Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)
im Alltag kennen, sind alle Optionen offen. Bevor man darüber nachdenkt, ob derjenige ein geeigneter Partner wäre, erfährt man etwas über den Charakter und die Interessen des anderen. So verliebt man sich ineinander oder eben auch nicht.“
„Meiner Meinung nach hat das alles seine Vor- und Nachteile. Wenn ich jemanden über die Partnervermittlung kennenlerne, weiß ich somit schon einmal, dass er auch auf der Suche ist. Außerdem habe ich dort auch die Möglichkeit, seinen Charakter zu erforschen. Und ob ich mich dann noch mit demjenigen treffen möchte, kann ich später immer noch entscheiden. Da besteht ja kein Zwang oder sowas. Es ist ja alles offen. Was für mich persönlich allerdings unter gar keinen Umständen infrage kommen würde, ist ein Mann, mit dem ich zusammenarbeite. So etwas kann ja nur Probleme geben.“
„Bist du denn schon einmal mit einem Arbeitskollegen ausgegangen?“
„Nein“, erwidere ich zögerlich und denke dabei an den Abend mit Andreas und den anderen in der Karaokebar. Ob das wohl unter die Rubrik miteinander ausgehen fallen könnte? Ich weiß es nicht. Sicher ist nur, dass ich an dem Abend mehr Spaß hatte, als jemals zuvor in meinem Leben.
„Natalie?“, höre ich plötzlich jemanden meinen Namen sagen.
Ich schrecke auf. Es ist Oliver.
Er lächelt mich freundlich an und sieht für mein Empfinden sogar noch besser aus als auf dem Foto.
„Die bin ich“, erwidere ich freundlich.
„Bitte entschuldige meine Verspätung! Ich habe meine Bahn verpasst, und durch eine Baustelle habe ich dann auch noch den falschen Bus erwischt.“
„Kein Thema!“, winke ich lässig ab. „So etwas kann ja mal vorkommen.“
Oliver setzt sich zu mir. Wir bestellen Eis, und ich ordere noch mehr Kaffee. Er erzählt mir, dass er auch kein gebürtiger Hamburger ist, drei Schwestern hat und erst seit Kurzem in Nienstedten wohnt. Außerdem fährt er auch gerne in den Urlaub, und wenn er dafür keinen Begleiter findet, zieht er auch mal allein los. Neben seinem Job absolviert er noch ein Fernstudium, welches aufgrund seines Umzuges leider ein wenig auf der Strecke geblieben ist. Doch er gelobt, den versäumten Stoff so schnell wie möglich nachzulernen. Er scheint ausgesprochen nett zu sein. Da hat Sunny wirklich einen Volltreffer gelandet.
„Und was machst du in deiner Freizeit so?“, möchte er von mir wissen.
Das ist eine gute Frage. Hm, mal sehen ... Ich leide offenbar an Depressionen, mache demzufolge eine Therapie und schreibe ein Buch über verkorkste Mütter und Schwiegermütter. Außerdem himmle ich seit unserer ersten Begegnung einen Mann an, den ich mir selbst verboten habe.
„Ich bin Ordnungsfanatikerin und singe gern Karaoke“, erwidere ich knapp.
„Ordnungsfanatikerin?“, wiederholt Oliver erfreut. „Das trifft sich ja gut. Wenn du Zeit hast, kannst du gerne mal bei mir vorbeikommen und aufräumen.“
Autsch ... Weder ist dieser Spruch in irgendeiner Art und Weise lustig noch besonders originell. Etwas Ähnliches höre ich andauernd. Und nein – ich putze bei niemand anderem! Es ist ja nicht so, als würde ich das gerne tun. Das fällt einzig und allein unter die Kategorie Zwänge . Und kein Mensch, der so etwas nachempfinden kann, würde je so eine Frage stellen.
„Sag mal, gehst du gern ins Kino?“, fragt Oliver, dem meine Enttäuschung offenbar entgangen ist. „Ich bin nachher noch mit einigen Freunden verabredet. Wir sind uns zwar noch nicht über den Film einig, aber es hat bestimmt niemand etwas dagegen, wenn ich dich mitbringe.“
„Danke für das Angebot“, entgegne ich verhalten. „Leider habe ich später schon etwas anderes vor.“
„Das ist wirklich schade. Aber vielleicht holen wir das irgendwann nach.“
„Sehr gerne“, sage ich, obwohl ich weiß, dass es vermutlich niemals dazu kommen wird. Warum das so ist, kann ich mir allerdings nicht erklären. Zwar würde ich es gerne auf den Ausrutscher mit dem Aufräumen schieben, doch irgendwie habe ich das Gefühl, dass es nur ein Vorwand wäre.
„Das freut mich! Dann werde ich mal zahlen, denn ich muss mich gleich auf den Weg machen. Du hattest den Eisbecher und drei Tassen Kaffee, richtig?“
Oh je, jetzt möchte er auch noch die Rechnung übernehmen. Das ist wirklich nett, und nebenbei bemerkt ist er der erste Mann, der das freiwillig tun würde. Trotzdem kann ich mich irgendwie nicht auf ihn einlassen. Während mein Verstand aus Leibeskräften schreit, dass er eine Chance verdient hat, sagt
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