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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Hjulstroem
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erwachte vom wilden Klingeln des Handys. Es war erst halb sechs und im Zimmer noch stockdunkel. Es war eine unbekannte Männerstimme aus der Hauptredaktion; er hatte über Polizeifunk gehört, dass ein Holztransporter außerhalb von Bruseryd umgestürzt war. Frida sollte sofort los und ein paar gute Fotos schießen. Sie raffte sich auf, zog sich an, putzte die Zähne, schob eine Banane in die Handtasche und machte sich auf den Weg. Die Temperatur lag unter null Grad, und auf der Straße war es spiegelglatt. Ein paar Kilometer weiter in Richtung Eksjö, an der Abzweigung nach Bogård, sah sie die blinkenden Lichter der Polizeifahrzeuge. Sie bremste rechtzeitig ab, um nicht selbst ins Rutschen zu geraten, und fuhr dann langsam und vorsichtig bis zur Unfallstelle. Der Holztransporter war aus entgegengesetzter Richtung gekommen und vermutlich in der langen, scharfen Kurve ins Schleudern geraten. Es war schwer zu erkennen, ob ein plötzliches Abbremsen oder eine Verschiebung der Ladung zum Umstürzen geführt hatte. Über die ganze Straße lagen Baumstämme verteilt, die jetzt den Verkehr in beide Richtungen blockierten. Kleine Glasstückchen glitzerten neben dem Führerhaus auf der Straße.
    Frida war noch nie an einer richtigen Unfallstelle gewesen und wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Sie parkte etwas abseits am Straßenrand. Dann nahm sie die Kamera und ging langsam auf eines der Polizeifahrzeuge zu, das jetzt die Straße absperrte.
    » Frida Fors, Smålandsbladet. Was ist denn hier passiert?«
    » Ach, wieder die alte Kurve«, sagte der Polizist, ohne aufzublicken. » Die ist völlig fehlkonstruiert. Ich weiß gar nicht, wie viele Fahrzeuge hier schon von der Straße abgekommen sind. Es dauert bestimmt Stunden, bis die Straße wieder befahrbar ist.«
    » Wie geht es dem Fahrer?«, fragte Frida.
    » Ein paar gebrochene Knochen, aber er lebt. Da hat er wirklich Glück gehabt. Es hätte auch anders enden können«, sagte der Polizist und blickte jetzt auf. Frida erkannte, dass er genauso müde und erschöpft war wie sie selbst.
    » Was meinen Sie, kann man mit ihm sprechen?«
    » Er sitzt da vorne«, erwiderte der warm eingemummelte Polizist und deutete mit dem Kopf in Richtung Eksjö. » Der Krankenwagen ist auf dem Weg. Er ist wohl noch im Schockzustand, also seien Sie nett zu ihm.«
    Frida bedankte sich, nahm so diskret wie möglich die Kamera und knipste ein paar Fotos. Für gute Bilder war es noch zu dunkel, aber wie es schien, konnte man zumindest etwas erkennen.
    Der Fahrer saß auf der Rückbank eines Polizeiwagens. Es war unklar, ob er wegen des Schocks oder wegen der Kälte zitterte. Frida klopfte vorsichtig ans Fenster, um auf sich aufmerksam zu machen und ihn zu fragen, ob er sich vorstellen konnte, ein paar Worte zu sagen. Ein magerer Mann mittleren Alters mit einer roten Mütze drehte das Fenster herunter und sah sie mit glasigem Blick an.
    » Es ist so kalt«, flüsterte er.
    » Ja, das stimmt«, sagte Frida. » Wie geht es Ihnen?«
    » Es ist so kalt«, wiederholte der Mann.
    » Was ist denn passiert?«
    » Da war ein Wagen. Ich hab ihn nicht gesehen. Er hat wohl da an der Straßenkuppe überholt und war erst zu sehen, als er schon auf meiner Seite war. Ich bin wie wild auf die Bremse getreten und hab versucht auszuweichen, aber es war glatt, und die Reifen haben nicht richtig gehaftet. Dann bin ich ins Schleudern geraten, und als der Hänger sich gedreht hat, sind wir einfach umgekippt. Es ging so schnell und gleichzeitig wie in Zeitlupe. Und es ist so kalt.«
    Ein älterer Polizist kam mit grimmigem Ausdruck auf den Wagen zugelaufen. Um nicht weggeführt zu werden, bedankte sich Frida schnell für das Gespräch und lief weiter.
    » Wollten Sie etwas fragen, oder was?«, rief er ihr nach.
    Frida stellte der Polizei ein paar Fragen, verschaffte sich einen besseren Überblick, machte noch ein paar Fotos und lief zurück zum Auto. Als sie sich hineinsetzte, sah sie Gunnel über den Acker kommen.
    Es hatte den Anschein, als winkte sie. Frida konzentrierte sich. War das möglich? Ja, sie winkte tatsächlich. Frida stieg wieder aus. Galt das Winken ihr? Sie blickte sich um. Die Polizisten waren jetzt hinter dem Lastwagen. Es musste ihr gelten. Etwas unsicher winkte Frida zurück und lief ihr zögernd entgegen.
    Als sie am Grabenrand aufeinandertrafen, war Gunnels erste Frage: »Lebt er?«
    » Er lebt«, antwortete Frida. » Ich habe gerade mit ihm gesprochen. Er lebt.«
    Gunnels starres, ernstes

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