Wo die coolen Kerle wohnen
materiellen Wünsche erfüllte – oder vielleicht gerade deshalb?
Auch Armin konnte sich seiner Frau gegenüber nicht behaupten: »Meine Frau hat doch tatsächlich den Code für mein Tagebuch im PC geknackt und es gelesen! Anschließend warf sie mir vor, was ich da über sie und unsere Beziehung Schlimmes hineingeschrieben hätte! Und ich habe auch noch versucht, mich zu rechtfertigen. Ich kam gar nicht darauf, ihr Vorwürfe zu machen, oder mir zu verbitten, dass sie meine Tagebücher liest! Ich habe nicht auf den Tisch gehauen. Im Gegenteil: Ich fühlte mich schlecht, hatte Schuldgefühle, weil ich da was Negatives notiert hatte.
Ich hatte Angst vor ihren Reaktionen und dachte, je mehr ich auf sie eingehe, ihr entgegenkomme und versuche, alles zu erklären und nach Möglichkeit zu entkräften, umso besser könnte es für mich ausgehen.«
Das hat leider nicht geklappt. Die Geschichte endete damit, dass sich Armins Frau einen Liebhaber suchte, der sich für ihr Wohl und Wehe wenig interessierte, der die Hosen anhatte und anbehielt, vorrangig seine eigenen Forderungen auf den Tisch knallte und auch im Bett der Bestimmer war.
Viele Männer wollen also gefällig sein, oder wenigstens nicht erwischt werden, wenn sie etwas tun, was ihren Frauen vielleicht nicht gefällt. Sie wollen gelobt werden, in der Hoffnung, dass sie dann geliebt werden, oder wenigstens nicht beschimpft oder bestraft. Wie kleine Jungs, die Angst vor Mutti haben. So viel Macht überlassen sie den Frauen.
Die Frauen ihrerseits fühlen sich durch die verwaschenen Reaktionen der Männer verunsichert. Weil sie nicht wissen, woran sie mit den Typen eigentlich sind. Weil die Männer nicht Farbe bekennen. Und sie sind enttäuscht, weil Männer, die nicht Farbe bekennen, so furchtbar blass sind. Und konturlos.
Lauter feige Typen?
In ihrem wunderbar klugen Buch Anleitung zum Männlichsein sind die Journalisten Andreas und Stephan Lebert der Frage nachgegangen, was Männer tun und lassen sollten, um endlich ein würdevolles männliches Dasein zu führen, eine authentische Form von Männlichkeit zu leben, die ihnen selbst guttut und nicht zuletzt auch ihren Frauen. Andreas Lebert (Jahrgang ’55) ist Chefredakteur der Frauenzeitschrift Brigitte , Stephan Lebert (Jahrgang ’61), Redakteur bei der Wochenzeitung Die Zeit . Selbstkritisch erörtern die Lebert-Brüder, warum sich der Mann von heute so oft als lascher »Mann ohne Eigenschaften« gebärdet:
»In unseren Beziehungen mit Frauen tun wir vieles deshalb nicht, weil wir uns nicht trauen. Warum sagen wir ihr nicht an einem ganz normalen Sonntagnachmittag, an dem sie uns langweilt: ›Du langweilst mich‹? Warum stimmen wir zu, ihren Traum vom Haus auf dem Land zu verwirklichen, wenn uns vor der großen Ruhe zwischen Zuckerrüben graut? Warum muten wir ihr nicht mehr Unzuverlässigkeit zu? Unberechenbarkeit? Unmoralisches Verhalten?
Aus Taktgefühl? Weil man sie nicht verletzen will? (…)
Wir weichen der Auseinandersetzung am Sonntagnachmittag deshalb aus, weil wir die Folgen fürchten. Zum einen: Wie wird ihre Reaktion sein? Was wird das für ein Streit? Aber zum anderen fürchten wir noch viel mehr, dass wir eine Frage in uns selbst beantworten müssten: Wenn wir uns langweilen, warum ändern wir das nicht? Wir könnten in die Oper gehen, sie verführen – oder sie verlassen.
Ihr Traum vom Landhaus. Wenn wir dazu nein sagen würden, wüssten wir wieder nicht, wie sie reagiert. Aber noch schlimmer: Wir müssten selbst einen Traum entwerfen, eine Vorstellung vom Leben, von der Zukunft mit ihr. (…)
Männer haben sich angewöhnt, lieber in Passivität zu verharren, oder anders ausgedrückt, sie sind bequem, träge. (…) Aber es ist nicht nur Bequemlichkeit, die hier zu diagnostizieren ist. Man muss leider ein unangenehmes Wort aussprechen: Feigheit.«
Hart gehen Andreas und Stephan Lebert mit sich und ihren Geschlechtsgenossen ins Gericht. Und Feigheit ist in der Tat jene Schwäche, die Frauen ihren Männern neben Untreue und Trägheit am häufigsten vorwerfen.
Andererseits kann man davon ausgehen, dass kein Mensch einfach so, freiwillig oder gar absichtlich, feige wird. Auch kein Eingeborener im Midlife-Männer-Land. Die Feigheit des Mannes kommt nicht von ungefähr. Jemand muss ihm den Schneid abgekauft haben.
Es entspricht dem aktuellen Stand der Männerforschung, und auch nach Bernhard Claus Sanders Coaching-Erfahrung ist der Mangel an Standfestigkeit, die fehlende »Traute« der
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