so geschah es. Als unser erstes Kind unterwegs war, zogen sich Vater und Mutter aufs Altenteil zurück, sodass wir das Wohnhaus übernehmen konnten. Als Anfang der sechziger Jahre Erik geboren wurde, waren wir das erste Mal seit vielen Jahren wieder glücklich auf dem Hof. Nachwuchs und Bestand des Hofes waren gesichert. Acht Jahre später wurde Johan geboren. Meine Mutter freute sich, dass das Leben sich schließlich doch noch wohlwollend gezeigt hatte. Obwohl die Zeiten sich verändert hatten, zog ich die Jungen so auf, wie ich es gelernt hatte. Als 1969 der Orkan kam, starb Vater an einem Herzschlag, und ein paar Jahre später ging meine Mutter von uns. Doch mit den kleinen Kindern waren es schöne Jahre in den Siebzigern. Edvin und ich arbeiteten hart und hatten wenig Geld, aber es funktionierte. Dann wurde er krank. Und die Kinder wurden Teenager. Da wurde alles ganz anders.«
    » Inwiefern wurde alles anders?«
    » Sie wissen ja, wie Teenager sein können, vorlaut und starrköpfig. Doch Erik machte eine Ausbildung zum Agrarwissenschaftler, traf ein nettes Mädchen aus Karlstad, das als Krankenschwester arbeitete, und heiratete sie in der Kirche von Ekshärad. Das ist zwar in Värmland, aber

Weitere Kostenlose Bücher