Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)
jemandem nicht gepasst hat, hatte der eben verloren. So what? Warum sich das mal in diese Richtung entwickelt hat, weiß ich allerdings auch nicht. Vielleicht hat es dort mal eine Zeit gegeben, in der diese Gegend nicht vom Aussterben bedroht gewesen ist. Möglicherweise hat die Wirtschaft um Hinterwäldler-Hausen mal floriert. Alle hatten Arbeit, genug Geld und Freunde im Überfluss. Wenn dann mal einer außerhalb der Reihe getanzt hat, ist er eben weg vom Fenster gewesen. Was mir allerdings nicht einleuchtet, ist, dass die Evolution in diesem Fall noch nicht gegriffen hat. Normalerweise passen sich Lebensformen ja immer ihrem Umfeld an. Da wäre es doch nur logisch, wenn sich die Leute in Nirgendwo mal ein bisschen zusammenraufen würden, wo sie doch weder Arbeit noch Geld oder einen besonderen Draht zu anderen haben. Aber vielleicht ist der Landkreis derart unattraktiv, dass sogar die Evolution dort schon das Handtuch geworfen hat.
„Können wir dieses Thema jetzt bitte abschließen und uns dem nächsten Punkt der Gedanken widmen, die ich bisher nie ausgesprochen habe?“, fahre ich Sunny an, während sie mich gerade aufs Herzlichste umarmt. „Ich würde mein Single-Leben wirklich unheimlich gerne an den Nagel hängen, aber allein schaffe ich das nicht.“
„Okay“, Sunny salutiert vor mir. „Was soll ich tun?“
„Du suchst für mich einen Mann bei der Partnerbörse. Ich will nicht ausschließen, dass meine Antennen noch auf Muttersöhnchen, Looser und Volldeppen eingestellt sind. Da du jetzt einen Freund hast, hoffe ich, dass dein Sonar die Störsignale herausfiltert. Demzufolge rechne ich mir höhere Chancen aus, mit deiner Hilfe zur Abwechslung mal einen halbwegs passablen Treffer zu landen.“
20
Es ist schon wieder Samstag, und ich werfe mich ein weiteres Mal für ein Blind-Date in Schale. Eigentlich habe ich heute gar keine Lust darauf. Nachdem Sunny jedoch zwei Nächte lang damit beschäftigt gewesen war, diverse Single-Plattformen nach meiner potenziellen großen Liebe zu durchforsten, hat sie mir Prügel angedroht, so ich gedenke, das Treffen abzusagen. In der Hoffnung, im Voraus vielleicht doch noch einen gravierenden Makel an ihm entdecken zu können, habe ich am Nachmittag sogar selbst schon einmal mit ihm gechatet.
Sein Name ist Oliver. Er ist einunddreißig Jahre alt und arbeitet als Mechatroniker in der Werkstatt eines namenhaften Autoherstellers.
Zunächst war ich skeptisch, weil mein Bedarf an Tuning-verrückten Männern für dieses Leben bereits gedeckt ist. Doch er hat mir versichert, dass er mit solchen Dingen überhaupt nichts am Hut hat. Das finde ich gut. Anschließend habe ich ihn ausgefragt, ob er noch bei seinen Eltern lebt oder von ihnen finanziert wird und wie er zu einer Anzahl von vierundzwanzig Urlaubstagen steht. Seine Antworten lauteten nein , schon lange nicht mehr und viel zu wenig .
Unterm Strich habe ich also gerade einen Mann an der Angel, der bereits bewiesen hat, dass er eigenständig leben kann. Außerdem besitzt er die Fähigkeit logischen Denkens, und darüber hinaus ist er auch noch handwerklich begabt. Das gibt erstmal jede Menge Pluspunkte. Von dem Foto, um das ich ihn gebeten habe, bin ich ebenfalls positiv überrascht. Er macht einen soliden Eindruck.
Wir verabreden uns im „ Rudi’s “. Das traumhaft schöne Sommerwetter erlaubt es mir, heute mein neues, geblümtes Kleid zu tragen. Als ich das Bistro betrete, fällt Rudi fast aus allen Wolken.
„Hübsch siehst du heute aus“, bemerkt er anerkennend. „Wie eine richtige Dame!“
„Dankeschön“, erwidere ich erfreut. „Sunny meinte, dass es eine Schande wäre, immer nur in Jeans herumzulaufen, wo wir doch endlich mal so einen tollen Sommer haben.“
„Recht hat sie. Was darf ich dir bringen?“
„Erstmal nur einen Kaffee, bitte. Ich erwarte noch jemanden.“
„Wieder der hässliche Vogel vom letzten Mal?“, fragt Rudi stirnrunzelnd.
„Um Himmels Willen nein! Ich bin froh, den los zu sein. Und hätte ich über die Partnersuche-Plattform ein Foto von ihm angefordert, wäre es auch niemals zu einem Treffen gekommen.“
„Du datest Männer, die du im Internet kennengelernt hast?“, erkundigt er sich skeptisch. „Was ist aus den guten alten Methoden geworden? Früher hat man Leute auf Partys oder bei der Arbeit kennengelernt.“
„Wenn du das sagst, klingt das so vorwurfsvoll.“
„Ich finde es eben besser, wenn man sich vorsichtig aneinander herantastet. Lernst du jemanden
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